Bewertung
Branagh, Kenneth

1 Mord für 2

So I understand you wish to marry my wife.

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Inhalt

Andrew Wyke (Michael Caine), erfolgreicher Schriftsteller und Millionär, empfängt in seinem Landhaus den jungen und attraktiven Schauspieler Milo Tindle (Jude Law). Tindle ist der Lover von Wykes Ehefrau Maggie und will den älteren Herren darum bitten, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Krimiautor scheint einverstanden zu sein und schlägt dem jungen Mimen einen für beide Seiten lukrativen Deal vor. Doch die Dinge entwickeln sich schnell zu einem gefährlichen Spiel, das keiner der beiden Männer verlieren möchte...

Kritik

"Auf gewisse Weise kann man natürlich sagen, '1 Mord für 2', das sind zwei Männer in einem Zimmer – es stimmt zwar nicht ganz, aber es kann einem so vorkommen." – Kenneth Branagh

Branagh trifft mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf: "1 Mord für 2" zeigt uns eigentlich nur zwei Männer in einem Zimmer. Das mag langweilig klingen, ist es aber nicht. Denn "1 Mord für 2" zeigt auf beeindruckende Weise, wie ein Film über eineinhalb Stunden unterhalten kann, obwohl er nur an einem einzigen Ort stattfindet und nur zwei Schauspieler auftreten.

Ein Grund für das Gelingen des Films ist zunächst einmal das großartige Drehbuch von Harold Pinter, das auf dem Theaterstück "Sleuth" von Anthony Shaffer basiert. Die Story erscheint simpel, entfaltet sich aber im Laufe des Films zu einem spannenden, durch und durch kompakten Drama. Man merkt deutlich, dass die Story auf einem Bühnenspiel beruht, denn auch der Film ist in drei Teile, also quasi in drei "Akte" aufgeteilt und findet seinen Höhepunkt im letzten Akt. Die Dialoge sind äußerst tiefgründig, vielschichtig und psychologisch und regen den Zuschauer immer wieder zum Nachdenken an.

Doch was wären Dialoge ohne Schauspieler, die ihnen Leben einhauchen? Normalerweise würde man zu Recht sagen, dass es öde ist, knappe 90 Minuten lang immer dieselben zwei Gesichter auf der Leinwand zu sehen. Es war für Branagh also klar, dass er zwei starke Schauspieler für diesen Film ins Boot holen musste und eine bessere Wahl als Michael Caine und Jude Law konnte er eigentlich nicht treffen. Caine und Law spielen ihre Rollen fantastisch und mit großer Intensität. Caine überzeugt in jeder Sekunde als scheinbar intellektuell überlegener Krimiautor Andrew Wyke, dessen Leben von Erfolg und Reichtum geprägt ist. Sein junger Gegenspieler Jude Law steht ihm in nichts nach: seine überragende Darstellung des naiv wirkenden, mittellosen Schauspielers Milo Tindle zeigt, dass der Brite zu den Besten seiner Generation gehört.

Wyke und Tindle liefern sich ein psychologisches Duell, das dem Zuschauer einige Abgründe des menschlichen Charakters zeigt: es ist ein gefährliches Spiel um Macht, Angst und Erniedrigung. Alle diese Facetten transportieren Caine und Law perfekt auf die Leinwand, sodass man sich bei manchen Dialogen tatsächlich so fühlt, als würde man unmittelbar in einem Theater sitzen.

Regisseur Kenneth Branagh rundet das Werk schließlich noch mit einer hervorragenden Kamera- und Regiearbeit ab. Er erzählt die Geschichte aus völlig ungewohnten Perspektiven und Kameraeinstellungen, sodass das Landhaus von Wyke, in dem sich alles abspielt, plötzlich wie eine ganz eigene Welt wirkt. Die supermoderne Einrichtung des Hauses mit seinen bizarren Objekten und High-Tech-Geräten unterstützt den psychologischen Aspekt der Geschichte und bietet Branagh die Möglichkeit, aus den unglaublichsten Winkeln zu drehen. So verfolgt man beispielsweise Szenen, indem die Kamera völlig still auf einen Punkt fixiert ist, während die Schauspieler sich nur am Rand bewegen.

Fazit

Mit "1 Mord für 2" ist Kenneth Branagh und Harold Pinter ein beeindruckender Psychothriller gelungen, in dem Michael Caine und Jude Law in ihren Rollen brillieren. Wer viel Action, Blut und Gekreische erwartet, wird sich hier allerdings langweilen – denn "1 Mord für 2" ist ein subtiler Psychothriller, dessen Geschichte sich über die Zeit erst entwickeln muss. Doch es lohnt sich – unbedingt anschauen!

Maria Gruber - myFanbase
19.12.2007

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