Blockbuster - Review, Staffel 1

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In meinem Kolumnentext zu den vielversprechendsten Neustarts für das vierte Quartal 2022 habe ich ausführlich begründet, warum die neue Netflix-Comedy "Blockbuster" bei mir auf dem Zettel gelandet ist. Nun war es endlich so weit und auch wenn ich eine zweite Staffel vermutlich ansehen würde, so habe ich doch in keiner Weise das bekommen, was ich mir im Vorfeld erhofft hat. Erfahrt hier, was genau damit gemeint ist.

Foto: Melissa Fumero & Randall Park, Blockbuster - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Ricardo Hubbs/Netflix
Melissa Fumero & Randall Park, Blockbuster
© 2022 Netflix, Inc.; Ricardo Hubbs/Netflix

Meine Erwartungen und daraus vor allem resultierenden Hoffnungen lagen in erster Linie an dem Serientitel und der damit veröffentlichten inhaltlichen Synopsis, denn ich kenne das aus dem eigenen Stadtumfeld, dass eine Videothek schon länger vergeblich zu suchen ist. Auch wenn hier mit der letzten Videothek nicht die letzte Videothek in den ganzen USA gemeint ist, so ist es die letzte Filiale eines großen Unternehmens, das nun apokalypseähnlich sich selbst überlassen wird. Auch wenn ich meinen Streaming-Luxus wohl wirklich nur in einem (noch) nicht vorstellbaren Szenario hergeben würde, kann ich mich an die Zeiten noch gut erinnern, wo man in den Videotheken durch die Reihe gestreift ist, um etwas Passendes für sich zu finden. Diese Diskrepanz unserer heutigen Zeit gepaart mit einer großen Portion Nostalgie passte ideal in die Idee von "Blockbuster" und ich fand es speziell untergebracht beim Streamingriesen Netflix spannend. Auch wenn das Unternehmen einst selbst als Videothek startete, hat es letztlich zum Untergang dieser Branche beigetragen. Ist somit eine Portion Metakritik zu erwarten, wie es zuletzt beispielsweise auch bei Marvel durch "She-Hulk: Die Anwältin" passierte?

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Nein, ist es nicht. Denn es ergibt sich schnell der Eindruck, dass "Blockbuster" mit seiner eigenen kleinen Welt beschäftigt ist und dass ein Blick über den Tellerrand gar nicht erwünscht ist. Zwar gab es im Pilot kleinere Andeutungen, aber wenn das in zehn Episoden alles ist, dann hat man es schnell auch wieder vergessen. Das hat mich doch etwas negativ überrascht. Zumal ich zuletzt mit Workplace-Comedys wie "Brooklyn Nine-Nine" und "Superstore" sehr positive Erfahrungen gemacht habe, die immer ein größeres Ganzes im Blick habe. Und schaut man auf die "Blockbuster"-Schöpferin Vanessa Ramos und zieht ihre Credits heran, dann stoßen einem genau die genannten Comedyserien ins Auge, weswegen ich mich umso deutlicher frage: warum? Warum ist "Blockbuster" so gar nicht meta und warum könnte es auch eine Serie sein, die in jedem anderen Arbeitsumfeld sonst spielt? Das ist definitiv die große Kritik, die sich die Netflix-Produktion vorwerfen muss. Zwar gibt es immer mal wieder Referenzen auf Filme und Serien und es gibt Hinweise auf unsere heutige Streamingkultur, Untertitel ja oder nein, Geschwindigkeit verändern ja oder nein, aber inzwischen sind so viele Produktionen voll von lustigen und treffsicheren Referenzen auf unsere Popkultur, dass es bei "Blockbuster" unweigerlich auffällt, wenn man genau diese Aufgabe nur oberflächlich erfüllt.

Foto: Kamaia Fairburn & J.B. Smoove, Blockbuster - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Kamaia Fairburn & J.B. Smoove, Blockbuster
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

"Blockbuster" startet mit zehn Episoden in diese erste Staffel, was nicht viel ist, speziell für eine Comedyserie nicht. Ich verstehe, dass manche Themen erst wirklich dann Sinn ergeben, wenn man sich an die Figuren gewöhnt hat und wenn über die entsprechenden unterschiedlichen Charaktere diese Themen auch mitreißend transportiert werden können. Dementsprechend findet Charakterarbeit statt, ja, aber mir persönlich noch zu oberflächlich. Der Hauptcast ist mit Timmy (Randall Park), Eliza (Melissa Fumero), Connie (Olga Merediz), Carlos (Tyler Alvarez) und Hannah (Madeleine Arthur) sehr klein gehalten und man bekommt für ihre Charaktere durchaus ein gutes Gespür, auch wenn das etwas gehässig gesagt angesichts ihres stereotypen Verhaltens nicht schwer ist. Dennoch sehe ich Bemühungen, speziell auch bei Carlos, der sich als queere Figur und als Kind einer Einwanderungsfamilie immer wieder neu behaupten muss. Ich glaube grundsätzlich auch, dass man mit den Figuren ein Grundgerüst hat, mit dem man arbeiten kann. Und seien wir ehrlich, Comedyserien leben auch von Stereotypen, es wäre also falsch, diese völlig abzubauen, aber es wäre auch genau richtig, sie etwas herunterzufahren, denn eine Figur wie Percy (J.B. Smoove), der zwar nur zum Nebencast zählt, aber dennoch oft genug zu sehen war, ging mir wirklich total auf den Zeiger, weil er sich immer beschwerte, dass Timmy zu wenig Zeit hat und nur seinen Laden und seine Schwärmerei für Eliza kennt, hat sich aber selbst ständig wie ein egoistischer (und damit schlechter) Freund verhalten.

Foto: Blockbuster - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Blockbuster
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Die Kernstützen des Geschehens sind eindeutig Timmy und Eliza, die mit Park und Fumero auch mit den bereits bekannteren Namen besetzt sind. Mir fiel schnell auf, dass nicht nur die Figuren oft stereotyp verharren, sondern dass auch ihre Darsteller*innen stereotyp besetzt werden, denn Park spielt eine Version aus "Fresh Off the Boat" und Fumero aus "Brooklyn Nine-Nine". Das hat einerseits schneller für ein Gefühl von Vertrautheit gesorgt, war aber dennoch auch nicht ideal. Insgesamt habe ich es mit Park aber vertragen, weil ich ihn einfach als Typ goldig und genial finde. Er hat eine Art, wenn man ihn sieht, dass sich die gute Laune von selbst einstellt und man kann gegen Timmy charakterlich auch nicht viel sagen, weil er im Herzen einfach gut ist und damit passt er für die Rolle auch perfekt. Fumero wiederum hat eine Art, die Zuschauerschaft mit ihrer Art schon mal zu reizen, denn ihre Charaktere sind eher rechthaberisch, verbissen ehrgeizig, aber mit jede Menge Unsicherheiten tief innen drin begraben. Als Amy konnte man sie acht Staffeln lang begleiten, mit Eliza ist das noch zu wenig, aber auch sie ist manchmal nah am Wahnsinn. Dann aber wiederum hat sie gute Momente, vor allem warme Momente, so fand ich ihr finales Gespräch mit Aaron (Leonard Robison) im Finale großartig geschrieben, weil es so offen ehrlich war, aber ansonsten wird sie (noch) zu anstrengend gezeichnet. Bei den anderen hat mich wie gesagt Carlos am meisten bislang überzeugt, bei Hannah ist es definitiv zu stereotyp (dabei hat Arthur mit "Devil in Ohio" bewiesen, WIE sie spielen kann) und Connie sticht schon wegen ihres Alters heraus und man merkt auch, dass ihre Darstellerin Spiellust hat, aber auch hier muss noch deutlich mehr kommen.

Zum Humor muss ich sagen, dass es etwas schwierig war. Das meiste wirkte zu gewollt, aber dennoch gab es auch gute Momente, wobei mir hier erfreulicherweise auffiel, dass es nicht speziell an eine Figur gebunden war, sondern alle mal sehr gute Momente geschrieben bekommen und diese entsprechend schauspielerisch ausgefüllt haben. Das beweist auch wieder, dass das Potenzial grundsätzlich da ist. Inhaltlich bleibe ich dabei, dass es zu privat ist und zu wenig den Arbeitsplatz betreffend. Wenn ich alleine auf Timmy schaue, dann war er überwiegend damit beschäftigt, hinter Eliza her zu schwärmen und sich mit Percy herumzuschlagen und für die anderen kann ich auch so ein gebündeltes Päckchen nennen und das muss ja nicht sein, schließlich sind Geschichten erstmal kaum Grenzen gesetzt. Was ich wiederum vielversprechend fand, dass sind die – ich nenne sie mal – Musterkunden. Es gab einige, die als Stammkunden immer wieder auftauchen, wie die Dame, die immer im unpassendsten Moment etwas beizutragen hatte und sich dann immer rückwärts gehend der Situation entzog. Genau hier war die Stereotypen dann genial, weil es hier immer ein sicherer Lacher war. Zumal sie eben nicht in jeder Episode auftauchte und es somit auch nicht berechenbar wurde. Das ist definitiv ein Ansatz, den man auch beibehalten sollte.

Fazit

Bei "Blockbuster" liegen Hoffnungen/Erwartungen und Endergebnis doch weit auseinander, denn unter einer Workplace-Comedy eingeteilt hätte ich mir definitiv mehr inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Videoverleih gewünscht. Dennoch heißt diese Diskrepanz nicht, dass man gleich abschalten muss. Auch wenn ich in Bezug auf Charaktere, Inhalt und Humor einige kritische Worte angebracht habe, so sind es nur zehn Episoden gewesen, die etwas zum Eingrooven reichen. Sollte eine zweite Staffel genehmigt werden, so entscheidet diese erst, wie das Urteil über "Blockbuster" präziser ausfällt.

Die Serie "Blockbuster" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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