Mirella Schulze rettet die Welt - Review des Piloten

Als ich vor über einem Jahr bei der Pressevorstellung des künftigen Programms von TVNOW von der geplanten Eigenproduktion "Mirella Schulze rettet die Welt" gehört habe, war ich sofort neugierig und habe mir damals schon fest vorgenommen, dieser Serie eine Chance zu geben und dafür auch ein weiteres Streamingportal zu abonnieren, denn das Thema, dem sich diese Serie widmet, ist hochspannend. Nun hat die Pandemie logischerweise (und leider) den Fokus vom Umweltschutz etwas abrücken lassen und auch der "Fridays for Future"-Bewegung sehr viel Wind aus den Segeln genommen. Dass die Serie deshalb aber nicht weniger relevant sein könnte, zeigt sich schon nach wenigen Minuten und ich bin sehr froh, dass TVNOW nicht aus taktischen Gründen eine Veröffentlichung verschoben hat. Schon nach der ersten Episode hoffe ich sehr, dass "Mirella Schulze rettet die Welt" gut angenommen wird und hoffentlich auch Ende des Jahres im Free-TV zu überzeugen weiß, denn dieser Auftakt wusste sehr zu überzeugen. Aber der Reihe nach.
Umweltschutz wird wohl eines der prägendsten politischen Themen in den kommenden Jahrzehnten sein und eine Serie, die das im Fokus hat, ist längst überfällig (wobei ich mich noch sehr gut an die Zeichentrickserie "Captain Planet" erinnern kann, die ein Stück weit mein ökologisches Bewusstsein geprägt hat). Spannend dabei ist vor allem, dass bei diesem Thema Doppelmoral immer eine Rolle spielt und es nahezu unmöglich ist, wirklich konsequent Umweltschutz zu betreiben. Mirella (Tilda Jenkins) ist das ziemlich bewusst und setzt dadurch ihre Familie ordentlich unter Druck, weil diese trotz Verständnis und Unterstützung an vielen Stellen umweltschädliches Verhalten an den Tag legt. Sei es beruflich bedingt oder eben auch in der Lebensweise. Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Konsequenz durch die acht Episoden tragen wird, denn auch Mirella wird an ihre Grenzen stoßen, trotz des guten Willens. In dieser Episode wird erst mal dargestellt, wie sie vor drei Jahren mit dem Wunsch, etwas für die Umwelt zu tun, das Ziel auserkoren hat, 10.000 Bäume zu pflanzen. Unterstützt von der Umwelt-AG der Schule ist ihr dies nun gelungen. Dabei wird schon angedeutet, dass bei all den Absichten vor allem problematisch ist, dass medial durch den Fokus auf eine Person manchmal die Sache aus den Augen verloren wird. Mirella wird also durchaus zu tun haben, die AG bei der Stange zu halten und selbst nicht zu sehr in den Fokus zu geraten. Parallelen zu Greta Thunberg sind nicht nur hier offensichtlich, aber das lässt sich kaum verhindern, wenn man halbwegs glaubwürdig und realistisch diese Geschichte erzählen möchte. Hier stecken also viele Potenziale. Dass zudem umweltpolitisch viele teilweise erschreckende Fakten zu Tage treten werden, wird in dieser Episode auch schon angedeutet. In diesem Fall, dass jede Minute drei Fußballfelder Regenwald abgeholzt werden. Es ist also zu vermuten, dass die Serie auch viele unangenehme Wahrheiten aussprechen wird und damit umweltpolitisches Bewusstsein fördern könnte. In dieser Episode gelingt es, das nicht so dominant und oberlehrerhaft umzusetzen, dass es nicht wie ein Moralapostel wirkt, zumal letztlich ein Großteil der anderen Charaktere ja dafür da sind, um die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln aufzuzeigen.
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Abgesehen vom unglaublich wichtigen Thema Umweltschutz ist die Serie aber auch an sich sehr gefällig. Die Dialoge haben eine schöne Dynamik und wirken sehr natürlich, die Familie insgesamt ist in ihren Charakteren gekonnt zusammen gesetzt und auch die Nebenrollen wie Schulleiterin, AG-Leiter und AG-Mitglieder sind sofort präsent und kommen gut rüber. Schauspielerisch fremdele ich eigentlich nur mit der Hauptdarstellerin Tilda Jenkins selbst, der noch etwas die Leichtigkeit im Spiel fehlt, wobei ich überzeugt bin, dass sich das in den weiteren Folgen schnell geben wird bzw. der Eindruck auch nur deshalb verstärkt wahrgenommen wird, weil sie eine Art Einzelkämpferin mimt, die zwar von allen Seiten akzeptiert wird und trotzdem sehr viele Widerstände aushalten muss mit ihrem Idealismus. Jedenfalls freue ich mich auf die weiteren Episoden, die sicherlich auch den anderen Charakteren noch viel Raum geben werden. Hervorheben möchte ich noch Harald Schrott, der als Leiter der Winterfeld-AG quasi den echten Antagonisten darstellt, weil seine Firma der Umwelt schadet, er sich aber als umweltfreundlich zu inszenieren versucht, was Mirella natürlich sofort offenlegt. Auch diese wirtschaftskritische Ebene könnte noch sehr spannend werden.
Die Serie "Mirella Schulze rettet die Welt" ansehen:
Fazit
Mit großen Erwartungen habe ich mich auf den Start der Serie gefreut, weil das Thema Umweltpolitik aus meiner Sicht nicht präsent genug sein kann. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Sehr realistisch und durchdacht werden in dieser ersten Episode die unterschiedlichen Dimensionen rund um Umweltschutz angeschnitten und offenbart, welches Potenzial diese kurzweilige Serie bereit hält. Ob dies auf Dauer nur ein umweltpolitischer Zeigefinger wird und dadurch nervt oder vielleicht im genau richtigen Maß aufrüttelt und zum Nachdenken anregt, werden die übrigen sieben Episoden zeigen. Ich bin sehr gespannt.
Emil Groth - myFanbase
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