Wombats, The

The Wombats in München

Für diese Art von Indierock stellt man sich gerne an der Garderobenschlange an: The Wombats treiben am Freitag, den 27. März, Jung und Alt in die Münchner Tonhalle.

Foto: The Wombats - Copyright: Warner Music Group
The Wombats
© Warner Music Group

Und die stehen kurz vor Beginn der Vorband Darlia – die beim letztjährigen Rock im Park / Rock am Ring bereits ihren Einstand gaben - teilweise bis zur Absperrung vor der Bühne brav an, um ihre Mäntel an diesem kühlen Frühlingstag abzugeben. Eine halbe Stunde lang verausgaben sich die drei Musiker auf der Bühne, mit Wechsel der Gitarren nach jedem Song, der Sänger im The-Horrors-Gedächtnisoutfit, der Bassist den 90s gedenkend mit Flanellhemd und Hochwasserhose.

Kurz nach neun ist es aber endlich soweit: Matthew "Murph" Murphy, Tord Overland-Knudsen und Daniel "Dan" Haggis sind zurück. Ganze vier Jahre war "Glitterbug" in der Mache. Man sieht den drei Jungs aus Liverpool deutlich an, wie groß die Lust an den neuen Songs ist – das Münchner Publikum fremdelt aber noch ein bisschen. "The English Summer", ein Vorbote auf das neue Album aus dem letzten Jahr, ist bereits gut bekannt, ebenso die aktuelle Single "Give Me a Try" und die erste Auskopplung, "Greek Tragedy". Die Arme fliegen, die Haare auch. Zurückhaltender wird "Headspace" aufgenommen – ein magisches Stück mit Kopfschüttelgarantie, doch noch steht das persönliche Einleben nach Erscheinen des Albums aus. "Emoticons" und "Be Your Shadow" sind ausgeglichener und abgeschliffener – was bei der klassischen Ausbildung der drei am Liverpool Institute for Performing Arts und der langen Zeit der Aufnahmen auch kein Wunder ist.

Den Auftakt macht aber "Your Body Is a Weapon", das erste Lebenszeichen aus dem Studio – geschrieben über Harry Styles, passend, ein paar Tage nach dem Aufschrei rund um One Direction und ihren fliehenden Bandmitgliedern. "Jump Into the Fog" ist ein erster Verschnaufer, während Bassist Tord sich dennoch in Fahrt tanzt. Doch ab dem dritten Song, "Moving to New York", bleibt kein T-Shirt trocken. Die H&M-Hüte fliegen in die Luft, Mädchen tragen andere Mädchen in Croptops auf den Schultern – und im Hintergrund der Bühne leuchtet eine Skyline.

"Party In a Forest (Where's Laura?)", der Klassiker vom ersten Album "A Guide to Love, Loss And Desperation", wird frenetisch gefeiert, "1996" ebenso. Spaß machen ihnen die alten Songs dennoch, vor allem bei "Little Miss Pipedream" ist das Grinsen groß. Zumindest, wenn man nicht wie Drummer Dan die Mundharmonika spielen muss. Die Crowdsurfer nutzen das melodische Stück für mehrere Ritte über die Massen, einer reißt ein Brett vom Rand der Bühne, der andere fast das Keyboard von Tord um. Der trägt das – natürlich: mit Humor. Ebenso zum Lachen: Sänger Murph steht auf seinen Orange-Verstärkern und muss erstmal auf sein Smartphone warten, um die tanzende Menge einfangen zu lassen. Und dann ist da noch die Sache des schweren Abstiegs mitsamt Gitarre.

Bei "Kill the Director", "Tokyo" und "Let's Dance to Joy Divison" ist der Spaß selbstverständlich vorbei: Hier wird ernsthaft ausgeflippt (und sich auch von der Bühne aus in die Menge geschmissen) – wie passend, dass Freitagnacht ist. Daran lässt Sänger Murph auch keinen Zweifel, zwischen perfekt ausgesprochenem "Dankeschön" und "My German is crap!". Nach dem Ende des schweißtreibenden Gigs, inklusive des energetischen Schlusssongs "Euroscheisse", ist klar: Das könnte man jeden Tag gucken (und da die Tour noch bis April läuft, wäre dies auch sicher möglich), aber dennoch ist man froh, am nächsten Tag ausrasten zu können. Wir werden ja alle nicht jünger.

Artistpage
TheWombats.co.uk

Simone Bauer - myFanbase
01.04.2015

Diskussion zu diesem Konzert