Bewertung
Francisca Urio

It's a Woman's World

2007 – da musste sie gehen. Eben noch hatte die damals 26-jährige Berlinerin ohne Gesangsausbildung glänzend "Beautiful" von Mrs. Aguilera gesungen, schon sorgten 0,15 Prozent Stimmenunterschied zu Martin Stosch für ihren Abschied in der erst vierten "Deutschland sucht den Superstar"-Mottoshow der vierten Staffel. Und der war bitter, denn die Jury, die Kritiker und eigentlich auch die Zuschauer liebten sie. Nur hatten wohl zu viele gedacht, dass genug Andere für die Favoritin anrufen würden. Falsch gedacht – "Uriogate" passierte und wird noch heute von der DSDS-Jury als Anrufmotivation verwendet.

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2010 – da kam sie wieder. Okay, sie war nie wirklich weg. Sie sang bei Galas, Sportveranstaltungen und Theater-Revues. Damit machte sie im Grunde da weiter, womit sie vor DSDS bereits begonnen hatte, nämlich sich alle erdenklichen Wege zu suchen, um Musik machen zu können. Und natürlich schrieb sie Songs, suchte sich Produzenten, machte Demo-Aufnahmen. Ein Song hat's jetzt in's CD-Presswerk und damit in die Läden geschafft: "It's a Woman's World".

Und der überrascht sobald er bei Sekunde acht richtig losgeht. Ein Elektrobeat? Britneys "Womanizer", Christina Aguileras "Keeps Gettin' Better" oder, um im DSDS-Kosmos zu verweilen, "Love sux" von Linda Teodosiu kommen einem sofort in den Kopf. Um erst mal bei Vergleichen zu bleiben: Der vorherrschende Beat und die Bassline sind besser als die in Lindas vor einem Jahr veröffentlichten Debütsingle, aber – verwundert es jemanden? – schlechter als die von Britney und X-tina. Die Hook kann mit den zwei Stars auch nicht mithalten, wirkliches Hitpotential hat sie genauso wenig wie wirklichen Sex-Appeal, aber sie geht einigermaßen ins Ohr.

Was den Song über starke Frauen im Endeffekt hörenswert macht, ist Francis Stimme. Wer die vergessen hat, sollte sich auf diversen Videoportalen mal ihr "Lady Marmelade" ansehen. In "It's a Woman's World" kann sie leider nicht das zeigen, was sie drauf hat, aber selbstverständlich schimmert das Niveau ihrer sicheren, präsenten, zu DSDS-Zeiten oft als "zu perfekt" bezeichneten Stimme durch. Manch einem mag sie hier gerade an den hohen Stellen zu hart klingen – letztlich passt dies aber zu einem Popsong, der nicht verstecken will, dass er aus dem Computer kommt. Gerade im letzten Drittel kann die Tochter einer Deutschen und eines Tansaniers in raffinierten Schleifen die vermisste Natürlichkeit und ein wenig Soul, durch den sie im TV immer bestach, reinbringen.

Fazit

Dennoch muss das Resümee zu dem Titelsong der Dessousmarke Lascana, für die sie nun auch modelt, ganz klar lauten: Potential verschenkt. Die Lady kann mehr. Es muss ja kein Soul oder R'n'B sein, so wie ich es erwartet hatte, es darf gerne auch anspruchsvoller Pop sein. Da zwei weitere Lascana-Songs von ihr angekündigt sind und im Sommer ein komplettes Album erscheinen soll, darf man gespannt sein, ob sie und ihre Produzenten ähnlich urteilen und besseres Material schaffen. Und dann kann es "2010 – da blieb sie uns erhalten" heißen...

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Micha S. - myFanbase
21.05.2010

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