Bewertung
Rick Jacobson

The Royal Treatment

Foto: The Royal Treatment - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
The Royal Treatment
© 2022 Netflix, Inc.

Inhalt

Isabella 'Izzy' (Laura Marano) führt mit ihrer Familie einen eigenen Salon, der mehr schlecht als recht läuft. Zudem ist es nicht ihr Traumjob, doch sie fühlt sich der Familie wegen verantwortlich, weswegen sie ihre Träume hintenanstellt. Dennoch macht Izzy immer deutlich, dass sie sich gegen die Ungerechtigkeiten der Welt zur Wehr setzt und dass sie sich immer traut, alles zu sagen. Als sie durch ein Missverständnis für einen Haarschnitt bei Prinz Thomas (Mena Massoud) angefordert wird, ist sie zunächst begeistert über die finanzielle Chance, doch ihr stoßen einige Umstände des royalen Lebens auf, weswegen sie den Prinzen stehen lässt. Dessen Interesse ist geweckt und er engagiert sie und ihre Freundinnen Destiny (Chelsie Preston Crayford) und Lola (Grace Bentley-Tsibuah) für seine bald anstehende Hochzeit für Haar und Make-up. Izzy nutzt diese Chance ihres Lebens, doch auch im Königreich Lavania setzt sich für die Armen und Ausgegrenzten ein, während Thomas mehr und mehr ihrem Charme verfällt.

Kritik

Während die ältere Schwester Vanessa vor allem der Serienstar ist und z. B. in "Switched at Birth", "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" und "9-1-1 Notruf L.A." zu sehen war, ist die jüngere Schwester Laura Marano zwar auch in einigen Produktionen zu sehen gewesen, doch sie hat auch einen Schwerpunkt auf eigene Musik gelegt, da sie als Singer-Songwriterin tätig ist. Zusammen haben die Marano-Schwestern mit ihrer Mutter Ellen ein Produktionslabel, das Calabrian Rhode heißt, und unter dem bislang der Indie-Film "Saving Zoë" (dt.: "Rettet Zoë") produziert wurde. Nun wurde an den Streamingdienst Netflix die Rom-Com "The Royal Treatment" von den drei Frauen verkauft und Laura ist auch in die Hauptrolle als italienischstämmige New Yorkerin Izzy geschlüpft. Auch wenn ich sie bereits in "The Perfect Date" von Netflix bereits einmal gesehen habe, so ist es nun doch der erste Film, in dem ich sie wirklich erlebe und es ist eine absolute Freude, weil sie mit ihrer authentischen und charmanten Art das Geschehen bedingungslos an sich reißt. Zudem beweist der Film auch, dass ausgedachte Königreiche nicht nur an Weihnachten bei Netflix funktionieren können. Es unterstreicht nämlich definitiv, dass es bei diesem klassischen Rom-Com-Subgenre eine willkommene Abwechslung bietet, weil die weihnachtlichen Klassikerhandlungen wie Plätzchenbacken, Baumschmücken etc. nicht berücksichtigt werden müssen; stattdessen ist ein Film entstanden, der in einem insgesamt natürlich harmonischen Grundton doch ein paar kritische Töne gefunden hat.

Zunächst ist zu sagen, dass "The Royal Treatment" eine erfreulich divers gestaltete Rom-Com ist. Und das fängt und hört eben nicht damit auf, dass der Cast divers zusammengestellt ist, sondern dass auch die damit verbundenen Themen die unterschiedlichen Kulturen repräsentieren. Marano repräsentiert mit ihrer Hauptfigur ihre italienischen Wurzeln und das kommt auch weitestgehend ohne Vorurteile aus. Zwar dürfen die Spaghetti nicht fehlen, aber ansonsten ist es vor allem die Lebenslust und die Betonung von familiärem Zusammenhalt, die hier im Vordergrund stehen. Bei Prinz Thomas ist das Thema Ethnie eher etwas außen vorzulassen, denn das Königreich ist fiktiv und auch die Darsteller der Königsfamilie haben sehr unterschiedliche kulturelle Wurzeln. Ähnliches ist auch für die Untertanen zu konstatieren, wo, wenn Izzy durch die Straßen streift, einem zig Ethnien begegnen, was durchaus eine schöne Parallele zu New York ist, wo sicherlich auch weltweit die unterschiedlichsten Nationen aufeinandertreffen. Auch wenn hier also alles wild gemixt ist und das Zusammenleben erstmal sehr friedlich und einträchtig erscheint, so ist Ausgrenzung dennoch ein Thema, was speziell durch die angedachten Gentrifizierungsmaßnahmen der Familie der Verlobten verdeutlich wird. Man merkt also schon, dass in einer süßen Liebesgeschichte doch einige wichtige Themen verpackt sind und dass gerade durch Izzys Wesensart, die bedingungslos für Gerechtigkeit einsteht und frei nach Ghandi die Veränderung in der Welt sein will, die sie auch sehen will, genug Inspirationsquellen vorhanden sind.

Marano schafft es wie bereits erwähnt hervorragend ihre Figur Izzy mit Seele zu verpacken. Manches Mal wirkt sie sogar fast schon zu perfekt, weil sie wirklich alles anspricht, was ungerecht ist und weil sie sich immer reinhängt, damit es allen besser geht. Aber diese Selbstlosigkeit ist auch mit eigenen Träumen und Sehnsüchten verbunden. Wegen ihrer traditionellen Erziehung hat sie deswegen Schuldgefühle, ihre Familie im Stich zu lassen, aber sie erkennt, dass sie auch mal etwas ganz für sich selbst machen muss. Und solche altruistischen Menschen soll es ja wirklich geben, auch wenn man sie oftmals mit der Lupe unter der Weltbevölkerung suchen muss. Izzy wird als Figur perfekt durch Thomas ergänzt, der mit dem wunderbaren Massoud besetzt worden ist. Dieser hatte seinen internationalen Durchbruch mit der Realverfilmung von Disney's "Aladdin", auch wenn 'Durchbruch' schon fast wieder das falsche Wort ist, weil er seitdem nicht für eine Rolle nach der anderen gebucht wird. Der gebürtige Ägypter hat zurecht angeprangert, dass es nur wenig Rollen für seine Ethnie gibt, weswegen ich mir auch vorstellen könnte, dass in "The Royal Treatment" bewusst verzichtet wurde, die royale Familie mit einer Nationalität zu verbinden, um so zu zeigen, dass Castingprozesse nicht so stereotyp ablaufen müssen. Aber egal, wie man es dreht und wendet, Massoud hat genauso viel Charme wie Marano, weswegen die beiden sich perfekt ergänzen und eine wunderbare Chemie miteinander aufweisen. Prinz Thomas bleibt zwar insgesamt weichgespülter; er unterstützt Izzy bei ihren guten Taten ungefragt, aber er mit dem größeren Einfluss hätte dennoch ähnliche Statements – aus eigenem Antrieb – setzen können. Aber ich erwarte an dieser Stelle wahrscheinlich schon wieder zu viel von einer Rom-Com. Deswegen besinne ich mich auf für das Genre Wesentliche und da bleibt nur zu sagen, dass es ein wirklich tolles Paar ist, das die Herzen im Sturm erobern dürften.

Im Nebencast geht es dann schon kräftiger mit den Stereotypen zu, aber das konnte ich dann auch gut vertragen. Die besten Freundinnen Destiny und Lola sind zwar wirklich anstrengend, aber in ihrer Naivität und bedingungslosen Energie haben sie auch etwas Sympathisches. Zudem sind sie deutlich für die Lacher zuständig. Herzallerliebst ist auch Butler Walter (Cameron Rhodes), der wirklich herrlich unaufgeregt homosexuell sein darf, und der dem Prinzen und seinem Seelenleben treu ergeben ist. Er ist ein wenig der heimliche Star, der zunächst den royalen Pflichten noch sehr ergeben ist, um dann zunehmend zu erkennen, dass er seinen Schützling vor allem glücklich sehen will. Ansonsten konnte ich mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass sich im New-Yorker-Setting der Atmosphäre von "West Side Story" bedient wurde. Das mag auch daran liegen, dass ich die Neuverfilmung von Steven Spielberg erst vor kurzem gesehen haben, aber die Parallelen sind jetzt auch nicht aufdringlich, aber das kulturelle Miteinander in einem tendenziell kriminellen Milieu, die Farbgebung, da waren schon ein paar Aspekte, die man für einen Vergleich heranziehen könnte. Alles in allem bleibt aber bei "The Royal Treatment" der Eindruck zurück, das es ein modern erzähltes Märchen ist, das man sich gut ansehen kann.

Fazit

"The Royal Treatment" beweist, dass fiktive Königreiche mitsamt charmanter Liebesgeschichte bei Netflix auch problemlos außerhalb der Weihnachtszeit funktionieren. In einer Rom-Com, die divers gut gelungen ist und auch etwas Sozialkritik zulässt, überbieten sich die beiden Hauptfiguren gegenseitig an Charme, aber Marano und Massoud haben auch einfach eine tolle Chemie, der man sich kaum entziehen kann. Dementsprechend bekommt "The Royal Treatment" von mir für Genreliebhaber*innen definitiv eine Einschaltempfehlung!

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Lena Donth - myFanbase
25.01.2022

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