Die enttäuschendsten Staffel 2010/2011
Supernatural (Staffel 6)

Manche Dinge fallen einem einfach schwer und "Supernatural" bei den enttäuschendsten Staffeln der gesamten Season einzureihen, gehört bestimmt dazu. Einziger Lichtblick an der ganzen Sache ist, dass die Serie noch nicht an dem Punkt angekommen zu sein scheint, an dem sie sich wirklich totgelaufen hat. Trotzdem, es wollte bei den Winchesters nichts so wirklich laufen im vergangen Jahr und am liebsten hätte man eingegriffen. Ehrlich. Die gesamte erste Hälfte muss man gegen den Wunsch ankämpfen, den Autoren die Flausen wieder auszutreiben, die ihnen der Abschied von Serien-Erfinder Eric Kripke offenbar in den Kopf gesetzt hat. Wie glücklich mussten jene gewesen sein, die ohne Erwartungen an die sechste Staffel herangegangen sind…
Soulless
Ich rekapituliere – nach Monaten der Ungewissheit, wie es mit der geliebten Serie weitergehen würde, bekommt man Dean wie einen Fisch am Trockenen präsentiert, Sam verhält sich wie ein mieses – ich will hier nicht mit Kraftausdrücken anfangen – und im Hintergrund läuft eine ganze Horde ungebliebter Familienangehörige herum, die im Grunde kaum jemanden interessiert. Die ersten Folgen vergehen, Dean ist weiterhin weichgespült, Sam weckt Assoziationen mit noch mehr Kraftausdrücken und die Campbells sind noch immer da.
Noch mehr Folgen vergehen und es verändert sich nichts. Außer, dass man Sam langsam wirklich nicht mehr mag. Danach wird es amüsant, weil man weiß – wow, großes Staffelgeheimnis Nummer Eins – der jüngere Winchester-Bruder hat keine Seele mehr. Einige Campbells leben noch immer und der Himmel kommt wieder mehr zum Tragen. Die Alphas rücken weiter ins Spielfeld vor, man kennt sich vor lauter Gegnern nicht mehr aus und wünscht sich, ebenfalls einmal von Oberon entführt zu werden, um vielleicht kurzfristig dem Elend zu entkommen. Nichts da. Staffelgeheimnis Nummer Zwei lauert vor der nächsten Tür. Eve, die Mutter aller Monster. Schneller als erwartet wird der Tod auf den Plan gerufen, ohne wirklich eine Aufgabe für ihn zu haben. Außer, dass Sam wieder eine Seele hat. Die Serie steigert sich langsam wieder ein wenig, Staffelgeheimnis Nummer Drei – Crowley lebt noch, Staffelgeheimnis Nummer Vier – Eve ist eigentlich gar nicht so übel und auch nicht der Oberbösewicht und außerdem lässt sich ganz leicht beseitigen, Staffelgeheimnis Nummer Fünf – Castiel ist der eigentliche Oberböswicht und lässt sich nicht ganz so leicht beseitigen. Die Mauer fällt, Sam lebt trotzdem noch, der Impala ist kaputt und Sommerpause.
Verwirrt? Genau! Dieses Gefühl ließ einen während zweiundzwanzig Folgen niemals los und im Grunde war in diesem Jahr die Geheimniskrämerei der Serienmacher der schlimmste Gegner der Winchesters, denn man hat sich vielleicht ein wenig zu sehr dazu hinreißen lassen, mit dem Publikum zu spielen. Man hatte nach dem Ende des Fünf-Jahres-Plans so viel Pulver in der Hinterhand und hat es so rasant und mit einem Mal verschossen, dass man quasi vor lauter Feuerwerk das Funkeln nicht mehr gesehen hat. Spannung wurde zeitweise von bloßer Hektik abgelöst, die Sinnhaftigkeit mancher Handlungsstränge und Charaktere blieb vollkommen verborgen. Die ganze Angelegenheit war anstrengend und hat mürbe gemacht. Der ganzen Serie fehlte auf unbestimmte Art und Weise ihr Herz, ihre Seele, eben das, was sie jahrelang ausgemacht hatte.
Vielleicht liegt es auch am einzigartigen Fandom der Serie, dass diese Staffel so über die Maßen baden gehen musste. Hinter jeder Folge stecken hunderte Diskussionen, jede Szene, jeder Satz wird auseinandergenommen und auf Schwächen abgeklopft. Die Gruppendynamik der Fans erledigt den Rest. Eine mittelmäßige Folge macht die Zuschauer bei "Supernatural" schon skeptisch und lässt sie kritisch werden. Ein offensichtliches Schwächeln lässt sich beinahe nicht mehr ausbügeln. Und bei dem Chaos, das sich durch die sechste Staffel zog, war das Scheitern vorprogrammiert. Denn man hoffte als Fan ständig auf den großen Knall, der alles erklären würde. Stattdessen gab es viel zu viele Geheimnisse und keine oder, was eigentlich schlimmer ist, vollkommen unbefriedigende Antworten.
Ich habe schon einmal versucht zu erklären, was an dieser Staffel nicht gepasst hat, konnte schon da nicht wirklich in Worte fassen, warum es dieses Mal so enorm anstrengend war, der Serie die Stange zu halten. Es ist mir wohl auch hier nicht ganz gelungen. Aber im Grunde macht es wahrscheinlich genau das aus. Man fand sich in der Staffel nie wirklich zurecht, konnte nichts wirklich beim Namen nennen. Und wenn man Enttäuschung nicht so recht in Worte fassen kann, ist das meist ein guter Beweis dafür, dass sie nicht nur eingebildet ist. "Supernatural" hat es tatsächlich irgendwie geschafft, seine Fans ein wenig vor den Kopf zu stoßen. Allerdings hat man in den letzten Folgen gerade noch einmal so die Kurve gekriegt. Jetzt heißt es für die Autoren, eine gerade Linie zu finden. Und wir Zuschauer täten vielleicht gut daran, unsere Erwartungen ein bisschen herunterzuschrauben. Beides gemeinsam könnte unter Umständen reichen, um im nächsten Jahr von der Serie zur Abwechslung wieder einmal positiv überrascht zu werden.
Eva Kügerl – myFanbase
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