Bewertung
Julian Jarrold

A Royal Night - Ein königliches Vergnügen

"Margaret and I deserve to celebrate, too!"

Foto: Copyright: 2015 Concorde Filmverleih GmbH
© 2015 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

8. Mai 1945 – das Ende des Zweiten Weltkriegs. Überall auf der Welt feiern die Menschen auf der Straße und blicken einer glücklichen Zukunft entgegen. Auch Margaret (Bel Powley) und Elizabeth (Sarah Gadon) möchten sich an den Feierlichkeiten beteiligen und die Straßen Londons unsicher machen. Doch scheint es ein schwieriges Unterfangen zu sein, ihre Eltern zu überreden, denn Elizabeth ist die zukünftige Königin Englands und sollte sich auch so verhalten. Schließlich gelingt es den beiden Schwestern, ein Arrangement zu treffen und sie mischen sich unter das Volk. Aber wie es nicht hätte anders kommen können, geht etwas schief und plötzlich ist Margaret verschwunden. Elizabeth tut sich mit dem Ex-Soldaten und Anti-Monarchisten Jack (Jack Reynor) zusammen, um nach ihrer verschwundenen Schwester zu suchen.

Kritik

Das englische Königshaus wird schon lange Zeit in diversen Filmen und TV-Serien thematisiert. Nun startet mit "The Royal Night – Ein königliches Vergnügen" ein neuer Film dieses Genres im Kino. Angelehnt soll das ganze an eine wahre Begebenheit sein, auch wenn davon eigentlich keine Rede sein sollte, denn das einzige Ereignis, das sich tatsächlich abgespielt hat, ist, dass die derzeitige Königin Elizabeth II das Kriegsende auf Londoner Straßen gefeiert hat. Aber selbstverständlich hat sie sich nicht annähernd so daneben benommen wie Lizzie im Film, und natürlich ist auch nicht alles komplett aus dem Ruder gelaufen.

Der Film startet mit einem Einblick in das Königshaus und wie die Geschwister, allen voran Elizabeth, ihr Leben verbringen. Es ist sehr eintönig, immer hinter verschlossenen Mauern zu sein, doch als zukünftige Königin eines Landes muss man sich schließlich benehmen. Elizabeth ist auch nicht diejenige, die unbedingt außerhalb des Palastes feiern möchte, doch überredet sie ihre Eltern ihrer Schwester zuliebe. Doch wie es nun mal kommen muss, genießt auch Lizzie den Ausgang und erfreut sich an den Begegnungen, die sie an diesem Abend macht. Man spürt, wie unbeholfen sie ist und dass sie nicht weiß, wie sie sich dem bürgerlichen Volk gegenüber zu verhalten hat. Es ist für sie eine komplett neue und vor allem ungewohnte Situation, da sie tadelloses Benehmen aufgrund ihrer Herkunft gewohnt ist. Auf den Straßen Londons herrschen allerdings andere Regeln und gerade bei einer so ausgelassenen Kriegsende-Feier geht es drunter und drüber. Jack ist derjenige, der Elizabeth zeigt, wo es langgeht und sie auf ihrer Suche nach ihrer Schwester unterstützt, auch wenn er von dem arroganten Mädchen oftmals genervt ist.

Es dauert eine ganze Weile ehe man als Zuschauer mit Elizabeth sympathisieren kann, da sie ausgesprochen nervig dargestellt wird. Sie ist es nicht gewöhnt, dass ihr jemand eine Bitte oder einen Befehl ausschlägt, wodurch man spürt, dass sie aus anderen Verhältnissen stammt. Sie verkörpert zu Beginn noch genau die verwöhnte Prinzessin, die man sich vorstellt. Doch entwickelt sie sich zum Glück im Laufe des Films weiter, da sie nun hautnah miterlebt, wie "gewöhnliche" Menschen leben und feiern. Mit Jack kann man am meisten sympathisieren, da er einfach etwas Echtes an sich hat. Er hat schwere, harte Zeiten durchlebt und der Krieg hat Spuren bei ihm hinterlassen. Trotz allem versucht er das Beste aus seiner Situation zu machen und sein Leben so weit zu genießen, wie es nur irgendwie möglich ist. Auf eine gewisse Art und Weise hilft Lizzie ihm dabei, über seine schwere Zeit hinwegzukommen, da sie Schwung in sein Leben bringt, auch wenn es nur für diese eine Nacht ist.

Auch wenn die Story ziemlich einfach gestrickt ist und man diese in abgewandelter Form schon des Öfteren gesehen hat, macht der Film nichtsdestotrotz Spaß. Man gewöhnt sich schnell an die ungleichen, aufbrausenden Geschwister. Allerdings ist es Regisseur Julian Jarrold nicht ganz gelungen, die Atmosphäre richtig einzufangen. Es ist das Ende des Zweiten Weltkrieges, die Straßen sollten zertrümmert sein und die Menschen trotz allem etwas niedergeschlagen. Es ist alles nicht unbedingt so, wie man es sich bei einem solchen Ereignis vorstellen würde. Man spürt nicht die gewünschte Erleichterung, dass die Menschen nun in eine bessere Zukunft blicken und die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen können. Es wird zwar versucht, den Zuschauer zurück ins Jahr 1945 zu katapultieren, das gelingt jedoch nicht zu hundert Prozent glaubhaft.

Fazit

"A Royal Night – Ein königliches Vergnügen" ist ein humorvoller Film für Zwischendurch. Die Charaktere durchlaufen eine tolle Entwicklung und auch die Story ist erfrischend. Leider kann die Atmosphäre der damaligen Zeit nicht komplett eingefangen werden, weshalb das Ganze ein wenig an Glaubwürdigkeit verliert.

Sanny Binder - myFanbase
01.10.2015

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