Bewertung
Norah Jones

Not Too Late

Ich erinnere mich als wäre es heute gewesen, wie ich vor über vier Jahren an einem kalten Herbsttag morgens um halb sieben zum ersten Mal den Video-Clip zu „Don’t Know Why“ sah und mich sofort in diese traumhaft rauchige Stimme verliebte. Zu dem Zeitpunkt gehörte diese Stimme noch einer völlig unbekannten Jazz-Pianistin aus Texas. Einige Monate und eine Grammy-Verleihung später war ihre Besitzerin Norah Jones bereits der neue Stern am Pop-Himmel. Und das, obwohl sie sich eigentlich etwas ganz anderem als gewöhnlicher Pop-Musik verschrieben hat.

Foto: Copyright: Blue Note Records
© Blue Note Records

Mit ihrem neuen Album "Not Too Late” knüpft Norah Jones stilistisch geradezu nahtlos an ihre beiden Vorgänger-Alben an und bietet ihren Hörern wieder mal eine ruhige und verträumte Mischung aus Jazz-, Folk- und Country-Klängen. Unaufdringlich wie immer, schleichen sich die einzelnen Songs nur sehr gemächlich in die Gehörgänge. Wenn sie dort aber erst einmal angelangt sind, ist der Weg ins Herz auch nicht mehr weit.

Besonders prädestiniert dafür, Herzen zu erwärmen, scheinen vor allem Songs wie der herrlich unaufgeregte Opener "Wish I Could", "Not My Friend" oder auch der Titelsong "Not Too Late", der mit seinen wundervollen Klavier-Parts und der sanft summenden Norah einem ein breites Lächeln aufs Gesicht zaubert. Auch "Broken" zieht mit den gekonnt eingesetzten Streichern sofort in seinen Bann und bildet ohne Frage eines der großen Highlights des Albums.

Solche Höhepunkte sind aber leider nur sehr rar gesät. Denn trotz Norah Jones’ unvergleichlichen Stimme und der durchgängig sehr gelungenen Instrumentierung wirkt das Album im Großen und Ganzen doch recht monoton. Lediglich das stark an Reibeisen Tom Waits erinnernde "Sinkin’ Soon" tanzt ein wenig aus der Reihe. Ansonsten plätschern die meisten Songs - sogar die erste Single "Thinking About You" - nur so vor sich hin und laufen der Gefahr, ausschließlich als Hintergrundmusik zu dienen.

Böse Zungen mögen vielleicht behaupten, das läge daran, dass Norah Jones diesmal an allen Songs selbst Hand angelegt hat und schlicht keine großartige Songschreiberin sei. Womöglich ist da auch ein Funken Wahrheit dran. Doch man muss der jungen Dame auch zugute halten, dass zumindest ihre Texte allesamt ein wenig erwachsener und nachdenklicher erscheinen als auf ihren ersten beiden Alben. Und selbst wenn "Not Too Late" bei weitem nicht so zu bezaubern weiß wie ihr vielfach preisgekröntes Debüt "Come Away With Me", so hat Norah Jones dennoch ein nettes und entspanntes Drittwerk abgeliefert, das sich trotz seiner kleinen Schönheitsfehler sehr gut hören lässt. Und das nicht nur im Fahrstuhl.

Anspieltipps:

Wish I Could

Broken

Not Too Late

Artistpage:

norahjones.de

Tracks

1.Wish I Could
2.Sinkin' Soon
3.The Sun Doesn't Like You
4.Until The End
5.Not My Friend
6.Thinking About You
7.Broken
8.My Dear Country
9.Wake Me Up
10.Be My Somebody
11.Little Room
12.Rosie's Lullaby
13.Not Too Late

Paulina Banaszek - myFanbase
18.02.2007

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