Bewertung
Meat Loaf

Hang Cool Teddy Bear

Obwohl seit Meat Loafs Debüt mittlerweile fast vierzig Jahre vergangen sind, präsentiert uns der gewichtige Rocker mit "Hang Cool Teddy Bear" erst sein elftes Studioalbum. In der heutigen Zeit, in der sich kaum eine Künstler noch die Zeit nimmt, an seinen Neulingen zu basteln und zu werkeln bis sie perfekt sind, will das schon was heißen. Umso heißer dürfen Fans also wohl auf "Hang Cool Teddy Bear" sein, denn das letzte neue Material gab es vor fast vier Jahren.

Foto: Copyright: Mercury Records
© Mercury Records

Was beim Blick ins Booklet sofort auffällt, ist die Tatsache, dass Meat Loaf es mal wieder ohne seinen Stammschreiber Jim Steinman versucht, der ihm Songs wie "I'd Do Anything for Love (But I Won't Do That)" oder "Bat out of Hell" auf den musikalischen Leib geschneidert hat.

Nun stellt sich also die Frage, was den Zuhörer erwartet. Wenn Steinman genug Zeit gegeben wurde, um sich so richtig auszutoben, brillierte Meat Loaf stets mit zeitlosem Bombastrock. Gab es hingegen Zoff zwischen den beiden, überließ Meat Loaf, der übrigens seltenst selbst schreibt und komponiert, andere Schreiberlingen die Zügel. Doch leider schafften diese es meist nur mit wenig Erfolg, Steinmans Erfolgskonzept zu kopieren. Kein gutes Zeichen also für das neue Werk, doch im Großen und Ganzen kann das Album überzeugen, wie die Bepunktung erahnen lässt.

Die neue Scheibe ist sogar als Konzeptalbum angelegt und erzählt die Geschichte eines verletzten Soldaten, der im Angesicht des Todes verschiedene Varianten seines Zukünftigen Lebens sieht. Was folgt sind unterschiedliche Szenarien: Mal sieht er positive Dinge, dann wieder tragische Szenen. Lediglich eine Sache ist Konstant: in allen Visionen tauch ein und dieselbe Frau auf. Auch wenn sich diese Geschichte nicht unbedingt beim ersten Durchhören der Platte erschließt und mir erst bewusst wurde, nachdem ich ein Interview mit Mr. Aday gelesen hatte.

Da Steinman sich also aus dem neuen Werk herausgehalten hat, klingen die Songs angenehm frisch. Die Single "Los Angeloser" ist vielleicht nicht gerade fürs Radio gemacht, doch es klingt interessant und durchaus hörenswert. Aber es geht noch besser: "Living on the Outside" beispielsweise bietet tolle Gitarrensoli und Meat Loaf schreckt auch nicht davor zurück, sich die Seele aus dem Leib zu schreien, ohne Rücksicht darauf, ob er damit vielleicht anecken könnte.

Und gerade dann, wenn man sich an das Laute und Kraftvolle gewöhnt hat, wird ein Gang zurück geschalten. Und dann taucht es auf, das obligatorische Duett. Doch "If I can't Have You" wirkt keineswegs altbacken, sondern angenehm frisch und unverbraucht. Am Piano hört man übrigens "Dr. House"-Darsteller Hugh Laurie, der Meat und Duettpartnerin Kara DioGuardi tatkräftig zur Seite steht.

Bis hierhin bin ich angenehm überrascht und auch der Rest des Albums bietet, was der Beginn verspricht. Kein einziger Song ist dabei, der nicht eine ganz neue Facette des Rockers zeigt und Meat Loaf dabei nicht er selbst sein lässt. Die tollsten Momente bieten schließlich zwei Machwerke. Das Erste, "Song of Madness", wartet mit einem düsteren Intro auf und brilliert mit Whitesnake-Gittarist Steve Vai an der Gitarre. Der Song beginnt zunächst schwer melancholisch mit akustischen Gitrarren und einem schmachtenden Meat Loaf, doch schnell wird wieder eine Schippe draufgepackt und am Ende rockt das Teil dann doch ordentlich. Faszinierend.

Zweiter Song, der absolut überzeugen kann, ist "Let's Be in Love", im Duett gesungen mit Patti Russo, die bereits auf "I'd Lie for You and that's the Truth" und "Anything for Love" zu hören war und Teil von Meat Loafs Liveband "Neverland Express" ist. Die Ballade ist typisch Meat Loaf und hat absolut ihre Daseinsberechtigung auf dem ansonsten sehr lauten, sehr kraftvollem Album.

"Elvis in Vegas" beschließt dann das durchaus gelungene Album und bietet eingängigen Midtempo-Rock. Ein perfekter Abschluss.

Wer sich übrigens fragt, warum ein kleiner Aufkleber das Album ziert, welches Eltern vor freizügigem Inhalt warnt, dem sei der Song "Like a Rose" empfohlen. Übrigens ist hier neben Meat Loaf auch Jack Black zu hören.

Fazit

Wer hätte vermuten können, dass das Album so grandios werden wird und das sogar ohne Jim Steinmans Einfluss. Meat Loaf überzeugt in beinahe allen Songs. Einen Punkt Abzug gibt es einfach nur deswegen, weil der Song "California Isn't Big Enough (Hey There Girl)" nicht ganz überzeugen kann und Alben wie "Bat out of Hell" und "Bat out of Hell 2: Back into Hell" einfach unerreichbar bleiben.

Anspieltipps

If I can't Have You

Song of Madness

Lets be in Love

Artistpage

MeatLoaf.net

Tracks

1.Peace on Earth
2.Living on the Outside
3.Los Angeloser
4.If I can't Have Youfeat. Kara DioGuardi (Gesang) und Hugh Laurie (Piano)
5.Love is not real / Next Time You Stab Me in the Backfeat. Brian May & Steve Vai (Gitarre)
6.Like a Rosefeat. Jack Black
7.Song of Madnessfeat. Steve Vai (Gitarre)
8.Did You Ever Love Somebody
9.California Isn't Big Enough (Hey There Girl)
10.Running Away From Me
11.Let's Be in Lovefeat. Patti Russo
12.If it Rains
13.Elvis in Vegas

Melanie Wolff - myFanbase
02.05.2010

Diskussion zu dieser CD