Bewertung
Louis Leterrier

Ein MordsTeam ermittelt wieder

Foto: Ein Mordsteam ermittelt wieder - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
Ein Mordsteam ermittelt wieder
© 2022 Netflix, Inc.

Inhalt

Ousmane Diakité (Omar Sy) und François Monge (Laurent Lafitte) könnten als Cops aus Paris nicht unterschiedlicher sein und doch hat sie zu Beginn ihrer Karriere eine Freundschaft verbunden, die aus diversen Gründen in die Brüche gegangen ist. Sie werden Jahre später bei einer Ermittlung wieder zusammengeführt und sie müssen in die französischen Alpen reisen, um mit der Polizei vor Ort zusammenzuarbeiten. Was zunächst nach einem Fall von einem misslungenen Drogendeal aussieht, stellt sich schließlich aber als eine viel größere Ermittlung heraus, die für die beiden ungleichen Männer sehr gefährlich wird, die sich daraufhin richtig zusammenraufen müssen.

Kritik

"Ein MordsTeam ermittelt wieder" ist mir ganz klar wegen Omar Sy ins Auge gefallen, denn dieser ist seit dem riesigen Erfolg von "Ziemlich beste Freunde" definitiv das Aushängeschild des französischen Films und Fernsehens und das gerade für die jüngeren Generationen, die wohl kaum groß andere Namen nennen können. Deswegen ist es kein Wunder, dass ausgerechnet Streamingdienst Netflix sich inzwischen regelmäßig die Dienste des französischen Superstars sichert, nachdem schon die Zusammenarbeit durch die Serie "Lupin" von Erfolg gekrönt war. Nun ist es so, dass es sich bei "Ein MordsTeam ermittelt wieder" um eine Fortsetzung handelt, wie der Titel im Grunde unschwer erkennen lässt. Die erste Verfilmung erschien unter dem Titel "Ein Mordsteam" 2012 und wird vielleicht tatsächlich in deutschen Kinos das ein oder andere Publikum angezogen haben, denn damals war Sy gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere und nicht mehr nur in Frankreich ein bekanntes Gesicht. Dennoch ist die Komödie völlig an mir vorbeigegangen, weswegen ich bei dem Titel der zehn Jahre später erschienen Fortsetzung nur etwas stutzig wurde und dann nachgeforscht habe. Es wäre sicherlich absoluter Fanservice gewesen, wenn sich Netflix auch an dem ersten Film die internationalen Rechte hätte sichern können, um das Rundumerlebnis gewährleisten zu können, aber dennoch kann man gleich vorweg festhalten, dass sich der zweite Film auch gut ohne das Vorwissen der ersten Verfilmung anschauen lässt. Denn es gibt durchaus genug bewusste eingestreute Hinweise auf die Vergangenheit. Auch wenn die Einzelheiten sicherlich im Dunklen bleiben, aber das grobe Szenario hat man sich schnell zurechtgelegt.

Französische Komödien schaue ich gar nicht so selten, denn so wie man von typisch britischem Humor spricht, so finde ich doch auch, dass der Humor in Frankreich eine ganz eigene Note hat, auch wenn das selten so konkret als eigenständige Begrifflichkeit genannt wird. Dennoch ist der Humor in "Ein MordsTeam ermittelt wieder" nicht das Typische, was ich aus Beispielen wie "Monsieur Claude und seine Töchter" oder "Willkommen bei den Sch'tis" kenne, wobei ich mir habe sagen lassen, dass es dennoch typisch französisch ist, aber dennoch eine völlig andere Richtung und zwar eher die von "Taxi" und der Fortsetzung "Taxi, Taxi". Dass ich diese Verbindung nicht selbstständig erkannt habe, liegt darin begründet, dass es eine Nuance von Humor ist, mit der ich meist nicht viel mit anfangen kann. Übertreibende Handlungselemente sind definitiv auch bei meinen liebsten Komödien das A und O, aber dennoch zeichnen sich diese durch eine etwas intelligentere Erzählweise, vor allem weil auf gesellschaftskritische Themen bezogen, aus. Bei "Ein MordsTeam ermittelt wieder" ist aber alles einfach nur plump, weswegen ich den Film stellenweise doch sehr anstrengend fand. Das liegt sicherlich auch daran, dass diese spezielle Art schnell ausgereizt ist. Während mich gerade zu Beginn die absurd lustigen Momente noch echt gut unterhalten konnten, habe ich zunehmend das Interesse verloren, weil die wiederkehrenden Elemente immer wieder gleich simpel bedient wurden. Zudem muss man auch einfach sagen, dass zwei Stunden Laufzeit für eine Komödie echt lange ist. Da gibt es doch einige Szenen, die ich spontan rauspicken könnte, weil die in die Länge gezogen wurden und das waren eigentlich jeweils die Kampfszenen von Sys Charakter Ousmane, sei es der Käfigkampf gleich am Anfang oder später gegen einen Dealer, der selbst ganz high war; den Sequenzen hätte ein früherer Cut gut getan.

Ein Aspekt, der mir durchaus positiv ins Auge gefallen ist, das ist sicherlich die Bemühung, das aktuelle politische Geschehen in Frankreich inhaltlich einzubauen. Wenn man bedenkt, dass bei der Stichwahl zur Präsidentschaft vor knapp drei Wochen auch die rechtsextreme Marine Le Pen als Siegerin hätte hervorgehen können, dann sagt das viel über die Stimmungslage in einem Land aus, in dem es einen hohen Ausländeranteil gibt. Auch wenn der Film natürlich deutlich vor der Wahl konzipiert wurde, so besteht das Problem mit Le Pen schon seit einigen Jahren und auch andere rechtsextreme Kräfte finden sich immer zusammen, weswegen die Verlagerung in die ländlichen Alpen, mitten ins rechtextreme Wespennest sicherlich nicht zufällig gewählt wurde. Vom Ansatz her also wirklich Daumen hoch, aber die Umsetzung? Im Grunde fällt mir schon gar kein Wort ein, um meinen Eindruck auf den Punkt zu bringen, aber die ganzen Witze, die auf Kosten von Ousmane getätigt werden durften, die waren schon nicht wenig. Dazu dann leider auch François, der völlig blind für den Rassismus zu sein scheint und für den Faschismus noch Ausreden sucht. Wenn er dann doch mal zur Verteidigung bläst, dann ist das so halbherzig dämlich, dass es natürlich absolut nicht hilft. Gerade in diesem Punkt hat der gewählte Humor also definitiv versagt, denn in meinen Augen wurde es nur schlimmer gemacht, als wirklich ein vernünftiges Statement zu setzen. Ousmane mag am Ende triumphieren, aber über was eigentlich?

Ansonsten ist der Humor aber wegen seiner plumpen Art selten genau richtig. Genial war sicherlich die Szene, als die Spezialkräfte nach Ousmane suchen, um ihm bei einem illegalen Kampf zu helfen, und dabei auf eine Reinigungskraft treffen, die vor Schreck die Mülltrennung vergisst, wofür es eine deftige Standpauke gibt. Das waren aber eine von wenigen Szenen, wo ich auch im Nachhinein noch gerne dran denken. Wie es absolut zu viel ist, da sei auf die Szene in der Autopsie verwiesen, denn das war einfach nur billig. Was mir wiederum etwas besser gefallen hat, das ist das Bemühen um einen echten Kriminalfall. Natürlich sehen wir keinen wirklichen Kriminalfilm, denn "Ein MordsTeam ermittelt wieder" ist definitiv mehr Actionfilm und Komödie und dennoch wird mit einem recht brutal erscheinenden Fall gleich ein Ausrufezeichen gesetzt. Auch sonst wird viel klassische Ermittlungsarbeit mit Befragungen, Spurensuchen etc. dargeboten. Vieles endet natürlich im Klamauk und dennoch ergibt sich ein durchgängiger roter Faden. Die Wendungen sind nicht unbedingt überraschend gelungen, weil schnell zu merken ist, dass es Ousmane und François gegen den Rest der Welt sind, so dass überall die Feinde zu vermuten sind, und dennoch ist dieser Aspekt des Films definitiv nicht der Schwächste.

Fazit

Sollte es in spätestens zehn Jahren eine weitere Fortsetzung von "Ein MordsTeam" geben, dann werde ich diesmal definitiv nicht einschalten. Omar Sy hat mich hier definitiv verführt, aber er kann diesen sehr plumpen komödiantischen Actionfilm nicht retten. Es gibt einige ernsthafte Bemühungen, sei es bei dem präsentierten Fall oder bei der Gesellschaftskritik, aber wesentlich mehr wird daraus nicht, denn alles endet in einem weiteren Klamauk, der dann auch auf die Laufzeit bezogen zu sehr in die Länge gezogen ist. Für den Humor des Films muss man also definitiv gemacht sein…

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Lena Donth - myFanbase
10.05.2022

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