Bewertung
Lee Toland Krieger

Celeste & Jesse - Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!

"Now I know why you fucking cry all the time. This shit's emotional."

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Inhalt

Schon seit ihrer Schulzeit sind Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg) ein Paar. Doch die Jahre haben Spuren hinterlassen und so entschließen sich die beiden, sich freundschaftlich zu trennen und ihre Ehe zu beenden. Doch trotz dieser Trennung verbringen die zwei weiterhin fast jeden Tag miteinander und bereden jede kleinste Einzelheit ihres alltäglichen Lebens. Gleichzeitig versuchen Jesse und Celeste aber auch, neue Leute kennenzulernen und neue Beziehungen aufzubauen, was aber anfangs nicht wirklich gut gelingt, da die alten Gefühle füreinander noch nicht ganz verklungen sind. Als Jesse dann jedoch jemand Neues kennenlernt und die Beziehung immer ernster wird, versucht Celeste irgendwie damit klar zu kommen, was ihr aber nicht wirklich gut gelingt und sie in eine tiefe Sinnkrise stürzen lässt.

Kritik

Die Independent-Tragikomödie "Celeste & Jesse Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" ist eng mit einem Namen verknüpft, der in Deutschland wohl noch nicht vielen ein Begriff sein wird: Rashida Jones. Die in Los Angeles geborene und aufgewachsene Schauspielerin ist einer der Stars der unbeschreiblich charmanten und witzigen Comedy-Serie "Parks and Recreation", die wohl nur vereinzelten Serienfans bekannt sein dürfte. Jones spielt dort die Rolle der gleichermaßen liebenswürdigen, wie wunderschönen Anne Perkins und ist eine der Gründe, warum diese Serie momentan vielleicht die beste Comedy-Produktion Amerikas ist. Nach kleineren Nebenrollen in diversen Hollywoodproduktionen übernimmt Jones nun auch endlich ihre erste große Kinohauptrolle, für die sie zusammen mit ihrem Schauspielkollegen Will McCormack auch gleich das Drehbuch beisteuerte. Entstanden ist ein amüsanter, überaus sympathischer und teils auch sehr berührender Film über die Vergänglichkeit der Liebe und wahre Freundschaften, in dem vor allem Jones selbst zu absoluter Hochform aufläuft und zeigt, dass sie auch in der Lage ist, einen Kinofilm fast allein zu tragen.

Der Film heißt zwar "Celeste & Jesse", trotzdem ist der Fokus klar auf die Figur der Celeste gerichtet, aus deren Perspektive fast der ganze Film erzählt wird. Dazu kommt noch, dass die Figur der Celeste aufgrund ihrer egozentrischen und teils überheblichen Persönlichkeitsstruktur nicht immer die sympathischste Figur ist. Trotzdem fiebert und leidet man über die ganze Laufzeit mit ihr mit, auch gerade deswegen, weil sie nicht die verkörperte Perfektion ist, die einem sonst in diversen glattgebügelten romantischen Komödien aus Hollywood vorgesetzt wird. Diese Celeste raucht, trinkt, flucht und ist auch dem Marihuana-Konsum alles andere als abgeneigt. Es ist wirklich eine Freude, Rashida Jones in der Rolle dieser so interessanten Frauenfigur bei ihren diversen Eskapaden zuzuschauen. Die ehrliche und authentische Wirkung dieses Films liegt wohl auch daran, dass Rashida Jones und Will McCormack selbst einmal für kurze Zeit ein Paar waren und nun noch gute Freunde sind und ihre lebensweltlichen Erfahrungen in dieses Drehbuch gesteckt haben.

So bekommt man eine etwas anders geartete romantische Komödie serviert, die mit der Trennung beginnt und den schwierigen Entwicklungsprozess von der Liebe zur Freundschaft aufzeigt. Gefühle, die immer wieder hochkochen, eine Vertrautheit, die natürlich nicht sofort verschwindet und der schwierige Aushandlungsprozess zwischen zu viel und zu wenig Nähe wird hier überzeugend verdeutlicht und in einen Film gepackt, bei dem die Mischung aus aberwitzigen komödiantischen und stillen, berührenden Momenten der Ernsthaftigkeit sehr gut zusammenfällt. Dies funktioniert auch deshalb so gut, weil Rashida Jones und ihr Schauspielpartner Andy Samberg, der zuletzt eher durch eine fragwürdige Rollenauswahl auffiel, so wunderbar miteinander harmonieren. Den beiden beim Herumalbern oder dem Aufbauen von Ikea-Möbeln zuzusehen, ist schon ein großer Spaß. Etwas schade ist es, dass die Figur des Jesse im Laufe des Films immer mehr in den Hintergrund rückt und man sich eher auf den Emanzipationsprozess von Celeste konzentriert; hier wäre ein wenig mehr Ausgewogenheit vielleicht noch ein wenig besser gewesen.

Doch dies sind nur Kleinigkeiten. Der Film funktioniert über die komplette Laufzeit wirklich gut, was unter anderem auch an den Nebendarstellern liegt: So ist Elijah Wood als Celestes schwuler Arbeitskollege zu sehen und Emma Roberts als überhebliches Popsternchen. Zudem gelingt das Spiel mit der Hipster-Kultur und der oft nette ironische Unterton, der den Film fast zu einer Art anti-romantischen Komödie werden lässt, wirklich ausgezeichnet. Die Schlussszene ist dann abschließend auch sehr gut gewählt und rundet einen niedlichen, kleinen, warmherzigen, bittersüßen Film gekonnt ab.

Fazit

Rashida Jones überzeugt in ihrer ersten Kinohauptrolle in einem schönen, kleinen, mit viel kreativem Übermut und zahlreichen netten Ideen gestalteten Independent-Film, der weniger die Liebe, als vielmehr die Freundschaft in den Fokus des Geschehens rückt und damit vieles richtig macht.

Moritz Stock - myFanbase
23.02.2013

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