Serienglossar:
Was bedeutet eigentlich die Serienorder?

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Entscheidet sich ein Sender, eine neue Serie ins Programm aufzunehmen, gibt es dafür verschiedene Herangehensweisen. Das traditionelle Verfahren ist es, zuerst einen Piloten zu drehen, nach Begutachtung von diesem eine Serienorder mit konkreter Episodenanzahl in Auftrag zu geben (Front 13) und danach wird diese eventuell noch um eine weitere feste Episodenanzahl (siehe Back-Nine-Order) aufgestockt.

Andere Verfahren sind das sogenannte Direct-to-Series-Verfahren oder die 10/90-Option.

Entgegen der Tatsache, dass der Begriff Front 13, der sich auf die ersten 13 georderten Folgen einer Serie bezieht, eine normierte Episodenanzahl für die erste Serienorder suggeriert, ist dies in der Praxis eigentlich nicht der Fall. Deshalb ist der Begriff Front 13 in der Fachpresse zwar zu finden, wird aber nur selten in konkreten Fällen benutzt. Üblicher ist es, bei der Serienorder die Anzahl der bestellten Episoden klar zu benennen, denn dabei finden sich nicht nur Unterschiede zwischen den Sendern, sonder auch innerhalb eines Senders kann es zu zahlreichen Varianten kommen.

Bei den Broadcast-Sendern ist zwar das traditionelle Modell mit 12 bestellten Episoden nach dem Piloten noch üblich, dies ist aber keineswegs die Norm. Je nach Bedarf bestellen die Sender mal sechs, mal neun, mal 14 Episoden. Dies richtet sich meist nach dem Sendeplatz im Sendejahr (eine späte Ausstrahlung bedeutet meist auch eine niedrige Episodenanzahl der Serienorder), den Produktionskosten und dem Vertrauen des Senders ins Projekt. Von außen sind die genauen Gründe der Anzahl der bestellten Episoden meist nicht komplett nachvollziehbar, sie liefert dafür aber erste Indizien über das Verhältnis zwischen Sender und Projekt.

Auch einige Basic-Cable-Sender wie ABC Family und USA verfahren ähnlich bei ihren Serienbestellungen. So gibt ABC Family recht häufig nach erfolgreicher Pilotbegutachtung Serienordern mit zehn Episoden (inklusive Pilot) heraus und verlängert diese dann meist um eine zweite Serienorder mit ähnlicher Anzahl (meist zwischen zehn und zwölf Episoden). In extremen Fällen hat der Sender sogar Episodenordern von 20 Folgen getätigt, wie es beispielsweise in der ersten Staffel von "Switched at Birth" der Fall war. Somit kommt hier die erste Staffel auf insgesamt 30 Episoden, die in drei Sendeblöcken ausgestrahlt wurden.

Die meisten Premium-Cable-Sender und manche Basic-Cable-Sender bevorzugen kürzere Staffeln, dabei erhalten die Serien meist nach dem Piloten eine Serienorder im Bereich von acht bis 13 Episoden. Es gibt aber auch hiervon Abweichungen nach oben oder unten, so hatte die letzte Staffel der "Sopranos" bei HBO 21 Episoden, die aber in zwei Blöcken von jeweils 12 und neun Folgen ausgestrahlt wurde. "The Walking Dead" wurde von AMC in Staffel 1 nur mit sechs Episoden geordert (weil man unbedingt zu Halloween 2010 auf Sendung gehen wollte, man bis dahin aber nicht mehr Folgen produzieren konnte), ab Staffel 3 belaufen sich die Staffelordern der Serie auf 16 Episoden, die in zwei Blöcken gesendet werden.

Das Verfahren der gestaffelten Serienordern bzw. Staffelordern wird meist zu Beginn einer Serie, also in Staffel 1 angewendet. Für nachfolgende Staffeln steht die Menge an georderten und später auch gesendeten Episoden meist im Vorfeld fest, wobei es aber auch wieder einige Ausnahmen gibt. Dazu zählen beispielsweise Verlängerungen um eine weitere Staffel, trotz geringer Einschaltquoten. In solchen Fällen werden oft kürzere Staffeln geordert, mit einer Option auf eine weitere Episodenorder (meist eine Back-Nine-Order). Beispiele sind die fünfte Staffel von "Parks and Recreation", die zunächst nur für 13 Episoden geordert und später auf 22 aufgestockt wurde. "Community" hingegen wurde ab Staffel 4 generell nur mit 13 Episoden bestellt und auch nicht mehr aufgestockt. Häufig gibt es auch die Variante einer finalen Staffel einer quotenschwachen Serie, die aus wenigen Episoden besteht, wie "30 Rock" Staffel 7 (13 Episoden) und "Nikita" Staffel 4 (sechs Episoden).

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Cindy Scholz - myFanbase
18.04.2014

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