Bewertung
Shekhar Kapur

Elizabeth – Das goldene Königreich

Vor neun Jahren kam ein Film mit dem schlichten Titel "Elizabeth" ins Kino. Er wurde siebenfach mit dem Oscar nominiert, gewann sogar einen und bedeutete den Durchbruch für die damals noch unbekannte Cate Blanchett. Dieses Jahr beschert uns pünktlich zum Fest der Regisseur Shekhar Kapur den zweiten Teil.

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1585. Elizabeth (Cate Blanchett) herrscht nun seit fast 30 Jahren auf dem englischen Thron – allein. Denn die Monarchin weigert sich standhaft, eine politische Ehe mit einem anderen Monarchen einzugehen. Vielmehr zeigt sie sich von einem jungen Seefahrer namens Sir Walter Raleigh (Clive Owen) fasziniert. Eine derart unstandesgemäße Beziehung ist undenkbar und somit bleibt der Königin dieses Vergnügen verwehrt, das ihre Lieblingszofe umso mehr genießt...

Doch Elizabeth ist darüber hinaus noch mit Herausforderungen ganz anderer Art konfrontiert. Der spanische König Philipp II. (Jordi Mollà), seines Zeichens fanatischer Katholik, schmiedet Invasionspläne gegen England, um die anglikanische Elizabeth vom Thron zu stoßen. Unterdessen deckt einer ihrer engsten Berater, Sir Francis Walsingham (Geoffrey Rush), ein Mordkomplott gegen die Königin auf, deren Teil ihre Cousine Mary Stuart (Samantha Morton) ist.

Kritik

Da Fortsetzungen sich zumeist an ihren Vorgänger messen lassen müssen, kann auch dieser Verweis auf "Elizabeth" nicht ausbleiben. Und schon der Titel prophezeit die Gefahr, dem so viele Historienfilme erlagen – sie wurden zu bombastischen und leblosen Kostümfilmen, denen jegliches Leben abgeht. Das Motto der Klassik "Edle Einfalt, stille Größe", lässt sich wunderbar mit den schönen Titel "Elizabeth" vereinbaren, hingegen verweist "Das goldene Königreich" genau auf jene Gefahr. Eine Ausstattung, die in ihrer Größe alle Schauspieler auf Wachspuppen reduziert (Madame Tussauds lässt grüßen...) – mit einer Ausnahme: der großartigen Cate Blanchett. Sie spielt die Königin mit einer Intensität, einer menschlichen und doch zugleich so unnahbaren Art. Kurz: die Blanchett ist ein Ereignis.

Wie auch schon im ersten Teil sollte der Zuschauer sich darüber im Klaren sein, dass er einen Historienfilm sieht, der durchaus mit wahren Begebenheiten spielt und sich gewisse dramatische Freiheiten herausnimmt. So war die Infantin Isabella von Spanien kein Kind, sondern bereits 21 Jahre. Und auch die Königin befand sich im Jahr 1585 in ihren 50ern, hingegen sieht Cate Blanchett kein Jahr älter aus als 35. Das gleiche Spiel gilt im Gegenzug für Sir Walter, der damals noch keine 30 Jahre war, aber mit Clive Owen die 40er bereits erreicht hat.

Was den Film jedoch wirklich beschwert, ist das Drehbuch. Zu weitschweifig auf der einen Seite und zu kleingeistig auf der anderen. Die Dialoge sind zum Teil affektiert und könnten in mancher Talkshow Verwendung finden; so unter anderem, wenn Sir Walter die Königin bittet, sich eine Welt vorzustellen, in der sie um ihrer Selbstwillen geliebt würde und nicht, weil sie Königin ist.

Das Gleiche gilt für die Darstellung der Spanier, die nur aus fanatischen Katholiken zu bestehen scheinen, die das "Good Old England“ wieder in die "katholische Steinzeit" zurückführen wollen. Da ist es dann auch nur folgerichtig, dass die Niederlage der Spanischen Armada 1588 in einer vollkommen einseitigen Weise verherrlicht wird, dass wohl nur noch der größte britische Patriot daran seine Freude hat.

Fazit

Ein weiterer Historienfilm, den man sieht und wieder vergisst. Eine großartige Cate Blanchett allerdings, die man sieht und so bald nicht vergessen wird.

Timm von Hoffmann - myFanbase
27.12.2007

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