RingCon 2013 - Grimm
Silas Weir Mitchell

Silas Weir Mitchell ist den meisten bekannt als Haywire aus "Prison Break" und Monroe aus "Grimm". Zu beiden Serien wurde er ausführlich befragt und er staunte nicht selten über die Beobachtungsgabe und das detaillierte Interesse der Fans. Das begeistert ihn ganz besonders an Conventions, zu sehen, wie lebendig die Vorstellungskraft der Fans ist und wie zugängig sie für das Geschichtenerzählen sind. Sich diese kindliche Phantasie bewahren zu können, sei unheimlich wichtig in der heutigen Welt.

Foto: Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Silas Weir Mitchell, RingCon
© myFanbase/Nicole Oebel

Zu "Prison Break" erzählte Silas die schöne Anekdote von einem Re-Shoot, welcher Monate später stattfand, als er den Bart, den er als Haywire trug, schon lange nicht mehr hatte. Im Makeup-Trailer aber fehlte unechtes Haar zum ankleben. Der Regieassistent aber fackelte nicht lange und rasierte seine eigenen Haare ab, die in der Farbe passten und somit als falscher Bart angeklebt werden konnten. Diese Begebenheit war ihm selbst beinahe entfallen und so war er sehr amüsiert bei seiner eigenen Schilderung. Für die Rolle des Schizophrenen mit paranoiden Zügen hat Silas ein wenig nachgeforscht, um sich vorstellen zu können, wie es in so einem Kopf zugeht. Was er allerdings besonders fand, war die Tatsache, dass Paranoide normalerweise Zusammenhänge sehen, die nicht da sind, Haywire allerdings war besessen von der Karte auf Michael Scofields Körper und diese war wirklich da. Über die Arbeit im Joliet-Gefängnis hatte Silas schon bei der Pressekonferenz gesprochen. Er sagte, die Räumlichkeiten hatten definitiv großen Einfluss auf die Gesamtstimmung am Set und entsprechend in der Serie. Er betonte, er könne jedem nur empfehlen: "Stay out of prison!", denn das Leben in einer so kleinen Zelle, die man sich auch noch mit einem anderen Menschen teilen müsse, würde jeden verrückt machen.

Foto: Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Silas Weir Mitchell, RingCon
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Einige Fragen zu "Grimm" drehten sich um die deutsche Sprache in der Serie und vor allem um die kuriosen Namen der Wesen. Silas stimmte zu, dass es wirklich so wirke, als würde jemand wahllos Wörter aus einem deutschen Wörterbuch herausgreifen. Nehme man allein Lausenschlange und Fuchsbau. Auch die Aussprache "wessen" anstelle von "Wesen" hätte man seiner Meinung nach umgehen und es von Anfang an richtig aussprechen können. Es seien allerdings tatsächlich Leute, die fließend deutsch sprechen, die für das Schreiben der betreffenden Passagen in der Serie zuständig sind. Am besten betrachte man es so, dass es eher grimmisch als deutsch sei. Was sich allerdings auf jeden Fall sagen lässt, ist, dass Silas eine ziemlich gute Aussprache beim Deutschen hat, ganz ohne amerikanischen Akzent. Und so bekam er großen Applaus für folgenden Satz: "In 'Grimm' mitzuspielen ist eine Menge Spaß. Dass in Deutschland, der Heimat der Gebrüder Grimm, so gut angenommen ist wunderbar." Zur Darstellung Monroes als Werwolf bzw. Blutbad teilte Silas eine sehr interessante Überlegung. Er meinte, in diesem Modus sei er Monroes innerstes Selbst, sein Wesen – aber nicht nur in der Bedeutung von Kreatur, sondern in der Bedeutung von Seele / Persönlichkeit. Auf Deutsch hat "Wesen" ja beide Bedeutungen.

Foto: Mark Ferguson, Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Mark Ferguson, Silas Weir Mitchell, RingCon
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Silas selber wuchs nicht mit Grimms Märchen auf. Ihm wurde stattdessen allerdings der Struwwelpeter vorgelesen, und als er da ein wenig ins Detail ging, entgleisten Mark Ferguson ordentlich die Gesichtszüge. Ein Kinderbuch, in dem Daumenlutschern die Daumen abgeschnitten, unvorsichtige und ungehorsame Kinder verbrannt werden und unaufmerksame Träumer ertrinken, was auch alles grafisch dargestellt wird, ist für uns Deutsche ja selbst mittlerweile eine Kuriosität, aber ein Gespräch zwischen einem Amerikaner, der davon erzählt, und einem Neuseeländer, der davon noch nie gehört hat, ist wahrlich ein lustiges Erlebnis. Silas erklärte, er bevorzuge Märchen, wie das von einem kleinen Schweinchen, das wegen seltsamer Male auf seinem Körper ausgelacht wurde, dann aber zum Zirkus ging und zur größten Attraktion wurde, da die Male auf seinem Körper eine Weltkarte darstellten. Also Kindergeschichten, die motivieren und nicht abschrecken. Schweinchen sind es wiederum auch, die Silas in "Grimm" gut gefallen, und zwar in Form der Storyline rund um die drei kleinen Schweinchen und den großen bösen Wolf.

Foto: Mark Ferguson, Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Mark Ferguson, Silas Weir Mitchell, RingCon
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Für ein Crossover zu einer anderen Serie fiel Silas außer "Homeland" zunächst nichts ein - und das wäre wohl wirklich eine skurrile Mischung. Mit "Once Upon a Time" könnte er es sich nicht so gut vorstellen, da es dort die zwei separaten Welten gibt, während in "Grimm" die Wesen in der normalen Welt leben. Und so konnte man sich schließlich auf "Supernatural" einigen. Zu den spaßigsten Momenten am Set gehören für Silas definitiv düstere Momente, in denen mit Requisiten wie Eimern voll Körperteile herumgeworfen wird oder als es einmal eine Geburt eines Wesenbabys gab, welches unheimlich echt aussah, aber natürlich aus Plastik war. Am schlimmsten aber sei es, wenn man nach einem 13-Stundentag irgendwann ins Kichern gerät und nicht mehr aufhören kann. Wenn die Crew also langsam sauer wird, weil alle nach Hause wollen und man sich wirklich zusammenreißen muss, das seien die Momente, wo wirklich gar nichts mehr geht. Er erinnerte sich an eine Szene mit David Giuntoli, als dieser mit Pfeil und Bogen schießen sollte, während Silas direkt neben ihm stand und mit ihm reden sollte. Sie konnten einfach nicht mehr aufhören zu lachen, gerade weil sie nicht lachen durften, und so musste die Szene komplett umgestellt werden, weil sie es einfach nicht zustande brachten.

Foto: Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Silas Weir Mitchell, RingCon
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Frustration über eine langsam vorangetriebene Storyline ist übrigens etwas, was Silas als Zuschauer definitiv nachempfinden kann und als Schauspieler selbst auch empfindet, aber der größte Teil in ihm sei in diesem Fall der Charakter und der Gedanke an die Entwicklung des Gesamtbildes auf lange Sicht. Sobald er in der Rolle ist, urteilt er nicht mehr darüber, was der Charakter tut, und das ist wichtig, um ihn glaubhaft rüberzubringen. Was Gastdarsteller angeht, so hatte Silas bisher am meisten Spaß mit Sebastian Roché, von dessen Witz, Charme und Fremdsprachenkenntnissen er beeindruckt war. Mit Mark Pellegrino hatte Silas leider keine einzige Szene, aber mit Mary Elizabeth Mastrantonio hat er unheimlich gerne zusammen gearbeitet. Auf die Frage danach, wie Monroe dazu steht, ständig in Gefahr gebracht zu werden, seit er Nick kennengelernt hat, meinte Silas, dass für Monroe das Gute überwiege, die Tatsache, dass er sein Wesen dazu einsetzen kann, zu helfen und Gutes zu tun, während seine Vorfahren damit Angst und Schrecken verbreitet haben. Auch er selber wäre gerne ein gutes Wesen, ein Hund, am besten ein Labrador, weil diese genau wie er Wasser lieben. Er war schon immer fasziniert von Kojoten und Wölfen und hat eine enge Beziehung zu Hunden.

Foto: Silas Weir Mitchell, RingCon - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Silas Weir Mitchell, RingCon
© myFanbase/Nicole Oebel

Für seine Darstellung in "Grimm" würde er sich mal einen zwischenmenschlichen Konflikt wünschen, vielleicht dass Rosalie Monroe betrügt oder ähnliches. Nicht dass er sich das für die Charaktere wünsche, aber er spielt gerne Extreme, das sei immer eine gute Herausforderung. Was die Dreharbeiten angeht, so werden die Szenen ohne Reihenfolge gedreht. Bevor Silas zur RingCon kam, drehte er beispielsweise an einem Tag Szenen für vier verschiedene Episoden, nämlich für Staffel 3 Episoden 5, 6, 9 und 10. Und es gibt so gut wie gar keine Proben, nur ein kurzer Moment, bevor gedreht wird. So muss man also das Gesamtgeschehen im Hinterkopf haben, um die passenden Emotionen einbringen zu können, wobei dabei allerdings auch der Regisseur hilft, der ebenso die gesamte Storyline im Kopf haben muss.

Insgesamt war es ein großes Vergnügen, Silas Weir Mitchell live zu erleben. Er ist ein Schauspieler, der weltoffen ist und unheimlich interessant erzählen kann und dem nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Charaktere am Herzen liegen.

Nicole Oebel - myFanbase

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