Bewertung
Coldplay

Ghost Stories

Bis jetzt war jedes veröffentlichte Album dieser Band ein Millionen-Seller. Eine erstaunliche Erfolgsbilanz weist die britische Truppe bis dato auf. Es fällt jedoch bei der Vorgänger-LP "Mylo Xyloto" auf, dass die Band die großartige Qualität der ersten vier Alben (2, 3 und 4) nicht halten konnte. Deshalb war ich besonders gespannt, ob sich dies auf dem neuen Album "Ghost Stories" wiederholen würde. Oder, ob es für die Jungs wieder möglich war, an die frühere Zeiten qualitativ anzuknüpfen.

Foto: Coldplay - "Ghost Stories" - Copyright: Warner Music Group/Parlophone Label Group
Coldplay - "Ghost Stories"
© Warner Music Group/Parlophone Label Group

Ich staunte durchaus, als ich zu sehen bekam, dass das sechste Coldplay-Album gerade mal neun Songs beinhaltet. Also ich weiß nicht, wann ich zuletzt so ein kurzes Album zu Gesicht bekommen habe. Jedenfalls ist das nicht unbedingt schlecht, denn so können Füllsongs vermieden werden. Diese Maßnahme hätte man beim Vorgängerwerk "Mylo Xyloto" auch treffen sollen, um den Gesamteindruck nicht zu mindern. Das Cover in edlem dunklen Blau, den Sternen und dem zerbrochenen Engelsflügel vorne, stach mir auch gleich ins Auge. Das finde ich sehr schick und passend gestaltet. Wie sehr, die in den Medien bekannt gewordene Trennung zwischen dem Frontmann Chris Martin und Gwyneth Paltrow auf das Album Einfluss nahm, lässt sich lediglich spekulieren. Ganz aus dem Hinterkopf kriegt man es aber nicht, bei den hier teilweise sehr bedrückenden Texten, mit Zeilen wie "But bleed from thorns. Leave a light, a light on. Leave a light, a light on" aus dem Song "Midnight" oder "I've lost you now, toy let me go. But One last time" aus dem Song "True Love". Die Liebe spielte bereits in früheren Coldplay-Songs thematisch schon oft eine große Rolle. Es ist ein Thema, über das sich sehr viel sagen lässt und es verbindet die Künstler mit anderen Menschen umso mehr. Sehr schön finde ich die Zeilen "And if you were to ask me. After all that we've been through. 'Still believe in magic?' Well yes, I do." aus dem Track "Magic", die in schwierigen Liebesmomenten aufbauen können und optimistisch wirken.

Soundtechnisch geht es auf dem LP "Ghost Stories" recht unterkühlt zu, was wiederum sehr gut zum Album-Cover passt. Nicht ganz so melancholisch und schwer wie im Vergleich zur LP "X&Y" zwar, dennoch ist man nicht weit davon entfernt. Mit dem Song "Magic" wurde, ähnlich wie es beim Vorgängerwerk der melodisch-mitreißende Track "Paradise" war, eine sehr gelungene Wahl als erste Single-Auskoppelung getroffen. Ich liebe das Lied total, welches von einem knackigen Beat getragen wird. Dadurch erinnert es mich sogar ein wenig an die veröffentlichte Musik von Justin Timberlake. Dass sich Coldplay gerne mal auch dem Hip-Hop-Bereich annähern, ist nichts Neues. "Magic" weist dazu auch eine sehr effektive Struktur auf. In den ersten zwei Dritteln ist es zurückhaltend inszeniert, um im letzten Drittel ganz aufzubrechen und seine Stärke zu zeigen. Gesanglich bekommt es Chris Martin auch hier schön hin, stimmlich in höhere Regionen hochzufahren. Durch den Einsatz der bereits vertrauten und coldplay-typischen Gitarrenklänge zum Ende hin, ist man nun wieder beim früheren Niveau angelangt.

Ebenfalls einen recht pfiffigen Beat weist ansonsten nur der Song "Ink" auf, der auch insgesamt sehr aufheiternd rüberkommt. Das ist ein sehr süßes Lied, insbesondere durch die eindringliche Melodie. Damit zählt der Titel zu den stärksten des Albums. Einen mitsingenden Gaststar, wie Rihanna auf einem Track des Vorgängeralbums, sucht man hier vergebens. Doch Coldplay liefern eine weitere, recht kommerziell angelegte Überraschung, die sehr polarisierend und dazu auch sehr mutig ist, und beweist, dass sich die Band noch weiterentwickeln konnte. Ich spreche von dem dancelastigen Song "A Sky Full of Stars", welcher soundmäßig manchen aktuell bekannten Charterfolgen ähnelt. Was nicht verwunderlich ist, da auch Avicii mitproduzierte. Doch ich finde es keinesfalls schlecht umgesetzt. Das Lied ist richtig mitreißend. Endlich kann man Coldplay auch mal ohne Zusatz-Remixes ihrer Songs auf dem Dancefloor zu hören bekommen. Zugegeben ist die Track-Platzierung auf der LP "Ghost Stories" etwas unglücklich, denn man schreckt richtig hoch, nach dem ruhigen Lied "Oceans" plötzlich die Dance-Granate "A Sky Full of Stars" aus den Boxen dröhnen zu hören.

Insgesamt will der Track "A Sky Full of Stars" nicht sehr ins Konzept des Albums passen, bis auf die eingesetzten Synthies, die erneut die unterkühlte Ausstrahlung untermauern. Dennoch bin ich mit dem LP recht zufrieden. Der Opener-Song "Always in My Head" macht gleich Lust auf mehr. Daraufhin geht es, abgesehen vom Mittelteil des Albums, stark weiter. Im mittleren Bereich überzeugt mich gerade mal der ruhige Track "Another's Arms" sehr, da er melodisch aufhorchen lässt. "True Love" ist auch recht hörenswert, doch die anderen Stücke sind recht einschläfernd, trotz der bewegenden Lyrics. Soundspielerein in ruhigerer Art und Weise, bedeuten nicht immer automatisch besinnlichen Genuss.Der Song "A Sky Full of Stars" liefert nach der sehr ruhigen Phase ordentlichen Schwung. Und mit dem schön-verträumten "O" folgt eine sehr schöne Ballade, die das Herz dann richtig erwärmen kann.

Fazit

Ein kurzes, atmosphärisch unterkühlt gestaltetes Album, das mir insgesamt deutlich mehr gefällt als der Vorgänger, aber nicht ganz so gut wie die ersten LPs der Band. Grund dafür sind die Songs in der Mitte des Album, die mir teilweise zu wenig mitreißend umgesetzt sind, trotz der beeindruckenden Lyrics. Bei den restlichen Tracks gibt es keinen Grund zu meckern, und sie entlocken mir eine gute Wertung für das sechste Werk der Briten. Coldplay ist mit "Ghost Stories" der früheren hohen Qualität einen großen Schritt näher gekommen.

Anspieltipps

Magic

Ink

Another's Arms

A Sky Full of Stars

Artistpage

Coldplay.com

Tracks

1.Always in My Head
2.Magic
3.Ink
4.True Love
5.Midnight
6.Another's Arms
7.Oceans
8.A Sky Full of Stars
9.O

Samuel W. - myFanbase
17.06.2014

Diskussion zu dieser CD