Bewertung
Olly Murs

Right Place Right Time

Der am 14. Mai 1984 geborene, dem britischen Castingformat "The X-Factor" 2009 als Zweitplatzierter entsprungene Popstar, hat es auch in Deutschland geschafft: Er ist seit 2012 und dem sehr eingängigen, stilmäßig an die frühen 90er erinnernden, gelungenen Song "Heart Skips a Beat" zum Stammgast in den Charts mutiert. Ein Hit jagt den nächsten, was weitere Singles wie "Oh My Goodness", "Troublemaker" und "Dear Darlin'" bislang beeindruckend beweisen konnten. Sein mittlerweile drittes Album "Right Place Right Time" zeigt jedoch auch, dass er qualitativ was zu bieten hat. Entwickelte er sich doch stets ein wenig weiter, was die Stimme und auch die Qualität als Songwriter betrifft. Mister Murs weiterer Entwicklung sehe ich sehr gespannt entgegen.

Foto: Olly Murs - "Right Place Right Time" - Copyright: Sony Music International/Epic
Olly Murs - "Right Place Right Time"
© Sony Music International/Epic

Die Castingshows in Amerika aber auch in Großbritannien funktionierten bislang sehr gut. Immer wieder wurden die gefundenen stimmlichen Talente auch schnell zu international erfolgreichen Stars mit respektablen Erfolgen. Paradebeispiele dazu sind Kelly Clarkson, Leona Lewis und Olly Murs kann ebenso bereits dazugezählt werden. Er hat sich erfolgreich als Popkünstler etabliert und neben der Stimme auch die Begabung zum Songwriting auf seiner Seite. Er wirkt auf mich wie die leichtfüßige, sehr poppige Version von Jamie Cullum, obwohl Vergleiche zuziehen nicht immer gut ist. Olly packt in seine poppige Musik auch viele Swing- und Soul-Elemente hinzu, was seinen Soundstil sehr bereichert. Dazu wirkt er so herrlich unverkrampft und charmant, dass besonders dieser Aspekt sicher stark zum Erfolg beiträgt. Ein weiterer Pluspunkt ist seine optische Erscheinung und die Begabung der Selbstinszenierung, er wirkt wie ein kleiner Entertainer, was er auf der Bühne gut nutzen kann.

"Right Place Right Time" kann als dritte LP bislang am meisten mitreißen. Der Vorgänger "In Case You Didn't Know" überzeugte mich bereits auch schon als hübsches Popwerk mit ein paar Knallern, jedoch wirkt "Right Place Right Time" insgesamt runder und weist mehr starke Popstücke auf. Mit dem Openersong "Army of Two" als ohrwurmigen Wohlfühlpop geht es gleich marschartig auf herrliche Weise los. Erstaunlich, dass dieser ausgekoppelte Song als Single, bislang den kleinsten Erfolg der LP darstellt, ist er doch ungemein einschmeichelnd. "Troublemaker" trifft vom Sound genau in die selbige Kerbe, hat dazu einen gut gelaunten, rappenden Flo Rida mit an Board und erinnert mich vom Stil stets an Maroon 5. Der Song wurde als erste Single aus dem Album ein Megahit weltweit und nutzte sich trotz vieler Hörgänge noch nicht ab. Somit steht fest, Olly liefert qualitativ wertvolle Popmusik, trotz der enorm chart- und radiotauglichen Form.

"Loud & Clear" erinnert mich mit dem Chorgesang im Hintergrund an Coldplays Musik. Der Song schmeichelt sich nicht nur ein, sondern trifft einen auch auf emotionaler Ebene. Ein sehr ausgefeiltes Stück was eine gute Wahl für eine Singleauskoppelung wäre. Bei "Dear Darlin'" hat sich die Idee den Song auszukoppeln als sehr erfolgreich erwiesen. Das Lied zählt Dank der gelungenen Struktur, dem passenden Beat und integriertem Streichersound zu meinen Lieblingsstücken des Albums. "Right Place Right Time", der Titelsong, gefällt mir ähnlich gut und hier wird das Tempo schön angezogen, was das Intro nicht gleich verrät.

Im weiteren Verlauf der LP merkt man, wie sehr die Songs aus einem Guss entstanden sind. Ich frage mich, wie viel Zeit die Umsetzung in Anspruch genommen hat. Das Album klingt keinesfalls nach billigen Reißbrett-Tracks, aber leider fehlt es an Abwechslung. "Hand On Heart" geht stark in die "Loud & Clear"-Richtung. Ähnlich sieht es bei "Hey You Beautiful" und "Troublemaker Part 2" aus, hier ist allerdings das Tempo eine Spur schwungvoller. Doch wie "Troublemaker" nimmt einen das Stück innerlich schön mit und setzt sich in den Gehörgängen fest. Der Abbruch diesbezüglich folgt nicht, denn "Head to Toe" lässt einen erneut wieder total mitschwingen und mitreißen, wie auch "Personal".

Die Lyrics drehen sich zumeist um zwischenmenschliche Themen, aber worüber sollte ein junger Pop-Musiker des 1984er-Jahrgangs sonst texten. "What a Buzz" zeigt erneut einen bestens gut gelaunten Olly. Den Refrain dazu finde ich schon fast ein wenig doof, was den Gesangstil betrifft. Trotzdem ist es eine sehr ausgelassene Nummer, gitarren- und beatlastig, deren Charme man sich nicht entziehen kann. "Cry Your Heart Out" nimmt mit den eingebrachten Reggae-Klängen, den mehr akustisch klingenden Gitarrenzupfereien mehr eigenständige Züge an. Nur eines bleibt wie gehabt: Der enorme Charme, der sich besonders im Refrain entfaltet. Und einmal mehr bestätigt sich mein Verdacht, nämlich, dass Olly Murs ein Faserschmeichler der bestgelaunten und talentierten Sorte ist. Eindrucksvoll schüttelt er einen eingängigen, lockerfüßigen Popsong nach dem anderen aus dem Ärmel. Den Abschluss bildet die mit hübschen Klavierklängen soulige Ballade "One of These Days", die mir zwar keine Gänsehaut beschert aber enorm angenehm klingt.

Fazit

Durchgehend hörenswert gestaltet sich das dritte Olly-Murs-Album. Wohlfühl-Pop direkt aus der geölten Hitschmiede wäre als passende Bezeichnung geeignet. An keiner Stelle merkt man in noch so kleinster Weise Krampf oder Schwäche. An Innovation und weitergehender Tiefe mangelt es noch etwas. Doch Olly ist noch so jung und wenn der Reifeprozess weiter andauert, dann könnte er als Singer-/Songwriter noch richtig Musikgeschichte schreiben.

Anspieltipps

Army of Two

Troublemaker featuring Flo Rida

Loud & Clear

Dear Darlin'

Right Place Right Time

Head to Toe

Personal

Cry Your Heart Out

Artistpage

OllyMurs.com

Tracks

1.Army of Two
2.Troublemakerfeaturing Flo Rida
3.Loud & Clear
4.Dear Darlin'
5.Right Place Right Time
6.Hand on Heart
7.Hey You Beautiful
8.Head to Toe
9.Personal
10.What a Buzz
11.Cry Your Heart Out
12.One of These Days

Samuel W. - myFanbase
18.12.2013

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