Familienanhang - Review - Staffel 3

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"Familienanhang" ist eine Serie, die sich pro Staffel positiv steigert. Im Piloten hat man meiner Meinung nach zu sehr darauf gesetzt, möglichst viele witzige Dialoge unterzubringen, zumal man sich im Genre Comedy befindet und daher schon den Stempel weg hat, unbedingt witzig sein zu müssen. Jedoch hat sich das Blatt über die Jahre gewandelt und man hat auch hier die ernsteren Töne angeschlagen. Bereits in der vergangenen Staffel hat "Familienanhang" bewiesen, dass man gut die Balance halten kann. Wie gut das auch in Staffel 3 geklappt hat und warum mir diese Serie noch immer so gut gefällt, erfahrt ihr jetzt.

Foto: Familienanhang (Family Reunion) - Copyright: John P. Fleenor/Netflix
Familienanhang (Family Reunion)
© John P. Fleenor/Netflix

Staffel 3 - oder wie Netflix es nennt Teil 3 - der Serie ist bereits seit April 2021 beim Streamingdienst verfügbar. Warum ich es mir erst jetzt angesehen habe, hat einfach damit zu tun, dass ich nun in der Stimmung war. Immerhin hat "Familienanhang" mit der Zeit bewiesen, dass sie nicht auf Schenkelklopfer aus ist, sondern tatsächlich eine Botschaft vermitteln will und ich wollte dem Ganzen meine volle Aufmerksamkeit schenken. Mit der Zeit scheinen nämlich die Verantwortlichen erkannt zu haben, dass sie nicht einen Witz nach dem anderen bringen müssen, sondern eher auf Situationskomik setzen sollten, die vor allem bei mir als Zuschauerin ankommt. Aber auch, dass vor allem Jade (Talia Jackson), Shaka (Isaiah Russell-Bailey), Mazzi (Cameron J. Wright) und Ami (Jordyn Raya James) größer werden, merkt man besonders dieser Staffel an.

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Foto: Cameron J. Wright & Jordyn Raya James, Familienanhang - Copyright: John P. Fleenor/Netflix
Cameron J. Wright & Jordyn Raya James, Familienanhang
© John P. Fleenor/Netflix

Besonders Mazzi wächst immer mehr zu einem Jugendlichen heran, was sich vor allem in der ersten Episode zeigt. Wer war in jungen Jahren nicht schon mal in seinen Lehrer bzw. in seine Lehrerin verliebt? Mazzi macht diese Erfahrung mit seiner Klavierlehrerin Ms. Karen (Anika Noni Rose) ebenso und ich muss sagen, dass er, wäre er älter, vielleicht doch eine Chance gehabt hätte. Denn seine Lehrerin kommt wirklich nett daher und lobt ihn für sein Können und es ist vollkommen logisch, dass Mazzi darauf anspringt und sich von seiner besten Seite zeigt. Allerdings ist mit seinem Onkel Daniel (Warren Burke) die Konkurrenz eben auch nicht weit. Ich weiß auch nicht, aber mit Daniel werde ich einfach nicht warm. Irgendwie ist der Gute mir zu aufdringlich. Kein Wunder also, dass Mazzi ihn fertig gemacht hat und nicht wollte, dass er ihm bei Karen in die Quere kommt. So ganz verteufeln möchte ich Daniel aber auch nicht. Denn als er erkannt hat, wie ernst es Mazzi ist, hat er sich an den Bro-Code erinnert, der einfach immer zählt. Dass er von Karen aber eine gehörige Ansage bekommen hat, hat ihm sicherlich auch nicht geschadet. Wobei man ja hier meiner Meinung nach wieder ein bisschen sehr klischeehaft vorgegangen ist und vermittelt hat, dass Frauen zwar immer die Wahrheit hören wollen, wenn sie sie aber hören, für billige Ausreden halten. Um Karen tut es mir aber wirklich leid, denn mir hat sie gut gefallen und auch wenn sie nichts mit Daniel angefangen hätte, so hätte man sie doch hier und da mal vorbeischauen lassen können.

Foto: Talia Jackson & Tia Mowry, Familienanhang - Copyright: John P. Fleenor/Netflix
Talia Jackson & Tia Mowry, Familienanhang
© John P. Fleenor/Netflix

Sehr leid tut es mir auch um Direktor Glass (Mark Curry), zwar war er kein Sympathieträger auf den ersten Blick, doch es war mir immer eine Freude, ihn zu sehen. Sein Ableben und die Verarbeitung mit dem Tod war ein sehr wichtiges Thema in dieser Staffel, denn es hat die verschiedenen Trauertypen gezeigt. Besonders wurde es deutlich bei Mazzi, Shaka aber auch Jade. Mazzi ist neben Ami der Jüngste unter den McKellan-Geschwister und an ihm konnte man meiner Meinung nach sehr gut erkennen, wie die meisten Kinder seines Alters mit einer solchen Nachricht umgehen. Er denkt, er müsse bald sterben und ganz ehrlich: Anfangs war M'Dear (Loretta Devine) alles andere als eine Hilfe. Shaka hat Glass auf besondere Weise geehrt, die mich sehr berührt und gezeigt hat, dass er zu seinem Direktor aufgesehen hat. Die schwierigste bzw. auch emotionalste Verarbeitung hatte Jade. Sie war nicht immer grün mit Glass, weil er sie doch immer irgendwie hat auflaufen lassen, so dass sie sich gewünscht hat, er möge nicht mehr da sein. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Jade sich schuldig gefühlt hat, als sich ihr 'Wunsch' sozusagen 'erfüllt' hat. Demnach fand ich das geisterhafte Gespräch zwischen ihr und ihm sehr passend und angebracht, denn so konnte Jade es für sich verarbeiten und Glass die letzte Ehre erweisen und auch M'Dear, die manchmal wirklich nicht die passenden Aussagen macht, hat gemerkt, wie schwierig es für ihre Enkel ist, mit dem Tod umzugehen. Dass sie sie in ein Bestattungsinstitut geschleppt hat, fand ich zwar anfangs ungewöhnlich, aber vielleicht das auch genau die richtige Methode, mit solchen Situationen besser umgehen zu können.

Foto: Loretta Devine, Familienanhang - Copyright: John P. Fleenor/Netflix
Loretta Devine, Familienanhang
© John P. Fleenor/Netflix

Wie ich schon schrieb, hat man gelernt, dass es nicht die Schenkelklopfer sein müssen, die einen zum Lachen bringen, sondern es ist die Situationskomik und somit auch das absolute Beste. Mit Loretta Devine hat man die beste Darstellerin gefunden, die M'Dear perfekt verkörpern kann, denn Devine hat bereits in einigen Szenen von "Grey's Anatomy" gezeigt, dass sie gut im Genre Comedy aufgehoben ist. Denn auch bei "Familienanhang" hat sie in dieser Staffel wieder Sprüche rausgehauen, die einen auch ohne Lachkonserven zum Lachen bringen können. Die Sprüche wirken zwar manchmal verdammt derb, aber sie haben eben auch Wahrheitsgehalt, so dass man darüber nachdenken muss. Loretta Devine kann aber auch wunderbar das Ernsthafte und Mütterliche in Kombination mit dem Lustigen spielen. So gibt es auch in dieser Staffel eine wunderbar Szene zwischen ihr und ihrem Sohn Moz (Anthony Alabi), die einmal mehr unterstreicht, dass es für eine Mutter völlig egal ist, wie alt ihr Kind ist, es bleibt ihr Kind und wenn es in der Scheiße sitzt, dann hilft man.

Aber auch Moz musste wichtige Lektionen lernen, da er seinen eigenen Kindern ebenfalls ein Vorbild ist oder sein sollte. So muss er erkennen, dass er aufgrund seiner Knieverletzung seinen Sport nicht mehr ausüben kann, weil eben seine Gesundheit wichtiger ist und dass man manchmal auch Jobs annehmen muss, die zwar nicht Spaß machen, aber Geld beschaffen, was sie dringend nötig haben.

"Familienanhang" hat es sich allerdings auch zur Aufgabe gemacht, Zuschauer*innen die Geschichte der schwarzen Bevölkerung näher zu bringen. Eine wichtige Episode ist daher in dieser Staffel #2.04 M'Dear schreibt Geschichte. Zugegeben klingen M'Dears Geschichten oftmals ein bisschen sehr ausgedacht, aber es ist wichtig und richtig, dass man geschichtliche Ereignisse mit in Serien und Filme einfließen lässt, da man so meiner Meinung nach mehr Menschen ansprechen und abholen kann und ich denke, Loretta Devine ist dafür bestens geeignet, das Ganze auch einfühlsam und verständlich an Zuschauer*innen transportieren zu können.

Die Serie "Familienanhang" ansehen:

Fazit

"Familienanhang" hat auch mit Staffel 3 unter Beweis gestellt, warum sich die Serie noch immer wacker hält und sogar Staffel 4 bereits sichere Sache ist. Es macht (mir) einfach unglaublichen Spaß, die Serie und Charaktere weiter ergründen zu können und dürfen.

Daniela S. - myFanbase

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