Bewertung
Florent Emilio Siri

Intimate Enemies

"Seht genau hin, das ist das wahre Gesicht der Rebellion. Sie töten und verstümmeln eure Kameraden – dieses Verbrechen wird gesühnt werden."

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Inhalt

Algerien, 1959: Der blutige Unabhängigkeitskrieg der rebellischen FLN gegen die Franzosen, die das Land seit 150 Jahren besetzt halten, läuft mit voller Härte. Der junge, von Idealismus geprägte Leutnant Terrien (Benoît Magimel) hat sich freiwillig gemeldet, um an der Front das Kommando über einen Außenposten zu übernehmen. Dort trifft er auf den erfahrenen, aber völlig desillusionierten Sergeant Dougnac (Albert Dupontel), mit dem er einen Rädelsführer der FLN aufspüren soll. Terrien ist anfangs entsetzt von den Foltermethoden und inoffiziellen Exekutionskommandos seiner Einheit. Doch er wird immer mehr vom Zeugen zum Täter in einem unmenschlichen Krieg, in dem beiden Seiten jedes Mittel recht ist, um den Feind zu besiegen. Denn als ein Verräter in den eigenen Reihen die Gegenseite mit Informationen versorgt, werden die Soldaten auf eine harte Probe gestellt.

Kritik

Wie viel Idealismus steckt in jedem von uns? Und wie viel Idealismus verträgt jeder von uns? Das ist alles eine Frage der Psyche und dem Willen einer jeden Persönlichkeit. Doch wie gelangt man zu dem Punkt, an dem Idealismus und Realismus aufeinander treffen? Der Punkt, an dem der menschliche Verstand beginnt zu begreifen, wie die Welt wirklich ist, und nicht, wie man sie gerne hätte. Doch man sollte diese Traumvorstellung nicht untergraben, denn dieses Gefühl hat jeder Mensch fast nur einmal in seinem Leben, und je älter oder reifer er wird, desto pragmatischer und instinktiver handelt er. Florent Emilio Siri schafft es in seinem Antikriegsfilm eben diesen wunden Punkt zu untermauern, und in spektakuläre Bilder zu verpacken.

Keine Frage, diese Produktion ist eine aufwändige, denn neben den genialen Schauplätzen und Bildern bietet er zudem noch eine sehr gut ausgestattete Requisite. Aber das ist alles nur Nebensache, denn das wahre Bild dieses Filmes ist und bleibt das Verhalten der jungen Soldaten in Ausnahmesituationen. In der Hauptrolle brilliert der französische Schauspieler Benoît Magimel wie selten zuvor. Das letzte Mal, wo man ihn so gut spielen hat sehen, war in Olivier Dahans "Die purpurnen Flüsse 2". Dabei spielt er die Rolle des jungen unerfahrenen Leutnants über alle Maße überzeugend. Neben seiner Entwicklung vom Idealisten zum Realisten sieht man auch seine Rückentwicklung vom zivilisierten liberalen Menschen zum altmodischen, fast schon mit mittelalterlichen Tugenden versehenen Soldaten.

Vermeintlich sollten die Unwissenden schweigen, doch was in Szene gesetzt wurde, muss kommentiert werden. So sind die Menschen eben. Und wenn kein Hintergedanke dabei gewesen sein soll, dann fragt man sich, wo die Kunst dabei bleiben soll. Daher sind die gezeigten Bilder des Grauens und der Gewalt genau richtig für den Film, die von einer ruhigen, fast schon psychotisch gelassenen Musik untermalt werden.

Aber was bringt dem Zuschauer ein weiterer Kriegsfilm? Es gibt doch dutzende, die jährlich gedreht werden. Durchaus, aber welcher Kriegsfilm in den letzten Jahren schafft es, dass man bei manchen Stellen eine Gänsehaut bekommt, und das, wo noch nicht einmal ein Mensch getötet wird? Dieser Film schafft es, und ist daher so faszinierend. Daher sollte man sich auch hier einmal ein Beispiel nehmen. Es ist nicht immer gut, dabei zuzusehen, wie Köpfe abgeschnitten werden. Vielleicht sollten sich die Filmemacher andere Synapsen des menschlichen Gehirns vornehmen, denn dies regt mehr zum Nachdenken an.

Fazit

Ein sehr überzeugendes Kriegsdrama mit überzeugenden Schauspielern. Und wer der französischen Sprache mächtig ist, sollte es sich lieber im Originalton ansehen, denn nicht alle Charaktere haben eine passende Synchronstimme zugeteilt bekommen.

Ignat Kress - myFanbase
07.08.2009

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