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Peter Weir

Club der toten Dichter, Der

Tradition, Ehre, Disziplin, Leistung - das sind die Prinzipien der erzkonservativen Welton Academy, einem Internat für Jungen reicher Eltern.

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Inhalt

Neu an der Welton Academy ist Englischlehrer John Keating (Robin Williams), der die Internatsschüler mit seinen ungewöhnlichen Lehrmethoden schnell in seinen Bann zieht. Keating versucht ihnen mithilfe der Poesie die Schönheit des Lebens näher zu bringen und sie zu Freidenkern zu erziehen. Als die Schüler durch ein altes Jahrbuch vom "Club der toten Dichter" erfahren, in dem Keating Mitglied war, beschließen sie, die alte Vereinigung wieder ins Leben zu rufen, bei deren geheimen Treffen Gedichte zitiert werden. Auch Neil Perry (Robert Sean Leonard) ist Mitglied des Clubs und durch Keatings Unterricht inspiriert, seiner großen Leidenschaft dem Schauspiel nachzugehen. Als er bei einer Aufführung von Shakespeares "Sommernachtstraum" die Hauptrolle übernimmt, widersetzt er sich den Anweisungen seines herrischen Vaters.

Kritik

Was Regisseur Peter Weir in diesem Film erschafft, ist Magie, ganz ohne Hexen und Zauberer. Er führt uns zunächst in die graue Welt der Internatsschüler. Unter dem Leistungsdruck der Lehrer und Eltern besteht ihr Alltag nur aus dem Auswendiglernen der ihnen vorgegebenen Stoffe, für eine Zukunft, die von ihren Familien so geplant wurde. In diese Welt wird Farbe gebracht, durch den hervorragenden Paradiesvogel Robin Williams als Lehrer John Keating. Er vertritt eine moderne Form des Transzendentalismus, eine neuidealistische Bewegung, die für eine freiheitliche, selbstverantwortliche Lebensführung plädiert.

Weir zeigt in beeindruckenden Bildern, wie Keating seine Schüler zu Freidenkern umkrempelt. Es sind im Speziellen die Naturaufnahmen, die sich von dem verstaubten, historischen Schulgebäude absetzen und mit ihrem Symbolcharakter (zum Beispiel losfliegende Vögel) die Situation der Jungen widerspiegeln.

Die Konstruktion der unterschiedlichen Schüler ist Autor Tom Schulman besonders gut gelungen. Keiner ist wie der andere, jeder wird von Keatings Lehren auf eine eigene Art verändert: Dem schüchternen Todd (der Karrieredurchbruch für Ethan Hawke) gelingt der Ausbruch aus sich selbst, der rebellische Charlie (Gale Hansen) macht seinen Protest gegen die veralteten Werte öffentlich und der träumerische Knox (Josh Charles) kämpft für das Mädchen, in das er sich verliebt hat. Neil Perry, verkörpert durch einen großartigen Robert Sean Leonard (heute bekannt aus "Dr. House"), kann seinen Traum, die Schauspielerei, gegen seine konservativen Eltern nicht durchsetzen und zerbricht dabei. Diese dramatische Wendung setzt dem Film die Krone auf, denn sie verdeutlicht seine Aussage: Ohne das Schöne, ohne Gefühle und ohne Träume zu leben, wäre kein Leben.

Zu Recht wird Schulmans Drehbuch mit einem Oscar ausgezeichnet. Wenn sich zuletzt die Schüler den Worten des tobenden Direktors widersetzen und auf ihre Tische steigen, um dem entlassenen Keating ihre Loyalität zu bekunden, möchte man am liebsten aufstehen und zu Maurice Jarres berührender Filmmusik selbst laut ausrufen: "Oh Captain, mein Captain."

Fazit

John Keating schafft es, seine Schüler mit seiner Botschaft zu faszinieren und zu verzaubern. Eben dies gelingt auch Peter Weir mit seinem Film beim Zuschauer.

Markus Hauschild - myFanbase
17.12.2009

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