Bewertung
Placebo, Depeche Mode, Keane, Morissey, Jamiroquai

Rock im Park 2006

Nach meinem Einstand im Jahr 2003 ging es dieses Jahr für mich nun bereits zum vierten Mal nach Nürnberg zum Zwilling des wohl bekannteren Festivals Rock am Ring für vier Tage lang Bands und Party.

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Der Wetterbericht ließ eigentlich nichts Gutes erwarten, und war die Fahrt noch durchsetzt mit Regenschauern, war es im Park angekommen jedoch weitgehend trocken. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor musste ich, um mein Bändchen zu bekommen, gerade einmal 2 Minuten anstehen und keine Kämpfe ausfechten, und da mein Zelt schon stand als ich kam, war auch alles schnell eingerichtet. Donnerstags zu kommen finde ich eigentlich optimal, da man so keinen Stress hat und sich vor allen Dingen mit diversen Leuten erst einmal gemütlich treffen und das alljährliche Wiedersehen feiern kann. Schade nur, dass das DJ-Zelt donnerstags noch nicht offen war, da hätte man sich ein bisschen warm tanzen können, die Temperaturen waren doch sehr frostig.

Der erste Schreck kam später beim kochen, beim wechseln der Gaskartusche für den Kocher muss Gas ausgeströmt sein und sich bis zu den Kerzen ausgebreitet haben, schon hatten wir unsere eigene Pyro-Show im Pavillon. Zum Glück war aber die Löschaktion erfolgreich.

Am nächsten Morgen auf dem Weg zu den Toiletten war wie jedes Jahr schnell klar: es gibt wie immer zu wenig davon. Lange Schlangen (sogar vor den Dixies) sind nicht so lustig, denn bekanntlich geht man erst auf die Toilette, wenn man auch muss. Immerhin war es aber immer recht sauber. Später machten wir uns dann auf den Weg zu den Bühnen, dieses Jahr mussten die ursprünglichen Standorte verlegt werden, wegen der Fußball-WM. So war es doch ein Stück zu laufen, zur Center-Stage brauchte man 20 Minuten, aber nur bei wenig Betrieb, zu Stoßzeiten konnten es schon mal 10 Minuten mehr werden. Allerdings hat sich der Weg gelohnt, denn mit dem Luitpoldhain ist wirklich ein klasse Ersatz für das Zeppelinfeld (bzw. das Stadion) gefunden worden, ganz im Grünen machte Rock im Park seinem Namen so alle Ehre.

Einzig der Einlass zur Bühne war wieder typisch Rock im Park, das ist wohl das einzige Festival, auf dem man neben dem Bändchen zusätzlich die Eintrittskarte vorzeigen muss um hinein zu kommen. Pech natürlich, wenn die nach dem langen Marsch auf dem Campingplatz liegt…

Erst einmal blieben wir auf der Center, mit den Kaiser Chiefs und Franz Ferdinand gab es zwei spitzen Livebands von den Inseln, das Festivalpublikum hatte allerdings reichliche Startschwierigkeiten, einzig bei Deutschlands WM-Band Nr. 1, den Sportfreunden Stiller ging es ein wenig rund im Wellenbrecher. Auch Placebo konnten ausnahmsweise die Leute nicht mitreißen, daher spielten sie wohl aus Resignation 10 Minuten kürzer als geplant.

In unserer Essenspause erlebten wir leider keine positive Überraschung bezüglich der Preise, wie immer war es sehr überteuert, obwohl dieses Jahr immerhin die Auswahl ein wenig größer schien. Mit Depeche Mode kam dann der Headliner des ersten Tages, trotz einiger technischer Schwierigkeiten mit den diversen Leinwänden wirklich ein gelungener Auftritt.

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Anschließend ging es dann zurück zur Clubstage, die auf dem Campingplatz in einem großen Zelt war, Goldfrapp und Phoenix bildeten einen gelungenen Abschluss des ersten Tages, hier konnte man noch mal gut alle Körperteile beim tanzen lockern und den müden Beinen und den Rückenschmerzen den Kampf ansagen.

Da wir gerade so in Tanzlaune waren, wollten wir gleich nebenan in das DJ-Zelt, das dieses Jahr glücklicherweise dem 0815-Partyzelt gewichen war. Doch nachdem sich in der Schlange einfach nichts bewegte sind wir eben weiter zur Party auf den Campingplatz. Samstags wurden dann die Duschen getestet, immerhin gab es hier keinen Stau wie bei den WCs, wenn auch nur Eiswasser. Aber warm duschen ist ja auch so überhaupt nicht Rock’n Roll, habe ich mir sagen lassen, auch wenn ich da gerne etwas weniger Rock’n Roll gewesen wäre.

Am zweiten Spieltag ging es dann auch zum ersten Mal auf die Alterna-Stage, die direkt hinter dem Reichsparteitag-Gebäude aufgebaut war. Eigentlich ein gutes Zeichen, wenn auf einem ehemaligen Nazi-Gelände ein Rockfestival stattfindet. Musikalisch ging es eher gemischt zu, mit Flipsyde und später The Streets wurde dem geneigten Zuhörer feinster HipHop geboten, im Gegensatz zum Tag davor mit Bushido, der dezent ausgebuht wurde. Außerdem gab es noch den britischen Schwerpunkt mit The Zutons, den sehr feinen Editors und den Publikumslieblingen Keane. Für die Männerwelt gab es dann noch einen Augenschmaus: Juliette Lewis & The Licks.

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Auch den zweiten Tag ließen wir wieder in der Clubstage enden, obwohl wir eigentlich noch Tool auf der Center Stage schauen wollten, aber dank der einfach zu langen Wege zwischen den Bühnen hätte man 10 Minuten noch gesehen, prima. Art Brut und vor allem Dredg haben das aber gut entschädigt, zwei wirklich klasse Auftritte. Diesmal schafften wir es anschließend mit aktivem Anstehen in das DJ-Zelt, wo man nach der Kälte draußen fast einen Hitzeschock bekam. Aber Björn Dixgard (Mando Diao) hat gut aufgelegt, endlich etwas anderes als die Song2/It’s My Live/etc. Standardplaylists im früheren Partyzelt.

Den Sonntag verbrachten wir schließlich komplett auf der Alterna-Stage, mit Jason Mraz und vor allem später David Gray wurden klasse Singer/Songwriter geboten, Babyshambles inklusive Pete Doherty, der ausnahmsweise mitgekommen war, zogen aber zuerst einmal das meiste Publikum. Viele dachten sich wohl, dass man nie sicher sein kann, ob man den Guten noch einmal zu Gesicht bekommt. Der gesamte Auftritt war allerdings eher schlecht als recht. Höhepunkte waren dagegen die Dresden Dolls und Paul Weller, Tomte haben wir zur Essenspause genutzt und von hinten angeschaut.

Nelly Furtado hatten wir gar nicht geplant, aber um unseren Platz in der ersten Reihe nicht sausen zu lassen haben wir uns den Auftritt doch angeschaut. Alleine schon durch das Überraschungsduett mit Rea von Reamonn hat sich das dann auch ausgezahlt. Im Publikum hatte sich mittlerweile der Altersdurchschnitt drastisch angehoben seit Babyshambles, als nächstes folgte auch der Auftritt von Morissey, der, wie nicht anders zu erwarten, erste Sahne war. Den Abschluss des Festivals bildete für mich Jamiroquai, die mich auf wundersame Weise von meinen Rückenschmerzen befreiten, "Deeper Underground" als Abschlusslied war auch einfach genial.

Da war das geniale Wochenende leider schon fast vorbei, die Zeit ist wie im Flug vergangen. Obwohl mich kurz vor dem Festival das Lineup noch nicht hundertprozentig überzeugt hatte, da einfach vieles schon so oft da gewesen war, gab es doch wirkliche Highlights unter den Auftritten, und wirklich schlecht war nur der von den Babyshambles, und da das wiederum abzusehen war, gab es eigentlich keine Enttäuschungen. Von der Organisation her war es wirklich besser als in anderen Jahren, die Securities waren sehr in Ordnung und auch sonst gab es kaum etwas zu meckern. Der einzige große Kritikpunkt waren für mich die langen Wege, der Abstand zwischen den Bühnen war einfach zu groß. Lieber einmal lang vom Campingplatz weg laufen und dann alles kompakt haben als verteilte Bühnen, die Bühnenhopping praktisch unmöglich machen. Aber das wird ja im nächsten Jahr wieder anders sein, denn dann ist der WM-Trubel vorbei.

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Eva F. - myFanbase
05.06.2006

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