Bewertung
Sean McNamara

Soul Surfer

"I don't need easy. I just need possible."

Foto: Copyright: 2012 Disney
© 2012 Disney

Inhalt

Die 13-jährige Bethany Hamilton (AnnaSophia Robb) lebt in Kauai, Hawaii, und ist ebenso wie ihre Eltern Tom (Dennis Quaid) und Cheri (Helen Hunt) sowie ihre zwei Brüder von Kindesbeinen an begeisterte Surferin. Als Bethany auf einem gemeinsamen Surfausflug mit ihrer besten Freundin Alana (Lorraine Nicholson) sowie deren Bruder Byron (Jeremy Sumpton) und Vater Holt (Kevin Sorbo) in einer Pause auf ihrem Surfbrett liegt und ihren linken Arm im Wasser treiben lässt, reißt ihr ein Tigerhai diesen auf Höhe der Schulter ab. Obwohl sie 60 Prozent ihres Bluts verliert, überlebt Bethany wie durch ein Wunder. Sie steigt schnell wieder aufs Brett, gibt jedoch nach ersten Startschwierigkeiten entnervt ihren Wunsch nach einer professionellen Surfkarriere auf. Als sie ihr christlicher Glaube jedoch in das durch den Tsunami in Mitleidenschaft geratene Thailand verschlägt, erkennt sie, welch eine Inspiration sie für andere sein kann und nimmt ihre Karriere wieder auf – mit beachtlichem Erfolg.

Kritik

Keine Nation feiert ihre Helden so gern und so frenetisch wie die USA. Kaum verwunderlich, wird doch das Mantra des "American Dreams" tagtäglich vorgebetet, bis auch wirklich jeder daran glaubt. Da müssen diejenigen, die es durch widrige Umstände besonders schlecht getroffen hat, und die wie Phönix aus der Asche empor stiegen, um die an sie gesetzten Erwartungen bei Weitem übertreffen, natürlich entsprechend Berücksichtigung in den Medien finden. Und so ist es kaum verwunderlich, dass die geradezu unglaubliche Geschichte der Bethany Hamilton, die ohne linken Arm trotzdem in ihrer Altersklasse um die Weltspitze mitsurft, sich mit der 2004 veröffentlichten Autobiographie "Soul Surfer: A True Story of Faith, Family, and Fighting to Get Back on the Board" extrem gut verkaufte, sie bis heute immer noch ein gern gesehener Gast in Talkshows und Magazinen ist und 2011 schließlich die Biographie verfilmt wurde.

Bei der Adaption der Buchvorlage, an der – wohlgemerkt vor dem eigentlichen Prozess des Drehbuchschreibens – nicht weniger als sieben (!) Autoren beteiligt waren, bestand die Aufgabe daher überwiegend darin, die inspirierende Geschichte um Bethany auf die große Leinwand zu bringen und dabei möglichst zielgruppenkompatibel zu gestalten. Das bedeutet im konkreten Fall etwas kritische Situationen eher auszublenden, schön-harmonische Szenen vermehrt einzusetzen und eine kleine Liebesgeschichte um den Hauptcharakter neben dem eigentlichen Geschehen zu etablieren. Das große Problem hierbei ist, dass die ohnehin vorhersehbare Story durch nun fehlende Ecken und Kanten, die ein gewisses Realitätsgefühl hätten vermitteln können, nun noch überraschungsärmer ist, als dies bereits der Fall gewesen wäre.

Ohnehin schreibt sich die Story, so die Meinung des unbedarften Außenstehenden, fast von selbst, wenn man die finalen Szenen des Films zu Gesicht bekommt: Nahezu jede Schlüsselszene aus dem Leben der echten Bethany in dieser Zeit wurde praktischerweise mit einer Videokamera gefilmt und konnte daher problemlos für den Film mit AnnaSophia Robb als Bethany adaptiert werden. Hier und da noch eine optische Auffrischung und man hat bereits wichtige Bestandteile für "Soul Surfer" beisammen. Denn natürlich ist bei einem Surferdrama auch die Optik nicht zu vernachlässigen und die Bildgewalt von Surfszenen einzufangen. Dies gelingt dem Film leider jedoch nur extrem selten. Während im Bezug auf Bethanys fehlenden Arm die CGI-Crew ganze Arbeit geleistet hat, weisen die Surfszenen schockierend schlechte Effekte auf. Dass bei einem Surffilm die Schauspieler nicht unbedingt die nötigen Fähigkeiten haben, um ihren (realen) Vorbildern nachzueifern, ist nur logisch. Anstatt derart schlechter CGI-Effekte, von denen man mithilfe von schnellen Schnitten und wackligen Kamerafahrten ablenken wollte, wäre der Einsatz von Doublen jedoch deutlich sinniger gewesen.

Nachdem der christliche Glaube von Bethany eine nicht ganz unbedeutende Rolle in ihrem Leben und insbesondere in ihrer Entscheidung spielt, wieder professionell zu surfen, war abzusehen, dass dies im Film entsprechend thematisiert werden muss. Im Vergleich zur Buchvorlage hat man hierbei deutlich weniger religiöse Aspekte übernommen und sich auf Bethanys Teilnahme an einer christlich geprägten Jugendgruppe und ihre Missionierungsarbeit im vom Tsunami verwüsten Thailand konzentriert. Damit hat man Zugeständnisse an die Zielgruppe gemacht und gleichermaßen trotzdem eine Religiösität erzeugt, die für europäische Verhältnisse mitunter seltsam anmutet.

Aus schauspielerischer Sicht wartet "Soul Surfer" weder mit negativen noch mit positiven Überraschungen auf. Hauptdarstellerin AnnaSophia Robb, ab Januar 2013 in den USA mit der Hauptrolle im "Sex and the City"-Prequel "The Carrie Diaries", kann kaum bleibenden Eindruck hinterlassen, da jede Form von emotionalem Ausbruch durch das weichgespülte Drehbuch unterbunden wird. Die Nebendarsteller hingegen – allen voran Dennis Quaid, Helen Hunt und Country-Sängerin Carrie Underwood in ihrem Spielfilmdebüt – sind allesamt nicht in der Lage, in Erinnerung zu bleiben, sondern fügen sich dem Gesamteindruck, dass man neben der Hauptfigur lieber keine allzu starken anderen Charaktere etablieren wollte. Vielleicht hatte man die Befürchtung, dass die inspirierende Wirkung, die "Soul Surfer" zweifelsohne hat, dadurch nachlassen würde und hat sich daher lieber voll und ganz auf Bethany konzentriert.

Fazit

Die Geschichte rund um die furchtlose Bethany, die nach einer Haiattacke, bei der sie einen Arm verliert, wieder aufs Surfbrett steigt und dabei erstaunlichen Erfolg hat, ist wie gemacht für die große Leinwand. Jedoch hat man sich zu sehr darauf versteift, dass die Ursprungsstory selbst bereits einen großen Film macht und hat interessante Nebenaspekte, wie mehrdimensionale Nebencharaktere, mehr (in der Buchvorlage vorhandene) Ecken und Kanten für das Realitätsgefühl in der Geschichte und optisch ansprechende Surfszenen, komplett ignoriert. Dadurch kann das Potential, das die Story zweifelsohne aufweist, nie ausgeschöpft werden.

Andreas K. - myFanbase
05.11.2012

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