Bewertung
Thomas Carter

Swing Kids

Wie war es eigentlich als Jugendlicher unter Hitlers Regime? Die Freunde Peter, Thomas und Arvid verbindet eine große Leidenschaft, der Swing. Jedoch ist genau dieser im Dritten Reich verboten und so müssen sie ständig auf der Hut sein, nicht entdeckt zu werden. Unglücklicherweise gelingt es nicht so wie geplant und sie müssen sich entscheiden: Beugen sie sich den Nazis oder kämpfen sie weiter um ihre Freiheit?

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Inhalt

Der Jugendliche Peter (Robert Sean Leonard) schwärmt genauso wie seine Freunde Thomas (Christian Bale) und Arvid (Frank Whaley) für den Swing. Heimlich treffen sie sich zu Tanzveranstaltungen im Café Bismarck und kaufen Platten bei einem Händler ihres Vertrauens. Nach außen mimen sie mehr oder weniger fromme Nazis. Die Hitlerjugend konnten sie bisher meiden.

Nach einem unglücklichen Scherz der Jugendlichen muss Peter aber doch der Hitlerjugend beitreten und Thomas will ihm durch den eigenen Beitritt beistehen, gemäß dem Motto "HJ am Tag – Swing-Boy bei Nacht". Peter sieht die Veranstaltungen der HJ als notwendiges Übel an, wohingegen Thomas Gefallen an den sportlichen Wettkämpfen sowie den Aktivitäten findet und erst gar nicht bemerkt, wie schnell er auch die Propagandafloskeln annimmt. Er intensiviert wieder den Kontakt zu ihrem ehemaligen Freund Emil (Noah Wyle), welcher schon seit langem Mitglied der HJ ist und entwickelt sich immer mehr zu einem Nazi, der sogar den eigenen Vater ausliefert.

Peter versucht, seine Ideale zu schützen, gerät jedoch immer mehr in Schwierigkeiten, gerade auch, als sich seine Mutter mit dem Gestapo-Offizier Knopp anfreundet. Durch Kontakte zu Juden und anderen geheimen Gegnern des Naziregimes wird Peter immer mehr in den Strudel gerissen, hat Angst, wie sein Vater von den Nazis getötet zu werden und fühlt sich eingeengt. Er möchte rebellieren, weiß aber nicht, wie.

Am Ende scheint alles zu eskalieren, denn Thomas merkt zu spät, was er angerichtet hat und Peter kann nicht mehr fliehen - er muss sich entscheiden, ob er sich ebenfalls anpassen, oder, egal zu welchem Preis, frei sein möchte.

Kritik

Dieser Film zeigt eine andere Perspektive des Dritten Reiches: es geht weniger um den Konflikt zwischen Juden und Nazis, den Machtaufbau und bevorstehenden Krieg, sondern vielmehr um die Menschen, die in Nazideutschland lebten. Hier wird explizit auf die Jugendlichen eingegangen, die eben ihrem Hobby, dem Swing, nicht nachgehen dürfen. Ein typisches Problem der Jugend, dass Verbotenes einen besonders großen Reiz ausübt, aber in diesem Fall natürlich viel gefährlicher.

Freundschaft, Intrigen und Verrat sind ebenfalls wichtige Themen, denn die Beziehung zwischen den drei Hauptcharakteren zerbricht immer mehr. Arvin als Rebell, der sich den Nazis auf keinen Fall beugen möchte. Thomas als Paradebeispiel dafür, wie die Jugend in die HJ gedrängt und manipuliert wurde. Er will einfach normal sein und zur Gemeinschaft gehören. Dagegen Peter, der zwar seinen Idealen bis zum Ende treu bleibt, aber es dennoch nicht schafft, zu rebellieren und etwas zu bewirken. Eine tragische Figur, die hin- und hergerissen ist und im Film als Protagonist angesehen wird. Wahrscheinlich verkörpert er die Gesamtheit der Bevölkerung aus der Zeit, die zwar das Naziregime verabscheuten, aber dennoch, um ihr Leben zu schützen, resigniert und nur im sicheren Umfeld ihren Argwohn geäußert haben. Als zentrales Thema kann man auch die Freiheit sehen, besonders im Kontrast zur heutigen Jugend sollten einem die eingeschränkten Möglichkeiten damals auffallen.

Der Film ist eigentlich recht ruhig, latent aggressiv und provokativ mit leisen Tönen, denn Action sucht man vergeblich, die Ereignisse werden relativ unspektakulär präsentiert, aber unterschwellig spürt man die Anspannung, die Kritik, die Angst und Depression. Oftmals wurden einige historische Fakten angeprangert, dass die HJ-Veranstaltungen nicht authentisch dargestellt wären, Bezeichnungen und Ereignisse falsch datiert seien etc. Dennoch kommt die Atmosphäre gut rüber, es ist eben ein Film, keine historische Abhandlung, mit Abweichungen, die durchaus vertretbar sind. Was zählt, ist das gesamte Ambiente. Außerdem sei anzumerken, dass es eben ein amerikanischer Film ist, der in Prag gedreht wurde, was manchen Deutschen ein Dorn im Auge ist, ich aber positiv finde, da er ganz anders aufgebaut ist als alle deutschen Filme über das Dritte Reich.

Als einziger Film aus dieser Zeit ist "Swing Kids" bestimmt nicht empfehlenswert, aber ansonsten ein Vergnügen, welches mit guten Schauspielern, einer korrekten Botschaft und vielen kleinen Details trumpft. Der Film ist zum Nachdenken und Anregen und das nicht nur, um sich über Hitlers Zeit zu informieren, sondern auch, um daraus zu lernen und Werte zu schätzen.

Fazit

Mein Prädikat: Wertvoll!

Julia H. - myFanbase
02.07.2008

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