Schwarzoderweiss

Die Themen sind für Fendrich nicht neu - die Lage der Weltpolitik, junge Frauen und ältere Männer (mit ganz viel Augenzwinkern und ganz viel Wahrheit: "Sugar Daddies") -, doch kann man ihm das erneute Abarbeiten nicht vorwerfen. Immerhin haben sich die Dinge, die die Welt bewegen, einfach auch kaum geändert in den letzten Jahren, höchstens zum Schlechteren. Einer der Gründe dafür: die ständige Erreichbarkeit auf dem Smartphone.

"Stell dir vor, es gibt koa Internet" beginnt sein neues Album "Schwarzoderweiss" mit dem Song "Wenn Du Was Willst". Hier singt Rainhard Fendrich auf einer fast bedrohlichen Lagerfeuergitarre. Im Refrain wird er dann offener, wünscht sich direkte Kommunikation. Der schlau geschriebene Text lässt gar nicht erst zu, dass man die Augen verdreht und "Papa!" sagt, zudem gefällt der CD-Auftakt mit Handyvibrieren und Händeschnipsen.

Im nachfolgenden "Frieden" appelliert der Liedermacher über seine Akustikgitarre und Piano hinweg für den, genau, Frieden. Die aktuelle, Plattentitelgebenden Single, die anschließt, ist ebenfalls kritisch der heutigen Zeit gegenüber: "Ned nur schworz oder weiss, wir sind alle grundverschieden" – derzeit kann man nicht anders, als die Vernunft der Menschen anzusprechen.

Eine kurze Pause vom Elend der Welt bietet die Ballade "Du Bist Schön", in der er sanft über Schönheit im Alter und Akzeptanz dessen singt – "manchmal denk ich mir, das Leben schlief aus ihr einen Edelstein". Mit "Das Höchste Der Gefühle" erinnert sich Rainhard Fendrich an seine Jugendzeit zurück, an den Plattenspieler, auf dem "Let It Be", lief, an Roadtrips im Käfer. Ein Hauch an Kritik schwingt dann doch mit – heutzutage will jeder berühmt werden, jeder will viel Geld. Doch eigentlich sind es die kleinen Dinge, die zählen.

Ebenso schön nostalgisch ist der Abschluss-Gute-Nacht-Song "Wie Honig" und auch ein wenig die tragende Vergangenheitsballade "Wer Schützt Amerika". Auch damals, als man im Kino die ersten Blockbuster miterlebte und von Elvis träumte, hat es schon Krieg gegeben. Worüber Rainhard Fendrich wirklich spricht, ist schnell klar. Umso wichtiger ist es, dass die Amerikaner im November wählen gehen – und ihr Kreuzchen nicht bei Trump machen.

Zurück in Österreich widmet sich Rainhard Fendrich einem von ihm viel besungenem Thema: "Wie Immer A Wiener" verbindet eine schmetternde, moderne Hymne mit Traditionellem. In seiner eigenen Tradition verarbeitet er aber auch einen großen Schmerz in unserer Brust: Besang er mit "Nimm‘ Mir Einfach Nur Die Angst" das Attentat auf das World Trade Center, behandelt "Die Heile Welt" Paris. Das nächste deprimierende Thema – Bankenchefs, beispielsweise – verpackt er schließlich munter, was aus "Die Graumelierten Herren" ein echtes Highlight macht.

Fazit

"Schwarzoderweiss" gönnt wenige Verschnaufspausen und liegt dennoch nicht schwer im Magen. Fendrichs Herz ist in jedem Song zu spüren. Und er weiß auch, zu experimentieren. So kommt "Lieselotte" gar auf einem Raggaebeat daher, während es in "Nur Miteinander" sogar Hawaiianisch wird! "Nur miteinander ham ma a Chance!" trägt es positiv und fröhlich die schwierige Botschaft an den Hörer heran. Hoffen wir, dass die nächste Platte weniger dieser schlimmen Themen behandelt – dann wäre diese Welt nämlich endlich eine bessere.

Zum Austropop-Special

Anspieltipps

Wenn Du Was Willst

Nur Miteinander

Das Höchste Der Gefühle

Wer Schützt Amerika

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