Bewertung
Sherry Hormann

Wüstenblume

Nach einer wahren Begebenheit.

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Trotz des Verbotes der Beschneidung werden heute noch täglich weltweit an die 6000 Mädchen Opfer dieses furchtbaren Rituals.

Inhalt

Als Waris (Soraya Omar-Scego, Liya Kebede) im Alter von 13 Jahren einen alten Mann heiraten soll, flüchtet sie zu ihrer Großmutter nach Mogadischu. Diese schickt sie später nach London, wo sie die Verkäuferin Marilyn (Sally Hawkins) kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Waris zieht bei ihr ein und erhält in einem Fast-Food-Laden Arbeit als Putzfrau. Dort wird sie von Terry (Timothy Spall), einem Fotografen, entdeckt, und schon bald ist sie ein gefragtes Model und zieht nach New York. Als sie eines Tages von einer Journalistin gebeten wird, von dem Tag zu berichten, der ihr Leben veränderte, erzählt Waris dieser eine unvorstellbare, dennoch wahre Geschichte.

Kritik

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Waris Dirie und basiert auf ihrer Romanvorlage "Wüstenblume", oder sollte ich besser sagen, ich dachte es wäre so. Denn der Film hat fast gar nichts mit dem Buch zu tun. Vieles hat man erfunden, anderes wiederum weg gelassen, was ich als wichtig empfunden hätte, sodass ich zum Schluss gar nicht mehr wusste, was nun überhaupt wahr ist. Der Film hinterlässt bei mir eher einen bitteren Beigeschmack, was die Frage nach Wahrheit angeht.

Dass man das Thema der Beschneidung der Frau wirklich fast gar nicht anschnitt, ausgenommen die wichtige Szene, als Marilyn davon erfährt; dann in zwei bis drei Rückblenden, als sie im Krankenhaus war und schließlich am Schluss, damit auch jeder Zuschauer die Botschaft mit nach Hause nimmt und darüber nachdenkt, war die größte Enttäuschung. Die Regisseurin, die ebenfalls das Drehbuch verfasste, macht es dem Kinobesucher und später Käufern der DVD auch nicht gerade leicht, wenn sie davon ausgeht, jeder hätte das Buch gelesen und man wisse somit alles über Dirie, denn um ehrlich zu sein, Buchkenntnisse sollte man schon haben, um diesen Film nur ansatzweise verstehen zu können. Dieser wird ohne Einblenden eines Zeitraumes bzw. von Jahreszahlen in einem sehr schnellen Tempo über eine Zeitspanne von ca. 15 Jahren erzählt, was nicht unbedingt jeder gleich mitbekommt.

Überzeugen konnten allein die Rückblenden, die sich in Afrika abspielten, denn die hatten einen realitätsnahen und glaubhaften Bezug zum Buch und der Geschichte. Die anderen Szenen, ob nun in Deutschland, London, New York oder wo auch immer gedreht, waren einfach nicht authentisch. Deshalb verstehe ich auch nicht die Aussage von Waris Dirie: "Als ich den fertigen Film zum ersten Mal sah, war es nicht einfach, mein eigenes Leben auf der Leinwand zu sehen." Welche Version stellt denn nun ihr Leben dar, die im Roman oder die auf der Leinwand? Die Regisseurin und der Produzent wollten sich hauptsächlich auf die Zeit in London konzentrieren, was auch gut und schön ist, aber wenn man dafür so viele Storylines erfinden und zudichten muss, dass der Film überhaupt nichts mehr mit einer Autobiografie zu tun hat und nur damit sich der Film füllt, lohnt sich der ganze Aufwand meines Erachtens nicht.

Für die Charaktere hätte ich mir ebenfalls mehr Tiefgang gewünscht, sogar bei der Hauptdarstellerin Liya Kebede. Überzeugen konnten allein die Komparsen in Afrika und die kleine Soraya Omar-Scego, die die junge Waris darstellte. Davon abgesehen ist dem deutschen Komponisten Martin Todsharow ein wunderschöner und passender Soundtrack gelungen, was dem Film in seiner Qualität jedoch nicht mehr half.

Fazit

Ein eher durchschnittlicher Film, wenn man bedenkt, was für eine Botschaft er enthält. Das Thema wurde leider total verfehlt. Ich empfehle jedem, sich das Buch durchzulesen, als sich diesen Film anzusehen. So erfährt man wenigstens mehr über Waris' Wunsch, ein normales Leben mit Ehemann und Kinder haben zu wollen sowie ihrem eigentlichen Leidensweg nach der Beschneidung, und wie sie nach einer Lösung suchte, um das es doch auch im Film hätte gehen sollen.

Dana Greve - myFanbase
03.11.2009

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