Sounds of the Universe

Wer ein Album mit vielen chartverdächtigen Liedern wie "Enjoy the Silence", "People Are People" o. ä. erwartet hat, wird wahrscheinlich eher enttäuscht sein. Depeche Mode hat seinen eigenen Stil und für Fans sind bestimmt viele Hits auf diesem Album. Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher bewegen sich glücklicherweise fernab vom üblichen Mainstream, bleiben ihrer Linie treu und haben meiner Meinung nach ein Album für die Fans geschaffen, welches passgenau auf ihre neue Tour zugeschnitten ist, die im Mai 2009 startet. Eindrucksvolle und gefühlvolle Texte, nicht nur von Martin Gore sondern auch von Dave Gahan geschrieben, überzeugen neben elektronischen Gefühlserlebnissen auch durch Power und Kreativität. Man merkt, dass sich die Band weiterentwickelt hat und nicht die Musik der 80er und 90er Jahre imitiert, sondern stets bemüht ist, diese zu verbessern, etwas Neues auszuprobieren und ihre Fans zu überraschen. Daves Stimme überzeugt mehr denn je, sie ist klarer und gefühlsbetonter als in den letzten Jahren. Das Album zeigt, dass die Band wieder richtig harmoniert.

Den Auftakt bildet "In Chains", ein Lied, welches mit einem gelungenen "Kraftwerk-Stil"–Intro überzeugt und den Zuhörer auf die Klänge des Albums einstimmt. Gleichzeitig werden klare Gitarrenrhythmen eingebaut und lassen den Song wie einen Klassiker klingen. "Hole to Feed" wird dem Laien nicht unbedingt gefallen, aber wer Dave Gahan kennt, merkt, dass der Titel seine Handschrift trägt. Den Track muss man sich einige Male anhören bis er sich durchsetzt. Er macht das Album zu dem, was es ist, nämlich abwechslungsreich und stilvoll. Düster geht es mit "Wrong" weiter, es ist homogen und bewegt mit Sicherheit auch die Massen. Diese erste Singleauskopplung ist kurz, schnittig und kraftvoll - ein Song für jedes Ohr mit interessantem Text, der zum Nachdenken anregt. Dagegen klingt "Fragile Tension" ruhig, gefühlvoll und elegant. Der Song überzeugt nach mehrmaligem Hören und ist sicherlich einer der besseren Titel des Albums. "Little Soul" beginnt mit einem überzeugenden Rhythmus, wird durch Gores Stimmbegleitung noch gefühlsbetonter und regt zum Träumen an.

"In Sympathy" überzeugt durch seine Lyrik, besticht mit tanzbarem Sound und punktet in jeder Beziehung; ein Song, der einfach Spaß macht. In "Peace" erinnern der Refrain und die Akustik stark an Depeche Mode der 80er Jahre. Das Lied überrascht und hinterlässt Spuren, ein Ohrwurm durch und durch - der Stimmungsmacher für ein Konzert. Daves Handschrift spiegelt sich auch in "Come Back" wider. Er bringt all seine Gefühle hinein und man erkennt, dass er mit Herz und Seele dabei ist – typisch Gahan! Man hätte den Titel auch auf Daves Soloalbum erwarten können. Ein durchaus hörbarer Titel, bei dem der monotone und durchdringende Sound noch überzeugender als Gesang und Text ist.

Es folgt "Spacewalker", ein instrumentales Raumfahrtkommando zum Träumen. Wie auf den meisten Alben ist ein instrumentales Werk - die übliche Verschnaufpause, die Ruhe vor dem Sturm - vorhanden. "Perfect" ist einfach perfekt; perfekter Rhythmus, perfekte Lyrik, perfekte Stimme - ein weiteres Highlight des Albums. Die Klänge dringen tief ein und erinnern an vergangene Zeiten, als hätte es diesen Track von Depeche Mode schon einmal in den 90er Jahren gegeben, wie aus einem "parallelem Universum". Auf Anhieb gefällt der Song "Miles Away/The Truth Is", er hat etwas mystisch-gefährliches im Sound und wird bestechend homogen vorgetragen. Das Stück sticht wie "Wrong" durch seine düsteren Klänge aus dem Album hervor. Meiner Meinung nach ist es das beste Lied, was Gahan bisher geschrieben hat – mein persönlicher Geheimtipp. In "Jezebel" kommen wir in den Genuss von Gore, wie man ihn kennt: Gefühlvoller und ruhiger Sound gepaart mit sanften Synthesizer- und Gitarrenrhythmen, welche allerdings an die Klassiker "Home" und "Somebody" nicht herankommt, aber trotzdem ein Meisterwerk ist, welches sicherlich auch seinen Platz auf der Tourtitelliste haben wird. Mit "Corrupt" glückt der Band ein waschechtes Finale, wie man es sich wünscht. Geniale Idee mit herausragendem Sound und überzeugender Stimme im Violator-Stil. Der Text ist typisch schmutzig und sexy zugleich.

Das Album gefällt mir sehr gut und zeigt, dass Depeche Mode Musik für seine Fans kreiert und, ihrer Linie treu bleibend, sich vom üblichen Mainstream distanziert sowie den Mut hat, Neues auszuprobieren und gleichzeitig mit Altbewährtem zu koppeln. Es ist kein zweites "Violator", kein weiteres "Black Celebration" und auch keine Imitation vergangener Hits, es ist eben "Sounds of the Universe" und das ist gut so.

Fazit

Ein geniales Werk mit gelungenen 13 Titeln, die nicht die Massen bewegen werden, aber bestimmt alle Depeche-Mode–Fans und Liebhaber dieses Musikgenres.

Anspieltipps

Wrong

In Sympathy

Perfect

Miles Away/The Truth Is

Corrupt

Artistpage

DepecheMode.de

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