Cat's Eyes - Review Staffel 1

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Erinnert sich noch jemand an die Animeserie "Cat's Eye – Ein Supertrio", die ursprünglich in den 80er Jahren entstand, aber zusammen mit "Sailor Moon", den "Kickers" oder später auch "Dragonball" und "Pokémon" in den 90er Jahren bei RTL II lief? Im Detail kann ich mich leider nicht mehr an die Handlung erinnern, aber irgendwo tief verwurzelt war doch noch das Gefühl, dass sie mir damals gut gefallen hat. Als ich dann also hörte, dass es eine französische Remake-Serie als Realverfilmung geben würde, war ich doch ziemlich überrascht. Wieso gerade in Frankreich?

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Im Prinzip beantworte ich mir die Frage schon selbst mit meiner persönlichen Erinnerung. Die Animeserie, die in Frankreich erstmals Mitte der 80er Jahre als "Signé Cat's Eyes" veröffentlicht wurde, hat dort einen gewissen Kultstatus erreicht. Wenn man in Frankreich an japanische Animes denkt, dann vor allem an diese Serie, die viele an die Geschichten von Arsène Lupin erinnerte – der dort ähnlich berühmt ist wie Sherlock Holmes. Das löst in vielen ein nostalgisches Gefühl aus, da es Kindheits- oder Jugenderinnerungen sind. Inhaltlich übte die Geschichte von den drei Kunstdiebinnen, die in Frankreich übrigens schon damals Sylia, Tam und Alexia und nicht wie im Original Hitomi, Rui und Ai (in Deutschland hatten sie leicht abgewandelte Namen Hitomi, Nami und Love (Ai heißt schließlich auch "Liebe")) hießen, eine gewisse Faszination aus und warum sollte sich die Handlung nicht von Tokio auch auf andere Städte – wie beispielsweise Paris – übertragen lassen? Wer hier gleich über kulturelle Aneignung schimpft, der darf insofern beruhigt sein, dass der ursprüngliche Manga-Autor Tsukasa Hōjō in den Entwicklungsprozess involviert war und der französischen Version seine Zustimmung gab. Er soll sogar Ideen eingebracht haben, die Geschichte zu modernisieren und in das neue Umfeld zu übertragen. Serienmacher und Regisseur Alexandre Laurent ("Kämpferinnen"), der bereits seit 2017 nach einer Möglichkeit gesucht hatte, den Anime zu adaptieren, entwickelte für den öffentlich-rechtlichen Sender TF1 daraufhin eine Eventserie, die nicht nur ein Remake, sondern auch eine Hommage an das Original ist, da es ihren Geist bewahren sollte.

Foto: Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Thomas Braut; Big Band Story; TF1
Cat's Eyes
© ZDF/Thomas Braut; Big Band Story; TF1

Und an dieser Stelle wäre es vermutlich gut, den Originalanime oder die Mangavorlage besser zu kennen, um Vergleiche ziehen zu können, wie gut das tatsächlich gelungen ist. Stattdessen sind es die Kleinigkeiten, die selbst mir aufgefallen sind, die einen Fan vermutlich besonders freuen dürften. Neben dem animierten Vorspann und dem Titellied sind es Kleinigkeiten wie Kameraeinstellungen oder auch die Wahl der Drehorte, die einen an das Original oder einfach generell an einen Anime erinnern lassen. Immerhin spielt direkt die Auftaktfolge auf dem Eiffelturm, der genauso gut auch der berühmte Tokio Tower sein könnte, der in Anlehnung an das Wahrzeichen der Pariser Hauptstadt erbaut wurde.

Foto: Claire Romain, Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Caroline Dubois; Big Band Story
Claire Romain, Cat's Eyes
© ZDF/Caroline Dubois; Big Band Story

Überhaupt macht es unglaublich Eindruck, an welchen berühmten Orten in Paris die französische Adaption spielt. Wir klettern mit der Hauptfigur Tam (Camille Lou) auf dem Eiffelturm herum und blicken auch in Gustave Eiffels Büro an der Spitze des Turms, Alexia (Claire Romain) rennt mit uns durch den berühmten Spiegelsaal im Schloss Versailles und Sylia (Constance Labbé) führt mit ihren Schwestern verschiedene Aktionen im Louvre aus. Ob sich die reale Welt hier von der fiktiven hat inspirieren lassen, als es im Herbst 2025 zum Juwelendiebstahl dort kam? Nun gut, Einbrüche in Museen gehören in fiktionalen Diebesgeschichten wohl eher zur Tagesordnung. Wir fahren mit den Touristenschiffen auf der Seine mit, sehen die gute Radinfrastruktur und genießen vom Montmartre aus den Blick auf Paris. Man merkt, dass es nicht nur dem wichtigsten TV-Sender des Landes von Bedeutung war, eine tolle und eindrucksvolle Produktion zu präsentieren, man könnte schon annehmen, man befindet sich mitten in einer edlen Werbekampagne für die Pariser Tourismusbehörde, die uns hier ihre Schätze auch mal aus anderen Perspektiven präsentieren möchte. Ich war wahrscheinlich nicht die Einzige, die sich bei der ein oder anderen Szene auf den berühmten Zinndächern der Stadt an die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris 2024 erinnert fühlte, in der das Thema "Parcours" ebenfalls eine besondere Rolle spielte – die Serie hat hier zumindest nicht abgeschaut, wurden diese Szenen immerhin schon im Herbst 2023 gedreht. So oder so macht uns die Serie Lust, die französische Hauptstadt zu bereisen, weshalb ich gespannt bin, welche Drehorte man sich für die schon abgedrehte zweite Staffel ausgedacht hat. Neben dem Musée d'Orsay, dem Centre Pompidou und dem Tour Montparnasse wird man uns sicherlich noch weitere interessante Perspektiven schenken.

Foto: Camille Lou, Claire Romain & Constance Labbé, Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Caroline Dubois
Camille Lou, Claire Romain & Constance Labbé, Cat's Eyes
© ZDF/Caroline Dubois

Aber um mal von der perfekten Optik wegzukommen, darüber könnte man nämlich vermutlich noch seitenweise schwärmen, muss ich auch noch ein paar Sätze zur Handlung und den Hauptfiguren loswerden. Man rückt hier drei Schwestern in den Fokus, die zehn Jahre nach dem Tod ihres Vaters, einem Kunsthändler, immer noch nicht richtig damit abgeschlossen haben. Als dann plötzlich Kunstwerke bei Ausstellungen auftauchen, die aus seiner Sammlung stammen, ist sich Tam sicher, dass der Brand, dem er zum Opfer fiel, kein Unfall war, wie es die Polizei einst feststellte. Um Beweise zu finden, geht sie der Spur der Kunstwerke nach und löst damit eine Kettenreaktion aus, die zahlreiche Geheimnisse ans Licht bringt und die Schwestern vor neue Herausforderungen stellt. Diese Geschichte wird in meinen Augen schlüssig erzählt und durch geschickt gesetzte Cliffhanger an den Enden der Episoden auch spannend aufgebaut, so dass man das bingewatchen nur sehr schwer unterlassen kann. Es gibt ruhige Momente, aber es gibt auch Action-Sequenzen, die die Serie zu einem unterhaltsamen Erlebnis machen. Ich hatte durchaus Spaß beim Zuschauen, wodurch man über das ein oder andere Logikloch vielleicht hinwegsehen konnte, weil es insgesamt einfach ein stimmiges Bild war.

Foto: Claire Romain, Camille Lou & Constance Labbé, Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Caroline Dubois; Big Band Story
Claire Romain, Camille Lou & Constance Labbé, Cat's Eyes
© ZDF/Caroline Dubois; Big Band Story

Die drei Schwestern selbst sind einander sehr unterschiedlich, aber halten dennoch zusammen wie Pech und Schwefel, wenn es darauf ankommt. Sie sind mutig und stark und schaffen es, ihre innere Wut und Zerrissenheit ob ihrer Vergangenheit und all der Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kommen, dennoch ihren Fokus nicht zu verlieren und einen Schritt nach dem anderen zu gehen, um an ihr Ziel zu gelangen, den mysteriösen Tod ihres Vaters aufzuklären. Ja, stellenweise hätte ich mir gewünscht, dass wir noch ein wenig mehr Hintergrund erhalten, bspw. was Tamara in den letzten fünf Jahren getrieben hat und wieso es ihr und ihren Schwestern nun relativ einfach gelingt, zahlreiche Kunstdiebstähle durchzuführen. Ich meine, das ist ja nicht einfach ein Talent, was man hat, sondern dazu gehört ja schon einiges an strategischem und auch einfach physischem Können. Aber diese Lücken in der Hintergrundgeschichte macht die Serie durch das zwischenmenschliche der Figuren und auch den Humor wett. Stellenweise wurde ich doch sehr an die Netflix-Serie "Lupin" erinnert, nicht nur wegen der ähnlichen Thematik und Drehorte. Das Schelmische der Hauptfigur hat man Omar Sy sicherlich auch ein wenig auf den Leib geschrieben. Hier hat zwar keine der Schwestern dieses Funkeln in den Augen, so dass man ihr alles verzeihen würde, aber das Miteinander und die bedingungslose Liebe innerhalb einer Familie, die schon so viel durchgemacht hat, wird mit der ein oder anderen Streitigkeit und dem gelegentlichen Augenrollen unterlegt, so dass man sich vielleicht auch an die eigene Geschwisterbeziehung erinnert fühlt und um ein Schmunzeln nicht herumkommt. Gemeinsam sind sie definitiv stärker, denn wenn die eine mit dem Kopf durch die Wand will, kann die andere sie zurückhalten, und es ist auch immer jemand da, der einem den Rücken freihält, wenn eine Situation mal kritisch wird. Und auch das Zusammenspiel mit dem Polizisten und alten Familienfreund Quentin Chapuis, der gleichzeitig auch noch Tams Exfreund ist, sorgt für den ein oder anderen lustigen Moment. Eigentlich hat er so ein gutes Näschen, was den Fall angeht, aber er kommt halt immer ein paar Schritte zu spät. Deshalb hat es mich auch sehr zum Lachen gebracht, als er im Finale genervt meinte, dass er keine Lust mehr hat, Cat's Eyes ständig hinterher zu laufen.

Foto: Élodie Fontan, Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Caroline Dubois
Élodie Fontan, Cat's Eyes
© ZDF/Caroline Dubois

Aus heutiger Perspektive muss ich noch hervorheben, dass es bei den drei Schwestern nicht bleibt, wenn es um facettenreiche weibliche Hauptfiguren geht. Neben der klaren Gegenspielerin Prudence (Élodie Fontan), die nicht ohne Grund als "das Biest" oder "die Verrückte" betitelt wird, gibt es auch noch Quentins jetzige Freundin und Kollegin bei der Polizei, Gwen (Cindy Bruna), oder die besorgte Nachbarin und Familienfreundin, Hélène (Carole Bouquet), die alle auf ihre Art und Weise ihre starken Momente innerhalb der Serie bekommen. Die Männer hingegen fühlen sich vielleicht oft wie die mächtigen Strippenzieher, aber selbst Quentin muss ja einsehen, dass er den Frauen immer einen Schritt hinterher ist. Obwohl wir hier also einen männlichen Regisseur und Serienmacher haben, lässt er die Mitglieder seines Geschlechts nicht gerade gut aussehen. Auch mal erfrischend...

Foto: Guillaume de Tonquédec, Cat's Eyes - Copyright: ZDF/Caroline Dubois
Guillaume de Tonquédec, Cat's Eyes
© ZDF/Caroline Dubois

Fazit

"Cat's Eyes" hat mich wirklich positiv überrascht. Die Serie ist eine toll inszenierte Neuinterpretation des Mangas von Tsukasa Hōjō und der entsprechenden Anime-Fassung aus den 80er Jahren, nur diesmal im wunderschönen Paris. Das Schicksal der drei Schwestern, die für ein höheres Ziel zu Kunstdiebinnen werden, fasziniert einen und so kann man nach einem hochspannenden Finale die Ausstrahlung der zweiten Staffel auch kaum noch erwarten.

Die Serie "Cat's Eyes" ansehen:

Catherine Bühnsack - myFanbase

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