Bewertung
Michel Gondry

Abgedreht - Be Kind Rewind

You name it, we shoot it.

Inhalt

Herr Fletcher (Danny Glover) ist der Besitzer einer Videothek in der Kleinstadt Passaic, die als einzige nur Videos und keine DVDs führt. Als dieser für eine Reise seinen Laden verlässt, übernimmt sein treuer Angestellter Mike (Mos Def) übergangsweise den schlecht laufenden Laden. Dabei unterläuft Mikes etwas schrägem Freund Jerry (Jack Black) ein folgenschweres Missgeschick: durch einen Unfall in einem Umspannwerk wird er elektromagnetisch aufgeladen und löscht dadurch alle Videokassetten.

Da der Laden kurz vor dem Ruin steht und neuen Wohnungen platz machen soll, wenn das nötige Geld für eine Modernisierung nicht schnellstmöglich aufgetrieben wird, beschließen die beiden Freunde, die Filme einfach selbst zu drehen. Diese Idee wird schnell zu einem Riesenerfolg, bis eine Klage den Filmschaffenden einen Strich durch die Rechnung zu machen droht.

Kritik

Verantwortlich für das Drehbuch und die Regie zeigt sich der Franzose Michel Gondry, der schon bei dem außergewöhnlich-genialen, von Charlie Kaufman geschriebenen Meisterwerk "Vergiss mein nicht" die Regie übernommen hatte. "Abgedreht - Be Kind Rewind" ist sein zweites Werk, nach "Science of Sleep - Anleitung zum Träumen", bei dem er auch das Drehbuch geschrieben hat.

Dieser Film ist zwar auch ziemlich ungewöhnlich, schon die Grundidee mit der magnetischen Aufladung Jerrys ist abstrus, doch bei weitem nicht so spielerisch-ausgeflippt wie sein erstes selbst geschriebenes Werk "Science of Sleep". Doch trotz dessen weiß der Film größtenteils zu überzeugen. Um den Film überhaupt richtig genießen zu können, muss man Filme und das Kino schon lieben. Denn dieser Film ist eine Hymne auf das Kino und wie dieses Menschen zusammenbringen kann, und zudem auch ein Lobgesang auf Kreativität und Individualität. So verfilmen Jerry und Mike mit den allernotwendigsten Mitteln eine Menge an Filmklassikern neu und sprechen dadurch das Publikum an, das sich satt gesehen hat an den typischen Filmen, die allesamt nach dem gleichen Schema funktionieren.

Diese selbst gedrehten Filme sind dann auch die große Stärke dieses Filmes: beispielsweise die Neuinterpretation von "Ghostbusters", die schlichtweg genial-witzig gelungen ist. Auch "Der König der Löwen", "Rush Hour 2" und "Robocop" werden auf amüsante Art und Weise neu gedreht. Leider werden diese Momente mit andauernder Laufzeit des Films immer weniger und im letzten Drittel werden dutzende von Filmen in einem Zusammenschnitt viel zu schnell abgehandelt. Da hätte ich gerne noch längere Szenen von den Nachdrehs gesehen. Trotzdem kann das letzte Drittel nicht als misslungen bezeichnet werden, denn durch den Dreh eines eigenen Films, mit Einbezug der Menschen des ganzen Viertels, folgen noch viele ungeheuer charmante Szenen. Doch hier sollte nicht zu viel verraten werden...

Schauspielerisch ist der Film überragend besetzt: Jack Black verkörpert seine Paraderolle als skuriller, etwas neben der Spur stehender, Wohnwagen behausender Mensch gewohnt klasse und Mos Def spielt den ruhigeren Gegenpart zu Blacks Rolle ebenfalls ziemlich gut. Zudem sind auch noch Danny Glover als Jazz liebender Videothekebesitzer, Mia Farrow sowie Sigourney Weaver in kleineren Rollen zu sehen.

Negativ angesehen werden muss die ungeheure Naivität, die der Film in seiner Darstellung des Hauptplots an den Tag legt: der Film spielt in der heutigen Zeit und trotzdem wird eine Videothek ins Zentrum gestellt, die immer noch VHS führt. So was wäre in der heutigen Realität gänzlich undenkbar. Zudem ist es auch merkwürdig, dass im Zeitalter von YouTube Menschen noch viel Geld dafür bezahlen, selbst gedrehte Filme auszuleihen, die sogar nur eine Laufzeit von 20 Minuten aufweisen.

Stellt man diese Tatsachen mal außen vor, bietet der Film insgesamt eine schöne kleine, etwas altmodisch erzählte Geschichte über die Bedeutung von Film, Kreativität und Gemeinschaftsarbeit. Zudem weist der Film zahlreiche äußerst witzige Szenen und tolle Schauspieler auf, die ihre Rollen trotz ihrer Macken liebenswert und charmant machen.

Fazit

Ein eigenwilliger Film, der eine grandiose Grundidee mit tollen Ideen und Schauspielern umsetzt und dazu noch eine schöne Botschaft zu verbreiten versucht. Da fallen dann auch die vereinzelten negativen Punkte wenig ins Gewicht.

Moritz Stock - myFanbase
08.09.2008

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