Bewertung
NIN, Billy Talent, Sportfreunde Stiller

Rock am See 2007

Eigentlich wollte ich ja nach 2002 nicht mehr zu Rock am See gehen. Eigentlich. Aber ich habe mich überreden lassen, und so saßen wir am 1. September im Auto, Razorlight im Player, und fuhren nach Konstanz.

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Dort angekommen war alles soweit gut organisiert, vom Parkplatz wurde man direkt mit dem Shuttle-Bus zum Stadion gefahren. Dort kam man auch nach kurzem Warten und genauer Durchsuchung recht schnell in den Festivalbereich.

Da wir noch recht früh dran waren, drehten wir erst einmal eine Runde durch das Stadion, aber bis auf Festivalshirts oder die üblichen Stände mit Buttons und Nietengürteln gab es nicht viel zu sehen. Also deckten wir uns mit Essensbons ein. Die sind eine Erfindung von Rock am See und ziemlich umständlich. Vor allem, wenn die Leute vor einem der Kassiererin ihren gesamten Speiseplan an den Kopf werfen und die dann genau berechnen muss, wie viele Märkchen sie brauchen.

Eingedeckt gingen wir dann direkt in den Wellenbrecher vor der Bühne und platzierten uns schon mal günstig. Da es bei Rock am See keine Leinwände gibt, muss man sich in den Pausen selbst beschäftigen, oder die Nachbarn beobachten. Schon alleine damit wird einem aber bei Festivals selten langweilig.

Um 13h ging es dann aber sowieso los, mit The Graduate aus den Staaten, mit ihrem ersten Auftritt in Europa. Nunja, als Opener hat man es schwer. Allerdings haben sie mich trotz gutem Willen meinerseits einfach nicht überzeugen und mitreißen können.

Zum Glück kamen als nächstes The Sounds. Die finde ich ja faszinierend. Beim ersten Mal war ich so gar nicht angetan, dann beim Southside dieses Jahr war der Auftritt schon viel besser, und jetzt bei Rock am See haben sie sich sogar noch einmal gesteigert. Klasse fand ich ja, dass Keyboarder und Gitarrist plötzlich alleine ein Instrumentalinterlude spielten und so mal zeigen konnten, was sie so drauf haben.

Als nächstes freuten wir uns dann auf Razorlight. Schon beim Soundcheck wurden wir stutzig, seit wann hat die Band denn eine Trompete? Hat sie nicht. Dank einem Zwischenfall hatten sie es nicht rechtzeitig geschafft, und so gab es kurzerhand die konstanzer Gruppe Mess als Ersatz. Schön, dass immerhin etwas aufgetrieben werden konnte, aber da Razorlight einer von meinen drei Gründen war zum Festival zu kommen, war ich schon ziemlich enttäuscht. Zumal ich Mess schon mal als Vorgruppe gesehen hatte und die einfach nicht meinem Musikgeschmack entsprechen. Aber für die Band war das natürlich eine riesen Chance.

Wir sind also etwas essen gegangen und haben uns auf die Tribüne gesetzt. NOFX als nächstes gefielen mir dieses Mal schon viel besser als 2002, wo sie auch am See waren. Schon alleine, weil sie sich selbst nicht so ernst nehmen und einfach Stimmung machen. Pech war, dass genau während ihres Auftritts der Strom auf der Bühne ausfiel und sie quasi eine stumme Show abziehen mussten. Prima.

Für die Sporties sind wir wieder in den Wellenbrecher. Fast wäre dies dank unfähiger Securities allerdings am Versuch gescheitert, da bei RaS nicht an einer Seite Ein- und an der anderen Auslass ist. So muss man immer warten, bis nach einer Band alle, die wollen, draussen sind, was natürlich Gequetsche zur Folge hat.

Bei den Sporties ist es so, dass ich sie eigentlich gar nicht so gerne mag. Nur live finde ich sie, abgesehen von Peters ständigen FC Bayern Parolen, immer klasse. Sie sind durchaus für Späße zu haben und bei ihren Auftritten kann man sich auch als kleine Person mitten vorne in die Menge wagen.

Nach den Sporties kam dann die Band, auf die wohl die meisten im Publikum gewartet hatten, zumindest wenn man die Menge der Billy Talent Shirts vorher gezählt hatte. Im Wellenbrecher durfte man sich schon in der Pause nicht mehr setzen weil zu wenig Platz war. Hier ist mir dann auch aufgefallen, dass es bei RaS gar keinen Gang zwischen Wellenbrecher und dem restlichen Platz gab, sondern lediglich ein Absperrband, das von den Securities gehalten wurde. Man kann es sich denken, bei Billy Talent riss das Band nicht nur einmal. Und damit das Publikum nicht an die Metallstangen klatschte, mussten die Securities sich ständig mit dem eigenen Gewicht gegen die Masse drücken. So was habe ich auch noch nicht gesehen, vor allem hatte ich so etwas auch nicht erwartet, nachdem es bei RaS doch bei Metallica 2003 schon zu erheblichen Problemen mit dem Wellenbrecher kam. Die Securities waren dadurch ja nicht mehr in der Lage, sich um schwächelnde Konzertbesucher zu kümmern. Und die kamen in Massen an mir vorbei und wollten nur noch raus.

Aber zur Band: der grösste Fan bin ich nicht, aber ganz nett anzuschauen fand ich sie das letzte Mal schon. Diesmal habe ich dann allerdings nicht so viel mitbekommen, weil man ständig aufpassen musste, dass man nicht gegen die Absperrung fliegt. Aber das, was ich so mitbekommen habe, war ganz gut, die Band ist auf der Bühne ganz in ihrem Element.

Nach Billy Talent wurde es dann vorne schlagartig leer, also sind wir bis nach vorne aufgerückt für die NIN. So langsam füllte es sich wieder, aber es tat sich auf der Bühne nichts. Nach einer halben Stunde zusätzlichem Warten kam schliesslich Trent Reznor auf die Bühne und beschwerte sich, dass der Promoter der Show die Band angelogen hätte und sie nicht genügend Power für ihre Lichtshow hätten. Das fand ich jetzt nicht so wild, schliesslich ist die Musik ja die Hauptsache. Aber wütend wie sie waren, war der Auftritt richtig klasse. Allerdings hatte ich immer ein bisschen Angst, dass es einen weiteren Stromausfall gibt und die Band einfach geht. Denn Trent ist schon eine Diva.

Den Stromausfall gab es zum Glück nicht, aber kaum fangen sie nach etwa einer Stunde an "Hurt" zu spielen, schreit wohl irgendwer im Publikum etwas beleidigendes, Trent schmeisst sein Keyboard um und das war's dann mit dem Lied. Prima. Zum Abschluss gab es dann nur noch "Head like a hole" mit Equipmentzerstörung am Ende. Da stand ich dann erst einmal wie ein begossener Pudel und fragte mich, ob das jetzt wirklich das Festival gewesen sein soll.

Ich hatte ja schon keine Erwartungen als ich hingefahren bin, und trotzdem war ich am Ende enttäuscht. Fazit: zu Rock am See werde ich wirklich nicht mehr gehen.

Eva Friedenberger - myFanbase
02.09.2007

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