Bewertung
Juan Solanas

Upside Down

Was, wenn Liebe stärker wäre als Gravitation?

Foto: Copyright: 2013 Concorde Filmverleih GmbH
© 2013 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Adam (Jim Sturgess) und Eden (Kirsten Dunst) lernen sich zu Kindertagenzeiten kennen. Das ist nicht ungewöhnlich, wäre nicht der Umstand, dass beide auf verschiedenen Planeten leben, die einander spiegeln und flüchtig berühren - man erblickt sich sozusagen über Kopf. Während Adam in der baufälligen unteren Welt aufwächst, ist Eden eine Bewohnerin der oberen Welt und lebt im Luxus. Mit der Zeit verlieben sich beide ineinander, obwohl der Kontakt zwischen den Welten strengstens verboten ist.

Eines Tages werden die Liebenden bei einem heimlichen Treffen schließlich unglücklich getrennt. Es vergehen zehn Jahre, bis Adam die totgeglaubte Eden in einer Fernsehsendung wiedererkennt und sich schließlich auf die hoffnungsvolle Suche nach ihr begibt. Dafür nimmt er sogar eine Anstellung als Wissenschaftler bei Transworld in Kauf, jenem machtvollen Unternehmen, das ihn einst seiner Eltern beraubte und beide Himmelskörper miteinander verbindet. Was Adam nicht weiß: Seit jenem Tag in den Bergen leidet Eden unter einem teilweisen Gedächtnisverlust.

Kritik

Die Welt steht Kopf und das gleich im doppelten Sinne. In "Upside Down" sorgt Drehbuchautor und Regisseur Juan Solanas für ein fantastisches Schwindelgefühl, indem er eine verbotene Liebe in zwei futuristische Welten integriert. Was folgt ist eine bildgewaltige Science-Fiction-Romanze aus französisch-kanadischer Hand, mit einem leichten Fantasyeinschlag und dystopischen Einflüssen. Mit Kirsten Dunst ("Melancholia") und Jim Sturgess ("Zwei an einem Tag") als heimlich Liebende lässt es sich da eigentlich perfekt mitfiebern, würden sich nicht manch schwarze Löcher in Sachen Logik und Charaktertiefe unaufhaltsam ins anschauliche Bild drängen.

Der in Deutschland eher unbekannte Juan Solanas erzählt, auf den ersten Blick betrachtet, keine allzu originelle Lovestory. Da gibt es Eden und Adam. Beide verlieben sich im Zeitsprung der dahinfliegenden Jahre ineinander, werden getrennt und müssen wieder zueinanderfinden. "Upside Down" weiß dennoch mit einer faszinierenden Idee zu glänzen. Für ein augenscheinlich unüberwindbares Hindernis sorgen zwei Zwillingsplaneten – die obere und untere Welt.

Im Film und in der Liebe ist alles erlaubt, könnte schlussendlich das Motto lauten. Obwohl die Funktion der ungewöhnlichen Planetenpaarung in einem gut durchdachten Intro plastisch erläutert wird, stellt sich der gesunde Menschenverstand zuweilen doch etwas quer. Da gibt es eine böse Firma namens Transworld, die beide Himmelskörper miteinander verbindet. Man arbeitet über Kopf gemeinsam an Projekten und geht schließlich seiner Wege. Einmal außer Acht gelassen, dass ein Körper oder Gegenstand verbrennt, wenn dieser für einen längeren Zeitraum auf der anderen Seite verweilt, ist das eine gute Möglichkeit, die Liebenden wieder zu vereinen – wurde das Problem mit der gegensätzlichen Schwerkraft erst einmal überwunden, was durchaus kreativ gelöst wird.

Hin und wieder mag es dann schon seltsam erscheinen, dass Adam manchmal kaum eine Stunde auf der oberen Welt bleibt, bevor Hemd und Hose plötzlich Feuer fangen, während es ein anderes Mal einen gefühlten halben Tag dauert. Egal! Möge man bisweilen auch an der Logik des Films zweifeln, am Ende zählt nur eines: Die Liebe überwindet alle Hindernisse und vollbringt unmögliche Wunder. Eine immer wieder schöne Message, die in "Upside Down" jedoch etwas übertrieben wird.

Jim Sturgess als wagemutiger Romantiker und Kirsten Dunst in der Rolle der vergesslichen Herzensdame, liefern eigentlich ein solides Schauspiel ab – von Dunsts vornehmlich unterkühltem Charme einmal abgesehen. Mit der schmerzlichen Trennung, binnen weniger Filmminuten, verliert sich die eingangs überzeugend dargestellte Liebe nur leider irgendwo in den Weiten des Universums. Es funkt einfach nicht! Die gemeinsame Zeit ist begrenzt, indes Haupt- wie Nebenfiguren äußerst eindimensional ins Bild gesetzt werden. Gefolgt von ungeklärten Fragen. Das beginnt mit dem Verbleib von Adams magisch anmutender Tante und endet mit einem hanebüchenen Happy-End für die Liebenden. Manch Erklärung mag den Zuschauer versöhnen, glauben mag man vieles aber nicht.

Sehenswert ist "Upside Down" trotzdem. Das atmosphärische Setting beider Planeten - luxuriöses Ambiente trifft auf baufällige Wohnanlagen - kann sich wahrhaftig bewundern lassen. Das Auge wird mit Farbenvielfalt und futuristischen Besonderheiten belohnt. Wo ist oben? Wo unten? Das Sehvermögen wird ordentlich auf die Probe gestellt, während Adam sich auf die Suche nach Eden begibt und die Gesetze der Gravitation auszutricksen lernt. Ein optisches Feuerwerk!

Fazit

In "Upside Down" stellt Drehbuchautor und Regisseur Juan Solanas die Liebe auf den Kopf. Was folgt ist eine optisch herausragende Science-Fiction-Romanze mit etlichen Up and Downs. Für Höhenflüge sorgen das futuristisch atmosphärische Setting der oberen und unteren Welt, indes die Grundidee eingangs reichlich Potential erahnen lässt. Leider verliert sich die bedingungslose Liebe zwischen Eden und Adam dann unaufhaltsam in den filmisch wundersamen Möglichkeiten der Unmöglichkeiten. Die Liebe geht schon seltsam unromantische Wege. Dafür kann sich Adams Verwandlung vom hoffnungslosen Romantiker in einen kreativen Weltenverbesserer sehen lassen.

Doreen B. - myFanbase
26.09.2013

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