Maximo Park

Maximo Park in Köln

Maximo Park haben es geschafft: Sie füllen die großen Hallen. Wie sich das auf die Band ausgewirkt hat, zeigte sich am 16.10.07 im Palladium, Köln.

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Eine große Schlange drängte sich vor dem ausverkauften Palladium in Köln und viele die keine Karte mehr abbekommen haben, versuchten vor den Toren noch einmal ihr Glück. Erinnert man sich an Auftritt der Band zurück, wo sie in Deutschland nur vor 100 Leuten gespielt haben, weiß man: Maximo Park haben es geschafft, sie sind die momentane angesagteste Combo von der Insel.

Ein kurzer Blick übers Publikum verriet: Maximo Park mag jeder. Vom Emo-Indie-Girlie bis zum alternden Rocker – alle warteten gespannt darauf, ihre Lieblingsband live zu sehen. Die Erwartung war zu recht groß. Schließlich werden die fünf Jungs aus Newcastle von allen Seiten für ihre Energie und ihren Enthusiasmus auf der Bühne gelobt. Unvergessen ist ihr Auftritt beim diesjährigen Rock am Ring, welcher auch im deutschen Musikfernsehen ausgestrahlt wurde: Abertausende Gitarrenmusik-Anhänger reagieren auf jede kleinste Bewegung vom Sänger Paul Smith. Er hat sie alle in der Hand – das wollen wir in Köln auch!

Gegen 20h beginnt aber erst einmal die Vorband Blood Red Shoes. In umgekehrter White-Stripes-Formation – Laura-Mary Carter an der Gitarre, Steve Ansell hinter den Drums – wird hier ein frischer und energetischer Sound vorgetragen. Die beiden zögern keine Minute und lassen es vom ersten Taktschlag ordentlich krachen. Die Riffs füllen die ganze Halle, die Melodien gehen ins Ohr und der geteilte Gesang der Bandmitglieder prägt sich ein. Ein britischer Sound für die Zukunft, der die Maximo Park- Fans allerdings merkbar im ersten Moment irritiert. Aber die Tatsache, dass Blood Red Shoes es schaffen, das übervolle Palladium doch noch für sich zu gewinnen, zeigt deutlich, dass man von der Band aus Brighton noch einiges erwarten kann. Im Vereinigten Königreich wartet man schon ungeduldig auf das erste Album der beiden und auch hierzulande sollte sich ein Erfolg einstellen können.

Nach dem halbstündigen Auftritt von Blood Red Shoes ging es erst mal in die Umbaupause, die sich fast quälend lang bis um ca. 21.15 hinzog. Und dann lief alles fast biblisch ab: Das Licht erlosch plötzlich und wie aus dem Nichts tauchte Paul Smith als Prophet auf – und die Jünger waren nicht mehr zu halten. Schon beim Opener "The Coast is always Changing" zeigt sich der Maximo Park- Sänger von seiner charmantesten Seite: Er post, er gestikuliert, er zieht das Publikum in einen Bann. Paul Smith steht im Spot-Light des Interesses und verspüht genau das nötige Charisma, um diesen Job ernsthaft durchzuziehen.

Doch betrachtet man das ganze von weitem, erhält diese Perfektion einen etwas bitteren Nachgeschmack. Paul Smith ist Maximo Park, der Rest der Band, so etwa der ebenfalls sehr extrovertierte Keyboarder Lukas Wooller, verschwinden im Hintergrund. Auf der Bühne gibt es anscheinend nur Platz für einen Hauptdarsteller. Bassist, Drummer und Gitarrist nimmt man gar nicht wahr. Und wahrscheinlich würden diese noch nicht einmal von eingefleischten Fans auf der Straße nicht erkannt werden.

Die Setlist an diesem Abend verbindet schön die Hits des ersten Albums "A Certain Trigger" mit den Stücken ihres neusten Werkes "Our Earthy Pleasures". Und die Lieder verlieren nichts an ihrer Schönheit, auch wenn die grausige Akustik im Palladium ihnen einiges von ihrer Klangqualität raubt. Da schrammelt es vor sich hin, aber es ist durchaus eine Tatsache, mit der man sich abfinden kann.

Etwas, womit man sich als MP-Freund der ersten Stunde auch abfinden muss, ist das Schicksal jeder gehypten Band: Die meisten Besucher kommen tatsächlich zu einem Konzert, obwohl sie vielleicht nur die letzten zwei Auskopplungen aus dem Radio kennen. Ein Grund für die nicht wirklich aufkommende Stimmung in Köln geht auf das Konto der Verweigerer. Spielte die Band einen Song vom ersten Album, welchen bestimmt 50 Prozent der Anwesenden nicht kannte, wurde nicht getanzt, nicht gewippt, sondern nur regungslos gewartet. Bei Lieder vom zweiten Werk zeigte sich eine Auflockerung, nur um dann bei "Our Velocity" und "Books from Boxes" in Euphorie umzuschlagen. Danach war wieder Ruhe angesagt. Vielleicht tut man dem Publikum mit diesem Urteil unrecht – aber genau dieses Gefühl beschlich einen auf diesem Konzert.

Das alleine war es aber nicht, warum das Konzert letztendlich doch enttäuschte. Es war vielmehr die tatsächlich schon fast erschreckende Professionalität mit der Maximo Park ans Werk gingen. Die Show und die Songs wirkten kalt und einstudiert. Die Band präsentierte sich zu glatt und ohne Kanten. Fast war man an den anonymen Stadion-Rock erinnert, der nur darauf abzielt, die Hits einem sehr großen Publikum vorzuführen, aber die Gefühle vermissen lässt. Maximo Park haben in kleinen Hallen immer gerockt, geschwitzt, gegeben. Hier gaben sie nur die Musik und nicht mehr. Aus den Newcomern sind Profis geworden. Die Lieder sind nach wie vor phantastisch, aber Live sprang zumindest im Palladium der Funke nicht aufs Publikum über.

Fazit

Ich bin immer noch Fan – aber Maximo Park Live gibt's für mich erst, wenn die Jungs sich mal wieder besinnen und in einem kleinen Club spielen. Mit Gefühl und Leuten, die es fühlen können.

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Barbara Kotzulla - myFanbase
21.10.2007

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