Bewertung
Robert B. Weide

Woody Allen: A Documentary

"I have endless ideas for movies."

Foto: Copyright: 2012 EuroVideo Bildprogramm GmbH
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Inhalt

Sein erstes Filmdrehbuch verfasste Woody Allen, geboren als Allan Stewart Konigsberg, im Jahr 1965. Seitdem hat der ewige Pessimist fast 50 Filme gedreht, unzählige Awardnominierungen eingeheimst, vier Oscars gewonnen und ist zu einem der profiliertesten, renommiertesten und faszinierendsten Filmemacher des kontemporären US-amerikanischen Kinos avanciert. "Woody Allen: A Documentary" wirft einen detaillierten Blick auf das Leben des Woody Allen, seine Kindheit und Jugend, seinen Werdegang als Comedian in New York bis hin zu seinem immensen internationalen Erfolg als Schauspieler, Drehbuchschreiber und Regisseur.

Kritik

Man kann von ihm halten, was man will, doch eines ist wohl unbestreitbar: Woody Allen ist einer der produktivsten, wenn nicht der produktivste Filmemacher unserer Zeit. Seit knapp 50 Jahren dreht Allen jedes Jahr einen Film, zu dem er auch das Drehbuch verfasst, und kaum hat er mit einem filmischen Projekt abgeschlossen, beginnt er schon mit dem nächsten. Das hat zum einen damit zu tun, dass dieser Mann anscheinend eine unerschöpfliche Kapazität dafür hat, Geschichten zu erfinden, und zum anderen damit, dass er nie mit seinem eigenen Endprodukt zufrieden ist und jeden neuen Film zu einem besseren machen will als den letzten. Dabei steht es sicherlich zur Debatte, ob bei dieser Quantität an Filmen auch eine gewisse Qualität immer erreicht wird, doch wie Allen es selbst so schön formuliert: Je mehr Filme man macht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mal ein guter herauskommt.

Allens Selbstironie ist sicherlich eine seiner erfrischendsten Eigenschaften, die ihn zu einem Unikum in der Traumfabrik Hollywood macht. Was für ein selbstironischer, außergewöhnlicher, schrulliger, kontroverser und vor allem witziger Mann hinter dem Pseudonym Woody Allen steckt, wird im Verlauf dieses rund dreistündigen Dokumentarfilms immer wieder sichtbar: Allens Lebensgeschichte, die in der Bronx von New York begann und ihn schon im Alter von 18 Jahren in die Welt der Comedy führte, ist die eines Mannes, dessen komödiantisches Talent einfach eine Offenbarung ist und der von den richtigen Leuten entdeckt und gefördert wurde. Der Film beleuchtet den Werdegang Allens sowohl aus einem privaten als auch beruflichen Blickwinkel, befragt dabei Familienmitglieder, langjährige Kollegen, Produzenten, Filmkritiker, Manager und Freunde des Komikers, die sich zu seinem Leben äußern – darunter Diane Keaton, Louise Lasser, Mariel Hemingway, Scarlett Johansson und Michael Scorsese. Und auch den Meister selbst konnte Robert B. Weide vor die Kamera holen: Allen nimmt zu vielen Ereignissen in seinem Leben Stellung, sei es seine Enttäuschung über die Umgestaltung seines ersten Drehbuchs zu "What's New Pussycat?" (1965), der Wendepunkt seiner Karriere mit "Der Stadtneurotiker" (1977), seine diversen Beziehungen und Ehen, oder sogar der Skandal rund um Soon-Yi Previn. Allen erklärt, beschreibt und erzählt, und so ist der Film stellenweise ein sehr intimes Porträt des Filmemachers.

Doch das Hauptaugenmerk liegt, und so sollte es ja auch sein, auf Allens filmischem Werk. Durch die gelungene Mischung aus neuen Aufnahmen mit Allen, alten Interviews und Auftritten von ihm, Filmsequenzen aus seinen unzähligen Werken und den für den Film geführten Interviews entsteht ein sehr umfassendes Bild seiner Biographie, die beginnend im Jahre 1935 über die Jahre und Jahrzehnte hinweg die Entstehung und Weiterentwicklung der Person Allan Stewart Konigsberg verfolgt. Somit erklärt sich auch die enorme Länge der Dokumentation, die mit drei Stunden viel Aufmerksamkeit, Zeit und Interesse erfordert – dafür wird man aber mit der sehr faszinierenden und turbulenten Lebensgeschichte eines Mannes belohnt, der wohl leider einer der letzten seiner Art ist.

Fazit

Die detaillierte und umfangreiche Dokumentation über das ereignisreiche Leben von Woody Allen ist vor allem für Fans und Liebhaber des Filmemachers geeignet, die einmal wissen wollen, wer eigentlich hinter Filmen wie "Der Stadtneurotiker" (1977), "Manhattan" (1979), "Hannah und ihre Schwestern" (1986), "Match Point" (2005) oder "Midnight in Paris" (2011) steckt. Für einen Mann, der seine eigene Sterblichkeit nie akzeptieren konnte und es auch im Alter von 76 Jahren nicht kann, sollte es ein Trost sein zu wissen, dass er sich zumindest durch sein immenses Werk verewigt hat – nur ist es das natürlich nicht. Der geneigte Filmfreund darf sich aber dafür darauf freuen, dass mit der Pünktlichkeit eines Uhrwerks jedes Jahr ein neuer Film des Altmeisters im Kino erscheint.

Maria Gruber - myFanbase
21.11.2012

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