Eurovision Song Contest 2006

21. Mai 2006 – Die Endrunde des Eurovision Song Contests ist vorbei und mit der verschärften Ausgabe der Rocky Horror Picture Show, den Finnen Lordi, steht ein mehr als eindeutiger Gewinner fest. Und diese fielen exzellent aus allem raus, hauptsächlich natürlich aus dem Konzept, was ihnen wohl sicher den Gewinn einfuhr. Aber das kann man durchgehen lassen, zumal es wohl auch eine der sehr wenigen Nummern war, die zurecht auf den oberen Plätzen landete.

Aber von Beginn an. Als um kurz nach neun der von Siegel geführte Sechserpack mit dem an Einfallsreichtum kaum zu überbietenden Namen six4one den Contest eröffneten, war der erste Schritt getan. Der erste Schritt zum Supergau. Der Schritt zu einer Show, die an Langeweile, Vorhersehbarkeit, größtenteils fehlendem Talent und Osteuropa wohl kaum überboten werden dürfte. Da zeigt sich die A-Cappella-Truppe aus Lettland mutig, trotzdem schlecht. Wer den Töchtern von Herrn Tomate etwas abgewinnen konnte, der wird den Weg zu richtiger Musik vermutlich nie finden. Russland hatte ein putziges Kerlchen, den sie brav vorzeigten, mit Muskel-Shirt und so weiter, was den Titel aber nicht besser machte. Und die putzige Studentin aus Mazedonien soll lieber weiterstudieren anstatt unsere Gehörgänge zu quälen. Anständig machten es im ersten Teil nur die 17jährige Dänin und auch die deutsche Formation namens Texas Lightning machte ihren Job ganz vernünftig.

Würde es doch nur besser werden, dachte sich mancher. Doch all diejenigen wurden enttäuscht, wurde es nämlich nicht, wie uns die folgenden Interpreten mit Bravour bewiesen. Stoff für die imaginäre Organisation für Musikverwertung gab es von Kroatien bis nach Schweden. Nach der Darbietung Frankreichs könnte der Turm von Pisa eigentlich umgesetzt werden und in Zukunft bitte aus allen Ländern Richtung Orient einen Bauchtanz, die Türkei macht es vor. Zum Glück aber auch in Teil zwei kleine Lichtblicke. Erfrischend schauselig überzeugten Lordi mit ihrem Hard Rock Hallelujah. Daz Sampson ausm Inselreich und der Nachbar aus Irland waren auch ganz nett. Der Rest war wirklich Schrott vom Allerfeinsten. Geboten wurde außerdem viel nackte Haut, aber die gibt’s um Welten anspruchsvoller und mit besserem musikalischen Drumherum auch in vielen Softpornos.

Nach einer Fischvergiftung nach der anderen ging es dann auch endlich ans Magenauspumpen. Die Punktevergabe. Doch bereits nach Land Nummer zwei war klar, auch das wird nichts werden. Unspektakulär wie eh und je schossen sich die Länder die Punkte zu, ohne einen Hauch von Qualitätsunterscheidung feststellen zu können. Aus sämtlichen Kleinländern in Osteuropa gingen somit Höchstpunktzahlen an Russland und im skandinavischen Raum versteht man den länderbezeichnenden Überbegriff. Auch hier fiel Finnland aus der Reihe, die am Ende strahlenden, äh, schauseligen Gewinner.

Stellen wir uns nun die Frage: War das Glas nun halbvoll oder halbleer? Fakt ist: In dem Glas war gar nichts. Und wollen wir in dem Glas überhaupt was haben? Fakt ist: Vorerst sollte ein wenig Niveau und Anspruch zu Besserung verhelfen. Aber um dem Übel ein Ende zu setzen, verhunze ich nun mal eine Zeile der deutschen Kuschi-Wuschi Truppe Echt. In diesem Sinne: Wir haben´s getan, zum allerletzten mal...

P.S.: Tabellen und sonstigen Kram sparen wir uns an dieser Stelle, ist ja eh alles Schrott.

René Krieger - myFanbase