Bewertung
Harry Moses

Anschlag in Westpoint

Dies ist eine wahre Geschichte

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Inhalt

Drei Jahre lang hat Johnson Whittaker (Seth Gilliam) als einziger schwarzer Kadett an der US-Militärakademie Westpoint die schweren Demütigungen seiner Ausbilder und Kameraden ertragen müssen. Das Ende des Leidens erscheint bereits zum Greifen nahe, da wird der junge Mann nachts von drei anderen Kadetten brutal attackiert und schwer verletzt. Doch statt der wahren Täter wird Whittaker 1880 vor dem Militärgericht angeklagt, den Angriff nur inszeniert zu haben, um so einer Philosophieprüfung zu entgehen. Seine Chancen gegen das mächtige Westpoint sind gering, denn die gesellschaftliche Stimmung ist von Rassismus durchdrungen, der Ankläger gnadenlos, und selbst Whittakers eigener Hauptverteidiger Chamberlain (Sam Waterston) hält Schwarze für nicht-ebenbürtige Mitmenschen. Die letzte Hoffnung ruht in dem dunkelhäutigen Anwalt Richard Greener (Samuel L. Jackson). Dieser besitzt zwar das Engagement, dem es Chamerlain mangelt, doch fehlt ihm wiederum dessen langjährige berufliche Erfahrung...

Kritik

Das auf wahren Begebenheiten sowie einem Buch von John F. Marszalek basierende TV-Geschichtsdrama erzählt eine Geschichte, die beispielhaft für die Ungerechtigkeiten und Schikanen steht, denen Afroamerikaner auch nach Ende der Sklavenzeit konstant ausgesetzt waren. Tatsächlich aber berührt der einsame Kampf von Whittaker und Greener nur wenig. Schuld daran trägt die allzu betueliche Darstellung der Ereignisse. So vermag "Anschlag in Westpoint" (der im deutschen Free-TV unter dem Titel "Der steinige Weg zur Gerechtigkeit" lief) trotz vereinzelt starker Momente keine mitreißende Kraft entfalten.

Man muss dem Film sein Bemühen um eine nüchternd-authentische Schilderung der Ereignisse, vor allem, was die im Gerichtssaal spielenden Szenen anbelangt, zu Gute halten. So wurde Whittakers Aussage dem Originalwortlaut der erhaltenden Akten entnommen. Nur agieren während des gesamten Filmverlaufs die Nebendarsteller derart blutleer und uncharismatisch, dass sich beim Zuschauer die Emotionen einfach nicht so Recht einstellen wollen. Zudem nervt die immergleiche Filmmusik mit ihren pathetischen Militärklängen.

Die besten Szenen gehören Greener, auch weil Samuel L. Jackson als einziger des Schauspielerensembles wirklich Esprit versprüht. Greeners Mut und Courage werden auf angenehm unaufdringliche Art als ideales Verhaltensvorbild präsentiert. Mit einem besseren Drehbuch hätte man aus den verbalen Duellen zwischen ihm und Chamberlain so einiges mehr an Spannung herausholen können, denn jener ist eine besonders interessante Figur. Ein Rassist, der sich für einen Menschenrechtler hält. Ein Mann, der nicht einmal ansatzweise begreift, wie sehr seine Ignoranz dem eigenen Mandanten schadet. Als Abgeordneter hat Chamberlain für die Rechte der Schwarzer gekämpft, doch als Privatmann sieht er in ihnen keine dem Weißen gleichen Mitbürger. Schade, dass Sam Waterston – der immerhin eine Oscar-Nominierung (für "The Killing Fields – Schreiendes Land") sein Eigen nennen kann – die Rolle mit sichtbarer Routine herunterspielt. Seth Gilliam wirkt sympathisch, doch seine Leistung vermag nicht übers Solide hinaus zu gehen.

Fazit

Gesichtsstunde nach wahrer Geschichte und ohne rechten Biss. Ein gerade noch durchschnittliches TV-Werk, welches das dramatische Potenzial seines Inhalts zu nutzen weiß.

Maren Langos - myFanbase
23.08.2012

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