Bewertung
Black Maria, The

A Shared History Of Tragedy

Kanada, die Nächste. Victory Records rüstet nach und wirft ins Rennen um die Emo-Krone eine neue Scheibe in die Runde. Heute am Start: The Black Maria. Ein schicker Bandname, den sich das Quintett da auf die Fahne schreibt. Dass es sich dabei eigentlich nur um einen speziellen kanadischen Polizeiwagen handelt... na ja, sehen wir einfach mal augenzwinkernd drüber hinweg. Schließlich ist dieser ja auch schwarz. Und diese Farbe passt als Einstieg zu „A Shared History Of Tragedy“ schon recht gut, denn neben all den anderen spielend genutzten Stilelementen ist hier ein leichter Hang zum Düsteren auf allen Songs spür- und greifbar.

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Da es sich bei diesem Album bereits um den Zweitling von The Black Maria handelt, lohnt sich doch mal ein genauer Blick auf die bisherige Bandhistorie. Nachdem 2005 "Lead Us To Reason" bereits recht ordentlich durchstarten konnte, waren die Arbeiten am Nachfolger von tiefgreifenden Änderungen innerhalb des Bandgefüges überschattet. Speziell der Weggang von Gitarrist Kyle Bishop, einigen vielleicht bereits bekannt durch die Hardcore-Kombo Grade, hinterließ ein tiefes Loch. Denn damit verschwand eine der Stützen der Band, da er sowohl am Songwriting beteiligt als auch als Zweitstimme auf dem Debüt zu hören war. Ersetzt wurde er durch Scott Swain. Ebenfalls neu hinzu stieß Theo McKibbon. Aber manchmal kann ein Wechsel ja auch ganz gut tun.

Und genau so kann man es auch für The Black Maria festhalten. Klar, das Debüt war ein roher Kracher, und insgesamt vermisst man auf "A Shared History Of Tragedy" ein paar Ecken und Kanten, aber wer dafür auf so ein episch-tolles Songwriting mit der Stimme von Chris Gray zurück greifen kann, der darf auch ruhig mal den Schleifstein anlegen. Und das heißt ja auch noch lange nicht, dass sie das Rocken verlernt haben.

Der Opener "The Perilous Curse” zerstreut erst mal eben solche Bedenken. Melodischer, ein wenig im Hardcore angelegter Hardrock. Fett produziert und Schweiß treibend. Nicht überragend, aber eine ordentliche Eröffnung. "Waking Up With Wolves" zeigt dann erstmals, dass die Band sich im Vergleich zum Vorgänger musikalisch deutlich weiter entwickeln konnte. Eine tolle Hook, die sofort hängen bleibt. Davon gibt es zwar noch einige, aber hier handelt es sich bereits jetzt schon um eine der absoluten Glanznummern. Tiefsinnig und bewegend wird hier Kopf, Herz und das so wichtige Bauchgefühl durchgeschüttelt. Und diese tolle Melodie soll uns noch mal begegnen, doch dazu später mehr... "Nothing Comes Easy But You" schlägt noch mal in die gleiche Kerbe wie die beiden Vorgänger, wenn auch nicht ganz so herausragend. Fällt eher unter normales Handwerk, kein Ausfall, aber reißt auch nicht vom Hocker.

Richtig tief in der Stimmungskiste wühlt "Van Gogh". Tragend und düster mit Sampler-Anleihen aus der Schmuddelecke Gothic unterlegt. Aber das passt, versprüht Dramatik und bleibt hängen. Nur schade, dass dieses inzwischen eingeschlagene Niveau nicht gehalten werden kann. "A Call To Arms" ist sowohl musikalisch als auch textlich irgendwie fehlplatziert auf dieser Scheibe. Zeilen wie "We need to destroy the songs that feed the beast in the radio" sind einfach zu plakativ, um zu gefallen. Die Kleine Idealistenband gegen die große, böse Musikindustrie? Na ja, auch mit Idealen kann man Platten verkaufen. Das Schlimme daran ist, dass The Black Maria das so gar nicht nötig hätten. Wenn man sich dagegen nämlich wieder einen Song wie zum Beispiel "The Concubine" anhört, erkennt man, mit wie viel Liebe und Sorgfalt hier vorgegangen wird. Wechsel zwischen laut und leise, melodiös und Scream-Parts... dadurch entsteht eine ungeheure Dynamik, die bei weitem nicht jede "Emo-Core"-Schubladen-Band beherrscht.

Richtig spannend wird es zum Ende hin noch mal bei "A Thief In The Ranks (Your Bike)". Frontman Chris Gray wird hier stimmlich noch mal richtig gefordert, und das meistert er vorbildlich. Man kann diese Post-Core-Emo-Richtung ja mögen oder hassen, aber singen kann der Kerl. So und nicht anders muss das klingen. Hut ab! Im übrigen begegnet einem hier noch mal diese tolle Melodielinie aus "Waking Up With The Wolves". Ein netter Kniff, der so auch einen gewissen Rahmen um das Album schließt. Theatralisch, aber richtig groß wird es dann noch mal bei "11:11". Songwriting: Klasse! Dynamik und Aufbau: Prädikat wertvoll!

So wird man jedenfalls mit einem wirklich guten Gefühl aus "A Shared History Of Tragedy" rausgeworfen. Klar gibt es hier und da kleinere Aussetzer, aber in sich ist das Album stimmig und weiß immer wieder zu gefallen. Natürlich ist das hier für diesen Stil sehr glatt poliert und produziert, aber auf der anderen Seite muss man auch nicht immer technisches Understatement betreiben, um ernst genommen zu werden. Hier beherrscht einfach jemand sein Handwerk, und das wird eben auch gezeigt.

Natürlich wird hier nichts Neues erfunden, aber The Black Maria haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung, und wenn noch einige Schrammen zu diesen tollen Hooks dazu kommen, dann wird der Griff zur Emo-Krone vielleicht eines Tages sogar Realität. Das nötige Rüstzeug dafür bringt The Black Maria allemal mit.

Anspieltipps:

Waking Up With Wolves

Van Gogh

A Thief In The Ranks (Your Bike)

11:11

Artistpage:

theblackmaria.com

Tracks

1.The Perilous Curse
2.Waking Up With Wolves
3.Nothing Comes Easy But You
4.Van Gogh
5.Call To Arms
6.Lucid
7.The Concubine
8.Living Expenses
9.Fool´s Gold
10.A Thief In The Ranks (Your Bike)
11.11:11

Martin Efferz - myFanbase
25.12.2006

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