Bewertung
Neil Armfield

Candy - Reise der Engel

"Als ich Candy kennenlernte, waren das Tage voller Saft. Damals war alles üppig. Der Himmel war voller Vögel. Eine große Zärtlichkeit durchströmte uns." - Dan

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Inhalt

Candy (Abbie Cornish) ist eine sehr talentierte Malerin. Sie verliebt sich in den Dichter Dan (Heath Ledger); für beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Nichts und niemand kann ihre Beziehung gefährden, bis beide anfangen, Heroin zu konsumieren. Dan und Candy entfremden sich immer mehr von ihrem Umfeld und außer Casper (Geoffrey Rush), der für sie wie eine Vaterfigur ist, haben sie bald keine Freunde mehr. Die Drogen vernebeln ihr Gehirn und schnell sind die Zukunftspläne des frischgebackenen Ehepaars vergessen, da sich alles nur noch um Drogen dreht.

Als sie pleite sind und die Miete nicht mehr zahlen können, kommt es schließlich zum kompletten Absturz. Candy muss anschaffen gehen und Dan sieht tatenlos zu. Als sie schwanger ist, wagen beide den Schritt, einen kalten Entzug zu machen, doch Candy verliert ihr Kind. Gibt es noch Hoffnung für die beiden oder zerstört der Drogenkonsum ihre Liebe?

Kritik

Der Film basiert auf Luke Davies Autobiografie "Candy: A Novel of Love and Addiction", die Regisseur Neil Armfield als "Candy - Reise der Engel" verfilmte. Dieser Film war zugleich sein Regiedebüt. Er hat zwar mit diesem Streifen nichts Neues präsentiert, denn vor "Candy" gab es bereits außergewöhnliche Filme wie "Blow", "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" oder "True Romance", die ebenfalls das Thema Drogenkonsum aufgriffen, doch Armfield gelang es wirklich auf eine exzellente und bewegende Weise, auf Davies' Autobiografie einzugehen. Der Autor des Romans äußerte, nachdem er den Film sah, dass er sich in einigen Schlüsselszenen wiedererkannte, was man wohl als Kompliment aufnehmen kann. Neil Armfield bestand dem ungeachtet darauf, dass Luke Davies einen Cameoauftritt bekommt.

Anfangs dachte ich, mich würde ein Streifen voller Klischees erwarten, doch dem war nicht so. Ich war überrascht, wie unbeschönigt und greifbar Neil Armfield es schaffte, diesen doch sehr schwierigen Stoff umzusetzen. So teilte er diesen Film in drei Abschnitte auf, die das Leben dieser Junkies sehr gut veranschaulichte: Himmel, Hölle und Erde. In dieser Reihenfolge muss man sich im Prinzip auch die Lebensabschnitte von Candy und Dan vorstellen, wobei die Hölle der Schlimmste war und dementsprechend die meiste Zeit des Films gewidmet wurde. So hat ihre Geschichte mit ihrer Liebe, dem Himmel, angefangen, und sie endete mit der Erde. Ein für mich sehr passendes, aber zugleich auch bedrückendes Ende. Die Handlungen verliefen wie eine Achterbahnfahrt, ein Leben, das man wirklich nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht. So selbstzerstörerisch und auf eine Weise sogar abgestumpft, da Candy sich verkauft, damit sie Geld für Drogen bekommt und überleben kann.

Armfield erzählt nicht nur eine fließende Story, sondern geht ebenfalls konkreter auf die Höhen und Tiefen ein, sodass einzelne, wichtige Plots innerhalb der Story entstehen, mit der der Regisseur bei "Candy" punkten kann. Von denen stechen vor allem die Geschehnisse während der Krisen heraus, da Heath Leadger und Abbie Cornish in ihren Charakteren dort so richtig aufleben und zeigen, was letztlich in ihnen steckt. Sie spielen die Junkies sehr authentisch, überzeugend, packend, aber genauso erschreckend. Man bekam jede Lebenssituation der beiden Junkies zu sehen, vor allem hat mir imponiert, wie fassbar, hart und abgrundtief der Alltag der Junkies, aber auch ihr Überlebenswille und was dazu nötig war, dargestellt wurde. Erschreckend war die Schwangerschaft, die parallel mit dem kalten Entzug passierte und man die Minuten zählen konnte, weil man schon befürchtete, dass dies nicht gut ausgehen konnte. Schließlich waren beide dann auch wieder am Anfang der Geschichte: Mittendrin im gottverfluchten Drogenkreislauf, aus dem es keinen Ausweg zu geben schien. Was man allerdings sehr gut beobachten konnte, war, dass Dan nach der Fehlgeburt im Grunde der Mensch ist, der wieder Mensch sein möchte, versucht zu leben; Candy dagegen rutscht immer tiefer ab. Auch dies hat der Regisseur, der ebenfalls das Drehbuch schrieb, außerordentlich umgesetzt.

Die Geschichte um Candy wird anfangs von Dan erzählt und von Candy dann beendet. Der Film hatte neben diesen leidenschaftlichen Textpassagen der beiden Hauptcharaktere, der unübertrefflichen, authentischen Story und Charaktere, auch einen auffälligen, passenden Soundtrack. Dieser wurde vor allem während des Kapitels Hölle oft bei verschiedenen Szenen eingesetzt, speziell bei den Entzugsszenen, ob nun instrumental oder gesungen. Die Musik passte immer zu den Bildern, die mal traurig oder erschütternd waren, dann aber auch mal voller Hoffnung. Die Schauspieler Heath Ledger und Abbie Cornish trugen einen ganz großen Teil dazu bei, dass die Charaktere und Story so intensiv, mitreißend, lebendig und gegenwartsnah herüberkamen.

Fazit

Eine ausgezeichnete umgesetzte Romanverfilmung, die die Selbstzerstörung verschiedener Menschen anhand von Drogen sehr realistisch widerspiegelt, mit großartigen Schauspielern.

Dana Greve - myFanbase
30.01.2009

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