Bewertung
Takashi Miike

Blade of the Immortal

His path is paved in blood.

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Inhalt

Manji (Takuya Kimura) hat in seinem bisherigen Leben viele Männer getötet, darunter auch den Ehemann seiner Schwester, die daraufhin aufgrund des Schocks den Verstand verliert. Als bei einem legendären Kampf, bei dem er zahlreiche andere Samurai umbringt, auch noch seine Schwester stirbt und er selbst tödliche Verletzungen aufweist, wird Manji von einer 800 Jahre alten Nonne mit heiligen Blutwürmern nicht nur geheilt, sondern ist fortan unsterblich. 52 Jahre später wird Manji von Rin (Hana Sugisaki) aufgesucht, die Rache für den Tod ihrer Eltern durch Kagehisa Anotsu (Sôta Fukushi) und dessen Schergen schwört und für ihr Unterfangen tatkräftige Unterstützung benötigt. Als Manji einwilligt, Rin zu helfen, ahnt er noch nicht, wie sehr ihn dies verändern wird.

Kritik

Sage und schreibe 100 Filme hat Takashi Miike, das Enfant Terrible des japanischen Kinos, mit "Blade of the Immortal" nun abgedreht – und dabei ist er gerade mal 57 Jahre alt. Miikes Œuvre ist hierbei extrem facettenreich und reicht von äußerst brutal und schockierend wie "Audition" oder "Ichi the Killer" bis hin zu Roadmovies, Teeniedramen und familienfreundlicher Unterhaltung wie bei "Zebraman". Vor allem aber hat er sich einen Namen gemacht mit der expliziten Darstellung von Gewalt und Sex und dass er gerne die Grenzen der Zensur ausreizt. Und so hat er gerade mit der verstärkten internationalen Veröffentlichung seiner Filme auf DVD auch immer wieder international für Aufruhr gesorgt, was unter anderem auch dazu führte, dass der US-Kabelsender Showtime sich weigerte, eine von Miike stammende Episode der Horror-Anthologieserie "Masters of Horror" auszustrahlen. Selbst der damalige Serienmacher und ausführende Produzent Mick Garris konnte nicht umhin, Miikes Episode "Imprint" als "fantastisch" aber auch als "das Verstörendste, das ich je sah" zu bezeichnen. Miikes Ruf als Kultregisseur eilt ihm zweifelsohne voraus und so war er auch nicht umsonst in einem Cameo-Auftritt im US-Schocker "Hostel" zu sehen, da Eli Roth ein riesengroßer Fan des Japaners ist.

Bei seinen mindestens zwei Filmen, die er jährlich abliefert, sind auch immer wieder Geschichten über die Samurai-Ära dabei, allen voran das hervorragende Remake des Schwarz-Weiss-Films "13 Assassins" aus den 60ern und nun eben auch "Blade of the Immortal". "Blade of the Immortal" ist die Verfilmung des gleichnamigen Manga, der mit insgesamt 31 Ausgaben über eine Zeitspanne von fast 20 Jahren die Manga-Welt nachhaltig prägte. Bei einer Manga-Reihe die derart Eindruck hinterließ, ist die Aufgabe, den Stoff zu verfilmen, eigentlich immer eine undankbare. Dies beginnt dabei, dass Miike zwar 141 Minuten Zeit hat, die Geschichte um den unsterblichen Samurai Manji zu erzählen, aber natürlich ist auch das im Grunde zu wenig Zeit. Damit wären wir leider auch schon beim Hauptkritikpunkt: das Universum von "Blade of the Immortal" kann in gut zwei Stunden einfach nicht adäquat wiedergegeben werden, was sich vor allem in eher schwacher Charakterarbeit zeigt. Während gerade Manji und Rin durchaus einige Facetten aufweisen, wird es danach arg dünn. Die unzähligen Gegner, die auf die beiden stoßen, haben alle eine wirklich charakteristische Optik, die faszinierendsten Waffen und einen interessanten Kampfstil, an dem man sich kaum satt sehen kann. Nur werden sie leider in der Regel darauf reduziert, sich kurz vorzustellen, anschließend in den Kampf zu ziehen und währenddessen zu sterben. Das macht es auch erzählerisch bisweilen repetitiv.

Dieser Umstand ist bei Samurai-Filmen nicht ungewöhnlich und letzten Endes auch kein Beinbruch, wenn die Hauptfiguren Eindruck hinterlassen können. Und das können sie. Majin ist ein gebrochener Mann, der einfach nur in Ruhe gelassen werden möchte und durch den Fluch der 800 Jahre alten Nonne nun immer und immer wieder an seinen Anteil am Tod seiner Schwester denken muss, weil selbst der Tod aufgrund seiner eigenen Unsterblichkeit für ihn keine Erlösung darstellen kann. Anders als im Manga ist in der Filmadaption zwar nicht die Rede von 1.000 Männern, die Manji töten muss, um den Fluch zu brechen, aber durch Rin, die ihn an seine Schwester erinnert, kann er, nach einer wahrscheinlich nicht nur gefühlten Ewigkeit, Wiedergutmachung für seine vergangenen Taten betreiben.

Dass Rin Manji an dessen Schwester erinnert, kommt natürlich nicht von ungefähr, denn Rin und Manjis Schwester werden von derselben Darstellerin, Hana Sugisaki, verkörpert. Anfangs noch die geistig verwirrte Schwester, kann Sugisaki so nur kurze Zeit später ein Mädchen mimen, das fest davon überzeugt ist, die Mörder ihrer Eltern zur Rechenschaft zu ziehen, aber dennoch eben ein Mädchen in einer gewalttätigen Welt von Schwertkämpfern ist. Glücklicherweise wird hier daher auch gar nicht versucht, Rin als mehr darzustellen als eben das, und so kann Sugisaki eine sehr spannende Mischung aus Entschlossenheit und kindlich-naiver Verletzlichkeit spielen. Die Geschichte ist eine klassische Rachestory, die im Grunde nie alt wird, aber eben auch nicht sonderlich innovativ ist. Positiv hervorzuheben ist hier aber sicherlich, dass Rin nicht den Fehler macht, es alleine mit dem Samurai-Clan aufzunehmen und damit blind in ihr Verderben zu rennen, sondern weiß, dass sie allein keine Chance hat. Also sucht sie den Kontakt zu eben jenem Samurai, der sich einen Namen machte, bisher besonders viele Menschen auf dem Gewissen zu haben und entsprechend fähig als Schwertkämpfer zu sein. Natürlich ist Manji zu sehr mit sich selbst und seinem Schicksal beschäftigt, um Rin mit offenen Armen zu empfangen und natürlich entwickelt sich im Zeitverlauf dennoch eine schöne Dynamik zwischen den beiden. Auch das kennt man aus mittlerweile genug anderen Filmen, angefangen bei "Léon – Der Profi" bis zu jüngst "Logan: The Wolverine" inklusive ein wenig trockenem Humor, der ähnlich wie bei insbesondere "Léon" eingestreut wird. Aber auch das stört nicht allzu sehr, denn die beiden Hauptdarsteller Sugisaki und Kimura weisen eine wirklich schöne Chemie auf.

Außerdem hilft es, wenn die Kampfszenen so gut choreographiert sind und so schön aussehen, wie sie es im vorliegenden Fall tun. Miike kann von dem Ideenreichtum der Manga-Vorlage profitieren und nutzt deren Potential voll aus, was dazu führt, dass man als Zuschauer nicht umhin kommt, sich nach dem nächsten eindrucksvollen Kampf zu sehnen. Während die einen sich eher nach bodenständig-realistischem, aber nicht minder beeindruckenden Martial Arts à la "Ong-Bak" oder "The Raid" sehnen, erfüllt "Blade of the Immortal" eher die Sehgewohnheiten derjenigen, die auch gerne mal sehen, wie die einzelnen Charaktere mittels Seilen und anderen Hilfsmittel durch die Luft fliegen. Die hervorragende Kameraarbeit während der Kämpfe, durch die man immer das Gefühl hat, mittendrin zu sein, tut hier ihr Übriges. Interessanterweise hat sich Miike, bei dem sonst gern das Blut fontänenweise aus den Körpern schießen darf, eher zurückgehalten, was den Grad an Gewalt betrifft. Deswegen ist man zwar immer noch deutlich blutiger als viele anderen Filme aus dem Genre, aber für Miike ist das schon eher zurückhaltend, was aber hier wirklich gut passt.

Fazit

Mit seiner 100. Regiearbeit ist Takashi Miike eine schöne Adaption der Manga-Vorlage gelungen, die zwangsläufig daran krankt, dass sie in Spielfilmlänge nicht das über fast zwei Jahrzehnte geschaffene Universum adäquat abbilden kann, ohne erzählerisch und bei der Figurenzeichnung ein wenig zu verkürzen. Abgesehen davon ist "Blade of the Immortal" aber eine optisch beeindruckende Rachegeschichte mit zwei guten Hauptdarstellern und imposanten Kampfszenen, die vor allem für Fans des Genres zu empfehlen ist.

Andreas K. - myFanbase
09.03.2018

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