Olli Schulz

Olli Schulz im Krone-Bau, München

Der Circus Krone ist am Abend des 3. Novembers nicht komplett ausverkauft, das möchte Olli Schulz gar nicht verschweigen. So sei mehr Platz zum Tanzen – und nach einer kleinen Aufwärmphase, sowohl für Publikum, als auch für die fünfköpfige Band in seinem Rücken, wird dem dann auch nachgegangen.

Foto: Olli Schulz, 2014 - Copyright: Oliver Rath
Olli Schulz, 2014
© Oliver Rath

Es ist der dritte Termin der kurzen "Feelings aus der Asche"-Herbsttour. Und Olli Schulz stellt bereits munter die Setlist um, sehr zum Erstaunen seiner Band. In dieser befindet sich nicht nur Plattenweggefährte Gisbert zu Knyphausen, sondern auch Dennis Becker, Ex-Tomte. Das kommt fast einer kleinen Reunion von Bibi McBenson gleich – dem Spaßprojekt, das er vor Jahren mit einer Mockumentary verfilmte. Nicht nur die Band wird übrigens später vorgestellt, auch das Publikum. Mit Kat Frankie hat er erstmals eine junge Frau dabei, die nicht nur großartig Tina Turner und Bonnie Tyler nachmachen kann – sondern der auch ihr eigener Vers aus dem Titeltrack des gleichnamigen, aktuellen Albums gebührt. Die Australierin macht aus "Ich kenn' da ein" zudem eine großartige A-cappella-Nummer.

Mit dieser unterhält Olli Schulz, der nach eigenen Aussagen in seinem Hemd aussieht wie Jürgen Klinsmann, sowohl alte, als auch neu gewonnene Fans. Denn er spielt das "Selfie-Spiel" – zwei Zuschauer treten gegeneinander für ein Shirt an und müssen so viele Bilder von ihm mit Promis wie möglich erkennen. Abgespielt werden die Portraits mit Jan Böhmermann, Joko Winterscheidt und den Scorpions auf der Leinwand, die sonst lustige Tierbilder oder selbstgemalte Paint-Kunstwerke zeigt.

"Wer ist heute als Single hier? In einer Beziehung? Und wer denkt, es hält nicht mehr so lange?"

Die große Chance einer mengenmäßig größeren Band liegt für Olli Schulz natürlich darin, sich selbst auch mehr zu bewegen und nicht an die Gitarre gefesselt zu sein. Zwar gebührt ihm später alleinig das Rampenlicht, wenn er Konzertklassiker wie "Der Rumäne" zum Besten gibt oder von einem Saunabesuch erzählt, doch mit dieser Unterstützung tanzt er munter drauf los.

Eine beliebte Aktion von ihm bleibt dabei, sich wie einst Bruce Springsteen Courtney Cox ein Mädchen aus dem Publikum herauszuholen, um mit ihr zu "Was macht man bloß mit diesem Jungen?" abzuschwofen – Spagate inklusive. Das Publikum kreischt – bei alten, raren Stücken wie "Das letzte Königskind" leider etwas weniger.

"Ich bin gegen 'sich immer selbst treu bleiben', 'immer seinen Weg gehen' – was, wenn der Weg ausgelatscht ist? Wenn man lieber auf einer Wiese oder Beton gehen will?"

Nichtsdestotrotz packt er in drei Stunden Spielzeit ausgewogen neues ("Dschungel", seiner Tochter gewidmet, das epische "Als Musik noch richtig groß war") und altes ("Dann schlägt dein Herz", "Wenn die Music nicht so laut wär" - "diesen Song hat meine Mutter geschrieben!"). Als Zugabe darf "So muss es beginnen", der Opener von "Feelings aus der Asche", nicht fehlen, was das Publikum perfekt in die Nacht entlässt.

Sein letzter "Circus Halligalli"-Kracher "Verhaftet wegen sexy" wird ebenfalls in einem Medley verwurstet wie das Kinderlied "Kommissar Ärmchen". 2016 wird seine fast bundesweite Radiosendung mit Jan Böhmermann quasi verfilmt – er kehrt zurück ins Fernsehen mit einer wöchentlichen Sendung. Viele Fans, die seine Musik erst dadurch entdeckt haben, werden sich nach diesem Abend sicher wünschen, dass er dennoch weiter seine Lieder spielt. Und ganz bald wieder mit fliegendem Konfetti in München, bei den "frisch gebräunten" "Sugarboys" sein wird, in der Stadt, in der "jeder mit einem Fußballspieler verheiratet ist".

Artistpage

OlliSchulz.com

Simone Bauer - myFanbase
09.11.2015

Diskussion zu diesem Konzert