Bewertung
Wolf Parade

Wolf Parade – Rockhouse Salzburg

Als "Ziehkinder von Arcade Fire" werden die vier Jungs aus Montreal auf den Werbeplakaten bezeichnet. Die Story, dass Wolf Parade nur deswegen spontan gegründet wurden, damit die ebenfalls kanadischen Wunderwuzzis eine Vorband haben, rankt sich ja noch immer um die Band. Fest steht, dass die Gruppe um Dan Boeckner und Spencer Krug schon auf CD gepresst eine ähnliche Leidenschaft an den Tag legt wie ihre "Zieheltern" – und weil man denen live die eine oder andere mitreißende Eigenschaft nachsagt, dürften sie das ja wohl ebenfalls gemeinsam haben. Also: Rein ins stilechte Holzfällerhemd und ab nach Salzburg, wo Wolf Parade nicht nur das erste Mal zu Gast waren, sondern als besonderen Anreiz gleich eine Handvoll Songs vom im Sommer erscheinenden neuen Album "Expo 86" präsentierten.

Foto: Wolf Parade - Copyright: Sub Pop Records/Meqo Sam Cecil
Wolf Parade
© Sub Pop Records/Meqo Sam Cecil

Als Vorband sorgten zuerst die salzburgerischen, kaum dem Schulalter entwachsenen High Level Headphones für mütterliches bzw. väterliches Schmunzeln, während die rumänischen The Amsterdams mit ihren eigenartigen Songstrukturen und ihrem fliegenden Wechsel an den Instrumenten tatsächlich aufhorchen und neugierig werden ließen.

Mit "Dear Sons And Daughters Of Hungry Ghosts" läuteten Wolf Parade schließlich kurz nach 22 Uhr das Konzert ein. Kurz machte sich ein Gefühl der Enttäuschung breit – aber nein, es war nur der Sound noch nicht perfekt abgestimmt und Spencer Krug am Keyborad noch nicht ganz eingesungen. Schon ein, zwei Songs zeigten sie sich in absoluter Höchstform und spielten sich beinahe in Rage: Besonders Dan Boeckner verausgabte sich an Mikro und Gitarre bis zum Äußersten und musste nach dem Finale von "It's A Curse" erst mal kräftig verschnaufen, um danach ebenso wild zuckend weiterzumachen.

Obwohl er mit seinem eher weichlichen Aussehen und Aussagen wie "you're adorable" oder "thank you, sweethearts" das glatte Gegenteil von seinem punkigen Gesangskollegen Boeckner darstellte, zeigte auch Spencer Krug genügend Einsatz: Wie es sich für einen Leitwolf gehört, glänzte er mit den besten Heulern und verbrachte die Zeit der Instrumentalparts mit ekstatischem Headbangen über seinem Keyboard. Die Songs selbst schienen vor Energie zu bersten: Stücken wie "Language City" oder "California Dreamer" verliehen Wolf Parade noch mehr Dringlichkeit und Ehrlichkeit als auf der Platte – und auch die neuen Stücke, die sorgfältig und stolz angekündigt wurden, fühlten sich sofort äußerst vielversprechend und fast vertraut an.

Trotz des Wissens, dass man vom dritten Album der Band bestimmt nicht enttäuscht sein wird, konnte man die Begeisterung der Zuschauer förmlich spüren, als sich Wolf Parade nach einer Stunde Spielzeit und ein paar Minütchen Abwesenheit zum Zugabenteil wieder auf der Bühne versammelten: Die eine oder andere wichtige Nummer war ja noch ausständig – und der Typ, der von Anfang an aus einer Ecke "Father's Son" gebrüllt hatte, kam nun endlich auf seine Kosten. Richtiggehend majestätisch preschten die ersten Schlagzeugtöne von "You Are A Runner And I Am My Father's Sun" über unsere Köpfe hinweg und nicht nur dem Typen aus der Ecke wird der Song als einer der besten Momente des Konzerts in Erinnerung geblieben sein.

Obwohl auch der Abschluss von Anfang an offensichtlich war, war es trotzdem Zeit für eine kleine Gänsehaut, als Krug ankündigte, dass sie noch einen Song spielen würden und sich das Wolfsrudel schließlich in eine phantastische Darbietung von "Kissing The Beehive" stürzte. Dieses 10-minütige Epos ist ohnehin schwer in Worte zu fassen, die ständigen Wechsel und verschieden Passagen sind mit jedem Mal Hören wieder neu, aufregend und mitreißend – live mit einer enthusiastischen Band, die jedes "fire in the hole" mit Inbrunst von sich gibt, möchte man den Song glatt zu einem der besten aller Zeiten küren. Und das Konzert zumindest schon mal zu einem der besten dieses Jahres.

Fazit

Als "Ziehkinder von Arcade Fire" kann man Wolf Parade längst nicht mehr bezeichnen – abgesehen davon, dass man die beiden Bands meiner Meinung nach ohnehin nicht so wirklich vergleichen kann, haben es die Kanadier auch gar nicht nötig, sich hinter irgendwem zu verstecken. Ihr Konzert letzte Woche in Salzburg hat auf jeden Fall eine extrem talentierte und leidenschaftliche Band gezeigt, deren neues Album ich schon jetzt kaum erwarten kann.

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Stephanie Stummer - myFanbase
26.05.2010

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