Bewertung
Sara Zandieh

andere Zoey, Die

Foto: Die andere Zoey (Originaltitel: The Other Zoey) - Copyright: Amazon Studios
Die andere Zoey (Originaltitel: The Other Zoey)
© Amazon Studios

Inhalt

Zoey Miller (Josephine Langford) ist eine sehr kluge Collegestudentin, die nicht an die romantische Liebe glaubt und Liebe eher als ein wissenschaftliches Konstrukt sieht, weswegen sie eine datenbasierte App zum Kennenlernen entwickelt hat. Ihre Überzeugungen werden aber auf den Kopf gestellt, als sie dafür sorgt, dass Fußballstar Zach (Drew Starkey) in einen Unfall gerät, der bei ihm Amnesie verursacht, so dass er Zoey für seine Freundin Zoey Wallace (Maggie Thurmon) hält. Da Zoey vom Arzt eine Warnung bekommen hat, dass Zach gerade geschont werden muss, und weil sie feststellt, dass sein Cousin Miles (Archie Renaux) mit ihr in allen wichtigen Bereichen kompatibel ist, lässt sie sich auf einen Skitrip mit der ganzen Familie von Zach ein und lernt dabei ganz neu fürs Leben.

Kritik

Zunächst einmal möchte ich die Wahl des Filmposters von "Die andere Zoey" (Originaltitel: "The Other Zoey") loben, denn auch wenn ich kein übermäßiger Fan von Dreiecksgeschichten bin, so deutet genau eine solche Geschichte das Filmplakat an und sorgt da doch etwas für Verwirrung, weil das im Endeffekt nicht das ist, was ich bekommen habe. Aber wenn gekonnt mit Erwartungen gespielt wird, dann finde ich das immer schon mal vielversprechend, denn RomComs sind eben einfach ein recht festgefahrenes Genre, wo die kleinen Abweichungen recht einfach für Unterhaltung sorgen können. "Die andere Zoey" würde ich nun als Mischung aus sehr Erwartbarem, aber gleichermaßen auch völlig Unerwartbarem bezeichnen, was den Film auf jeden Fall sehr kurzweilig gemacht hat. Dennoch habe ich in erster Linie nicht wegen des Plakats eingeschaltet, sondern tatsächlich wegen des Casts, wo viele gerade sehr beliebte Gesichter zu sehen sind, die aber dennoch noch nicht auf ellenlangen Credits in der TV- und Filmbranche zurückblicken können, so dass die Gesichter noch sehr frisch sind. Langford ist für dieses Genre sicherlich das bekannteste Gesicht unter den Jungdarsteller*innen, da sie aus der "After"-Reihe nach den Büchern von Anna Todd bekannt ist. Ansonsten haben wir Drew Starkey aus der Netflix-Serie "Outer Banks", wo er charakterlich das völlige Gegenteil spielt, nämlich einen Antagonisten, weswegen ich auf ihn auch am gespanntesten war. Dazu dann noch Archie Renaux aus S"Shadow and Bone - Legenden der Grisha", Jorge Lopez aus "Élite" und Mallori Johnson aus "Kindred". Aber auch der Erwachsenencast weist mit Andie MacDowell, Patrick Fabian und Heather Graham bekannte Gesichter auf. Es war also definitiv eine Castentscheidung.

In den Film selbst habe ich nicht so einfach reingefunden, denn Zoey ist für mich zunächst eine Figur gewesen, an der ich mich erstmal etwas gestoßen habe. Dass in diesem Film der Klassiker von romantischer gegen rationale Liebe ausgespielt wird, ist dabei nicht das Problem, sondern eher die Tatsache, wie Zoey mit ihren Überzeugungen auf andere trifft. Sie hat zuhause mit Mutter Paula (Graham) und mit ihrer besten Freundin Elle (Johnson) zwei absolute Romantikerinnen sitzen und ich kann auch nachvollziehen, dass das anstrengend ist, wenn man so gar nicht daran glaubt. Zoey kam mir aber wie eine Prophetin vor, die alle bekehren will, dass es die romantische Liebe gar nicht gibt und ich bin definitiv mehr Team 'jedem das Seine', was natürlich auch im Umkehrschluss bedeutet, dass auch Elle und Paula nicht zu sehr drängen dürften, denn ohne so viel äußeren Druck wäre vielleicht auch Zoey entspannter. Die wohl beabsichtige Idee, sie als klassischen Nerd darzustellen, erstmal gescheitert, denn sie wirkte trotz breitem Wissen und beachtlichen Programmierkenntnissen null wie ein Nerd, sondern eher nervig und ich-bezogen. Miles macht dann einen ganz ähnlichen Eindruck, er wirkt mehr reflektierter in seinen Überzeugungen, aber letztlich ist er doch auch festgefahren und damit war das Liebesdreieck für mich eigentlich auch schon gestorben, denn Miles hat als Figur eben überhaupt nicht das ausgestrahlt, was man in so einem Film erwartet.

Zum Glück ändert sich die Atmosphäre des Films dann schließlich, auch wenn das gleichzeitig bedeutet, dass Zoeys 'Wandel' etwas arg schnell über die Bühne geht. Aber eins nach dem anderen. Etwas absurd ist die Amnesie-Geschichte sicherlich und ob es medizinisch wirklich so möglich ist, sei mal dahingestellt, aber als sich Miles als der Cousin von Zach entpuppt, da wird Zoey auf einmal sehr aktiv und damit wird auch die Schale in meinen Augen aufgebrochen, die vorher sie noch in eine so unsympathische Richtung gerückt hat. Ist es verrückt, sich als eine andere Person auszugeben, wenn man es eigentlich gar nicht auf die von Amnesie betroffene Person abgesehen hat, sondern auf deren Cousin? Absolut! Aber auch wenn Zoey damit etwas hinterhergelaufen ist, was sowieso schon zum Scheitern verurteilt war, so war sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur mit sich selbst beschäftigt, sondern sie hat sich ja auch auf Familie MacLaren einlassen müssen und es war schon augenscheinlich, dass es ihr nicht behagte, die ganze Familie so zu belügen. Generell trug Familie MacLaren auch dazu bei, dass die Atmosphäre immer wohliger wurde, denn Connie (MacDowell) und Matt (Fabian) sind als Eltern sehr willkommen heißend und die kleine Schwester Avery (Olive Abercrombie) hat etwas sehr Freches, aber ihre Beziehung zu Zach ist wirklich herzallerliebst und sie hat ein gutes Gespür für Menschen, was ein wenig als Kompass des Films gesehen werden kann.

Im Skiurlaub kommen dann in meinen Augen auch die stärksten Momente des Films. Da hatte ich sogar wieder einen kurzen Moment, wo ich wieder dachte, ah, Miles ist doch wieder im Rennen! Dann kommt es zu der Szene im Whirlpool, die am besten dazu passt, dass ich eingangs meinte, der Film ist manchmal auch so unerwartbar, denn eine solche Szene hätte ich nie vermutet. Sie hat die Dreiecksgeschichte endgültig ad acta gelegt und danach war es eben einfach auch cool, wie deutlich sichtbar wurde, dass Zoey mit einem Kapitel abgehakt hat und dadurch sich auch wirklich auf den Moment einlassen konnte. Das wiederum hilft dann auch der Darstellung von Zach, der bis dato eben doch ein wenig auf dem Abstellgleis stand. Er hat natürlich auch gemerkt, dass Zoey sich etwas distanziert verhalten hat und wo sie sich dann wirklich auf einen Tag mit ihm einlässt, da lässt dann auch Zach los. Hier wird dann die Chemie von Langford und Starkey richtig gut entfaltet. Von ihm bin ich wirklich sehr angetan, denn durch "Outer Banks" war mir zwar schon bewusst, dass er sehr gut schauspielern kann, aber in Extremen spielen zu können, macht einen noch lange nicht zum Heartthrob, wie es dann im Genre RomCom oft über die männlichen Hauptrollen und ihre Darsteller heißt. Er hat den Job aber erfüllt, wenn nicht vorher der Umgang mit Avery schon Hinweis genug war. Ich fand die Darstellung des gemeinsamen Tages wirklich süß, romantisch, lustig und auch tiefsinnig in einem und das sind eben so Momente, die es in einer RomCom geben muss, um einem das Paar wirklich zu verkaufen.

Der letzte Teil des Films ist dann langatmig und überhastet in einem. Nachdem Zoeys Lüge aufgeflogen ist, ist der Abstand erstmal logisch, aber es hat sich doch etwas gezogen, wie sie dann auch sonst erstmal alle Brücken, vor allem zu Elle, eingerissen hatte und sie dann erst wieder aufbauen musste. Und dann kommt eben die große Versöhnung, die dann wie von Zauberhand gelungen ist. Da hat das Timing in meinen Augen nicht optimal gestimmt. Eine Sache, die mir auch völlig unsinnig erschien, das waren die Szenen von der 'anderen' Zoey mit ihren Eltern im Urlaub. Ich war erleichtert, als irgendwann auf sie verzichtet wurde, denn eine einzige Szene hätte gereicht, um Zoey Wallace charakterlich auf dem Präsentierteller zu haben, aber so mussten wir gleich mehrfach mitansehen, wie sie als kleine Diva ihre Eltern terrorisiert hat. Im Endeffekt brauchte es nur Avery, die in Sekundenbruchteilen deren Persönlichkeit erkannt hat.

Fazit

"Die andere Zoey" hat mit ein paar Höhen und Tiefen zu kämpfen. Ein schwacher Beginn und ein etwas überhastetes Ende umrahmen einen wirklich schönen und mitreißenden Mittelteil. Genauso ist dieser Film eine wilde Mischung aus Klischees und echten Überraschungen, die dem Film eine ganz andere Wendung geben. Insgesamt kann man den gemischten Eindruck beim Gucken sicherlich gut ausblenden und der in den wichtigen Rollen sympathische Cast sind definitiv ein Einschalten mal wert.

Lena Donth - myFanbase
24.10.2023

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