Bewertung
Scott, Victoria

Feuer & Flut

"Wenn Sie diese Nachricht hören, sind sie eingeladen, als Kandidat am Brimstone Bleed teilzunehmen."

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Inhalt

Der Bruder von Tella ist todkrank – er leidet an unheilbarem Krebs. Aufgrund dieser Krankheit musste die 17-jährige mit ihrer Familie in einen abgeschiedenen Ort ziehen, in der Hoffnung, die frische Landluft täte ihrem Bruder gut. Doch es scheint ihm nicht besser zu gehen. Als Tella eine mysteriöse Einladung zur Teilnahme am Brimstone-Bleed-Rennen erhält, zögert sie keine Sekunde und meldet sich an. Der Preis ist ein Heilmittel, durch das jede Krankheit der Welt geheilt werden kann. Auch wenn es sich um ein gefährliches Rennen handelt, opfert Tella gerne ihr Leben, um das ihres Bruders retten zu können. Ihr Gefährte bei dem Rennen ist der Pandora-Fuchs Madox, der ihr die gesamte Zeit über zur Seite steht. Es ist ein erbitterter Kampf, denn es kann nur einen Sieger geben. Doch dann lernt Tella Guy kennen und verliebt sich schlagartig in ihn, obwohl solche Gefühle sie ihr Leben kosten könnten.

Kritik

Victoria Scott hat einen sehr eigenen, skurrilen und vor allem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, auf den man sich voll und ganz einlassen muss, um eines ihrer Bücher genießen zu können. Auch ihre Charaktere sind in der Regel etwas eigen und es dauert eine Weile, bis man sich an diese Eigenarten gewöhnt hat. Doch wenn man sich fallen lassen kann, taucht man absolut gerne in ihre Geschichten ein. "Feuer & Flut" war einige Zeit in aller Munde – es sollte fesselnd, spannend, gruselig und einfach umwerfend sein. Entsprechend hoch waren die Erwartungen - und enttäuscht wird man auf keinen Fall.

Mit einer Mischung aus "Die Tribute von Panem", "Die Auserwählten" und zahlreichen weiteren dystopischen Jugendbüchern weiß die Autorin mit dem Auftakt ihrer Dilogie absolut zu überzeugen und dem Leser keine Atempause zu gönnen. Das mag klingen, als wäre die Geschichte durchweg zusammengeklaut, das ist sie aber auf gar keinen Fall. Die Idee mit dem mysteriösen Rennen, das ein Heilmittel als Hauptpreis hat, ist neuartig und durchweg interessant. Was hat es mit Brimstone Bleed auf sich? Wer steckt dahinter und wieso lassen sie Unmengen von Teilnehmern um ein Heilmittel kämpfen? Wie viele Menschen müssen sterben, um schlussendlich ein einziges Menschleben retten zu können? Während die Fragen sich häufen, scheinen die Antworten fern. Das Buch ist aus der Perspektive von Tella geschrieben, weshalb der Leser genauso wenig über die Zusammenhänge weiß wie das junge Mädchen. Man ist skeptisch, ob dieses Rennen wirklich einem guten Zweck dienen soll oder welches Geheimnis hinter alledem steckt. Das macht das Weiterlesen sehr spannend, da man stets versucht, das Puzzle zusammenzusetzen.

Tella ist zunächst ein sehr anstrengender Charakter, mit dem man sich nicht identifizieren kann. Sie ist eine abgehobene Tussi, die wieder zurück in die große Stadt möchte, mit ihren Freunden durch die Straßen schlendern und durchs Internet surfen will. All dies ist ihr seit dem Umzug allerdings nicht mehr möglich. Ihr Bruder liegt im Sterben und sie denkt viel an die Dinge, die sie lieber tun würde, als ihm dabei zuzusehen. Man weiß zwar, dass sie ihn liebt, bekommt allerdings an einigen Stellen das Gefühl, dass es für sie wichtigere Dinge im Leben gibt. Aber Tella ändert sich im Laufe der Handlung, als sie ohne zu zögern am Brimstone-Bleed-Rennen teilnimmt, um ihrem Bruder zu helfen. Sie legt ihre Fassade ab und die Kämpferin in ihr kommt zum Vorschein. Ihr ist kein Opfer zu groß, um ihren Bruder zu retten, weshalb man sie schlussendlich doch ins Herz schließt. Sie wird unabhängiger und mutiger und beginnt ihr Leben mit ganz anderen Augen zu sehen. Tella entwickelt sich durch die Lebensgefahr, in die sie sich begibt, zu einer ausgesprochen starken Persönlichkeit.

Auch ihren zuckersüßen Babyfuchs Madox gewinnt man ganz schnell lieb. Er soll dafür sorgen, dass Tella am Leben bleibt und nicht stirbt. Er ist ein Pandora, ein genetisch verändertes Tier, das nie von ihrer Seite weicht. Man wünscht sich sofort auch so einen kleinen Freund, denn er ist absolut goldig. Doch auch die Nebencharaktere können überwiegend überzeugen. Guy ist zunächst ein sehr verschlossener Junge, der sich hinter einer harten Schale zu verstecken versucht. Mit der Zeit beginnt er aber, sich zu öffnen, und so fängt eine zarte Liebesgeschichte zwischen Tella und ihm an. Zwar hat der Roman eine solche Hadlung nicht nötig, da die Spannung ohnehin schon die gesamte Zeit weit oben gehalten wird, aber so ist das nun einmal in Jugendbüchern.

Die gesamte Handlung ist sehr gut durchdacht und es gibt interessante und zugleich erschreckende Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hätte. Die Geschichte besticht mit einer düsteren Atmosphäre, die durch Tellas schwarzen Humor allerdings aufgelockert wird und einem so eine Atempause verschafft. Viele sympathische Charaktere runden das Ganze ab und man wünscht sich schleunigst den zweiten Band herbei.

Fazit

"Feuer & Flut" ist ein spannender Auftakt mit einer interessanten Handlung und überwiegend sympathischen Charakteren. Auch wenn es kleinere Schwächen gibt, wie beispielsweise eine zu Beginn etwas nervige Protagonistin, so kann ich doch eine klare Leseempfehlung aussprechen!

Sanny Binder - myFanbase
29.11.2015

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