Bewertung
NOOB

Time To Come

In den Weiten des www ist die Bezeichnung NOOB ja eher selten nett gemeint. Oft wird damit ein unerfahrener Neuling bezeichnet, der einfach nicht weiß, wo es lang geht. Insofern muss man dem Vierer aus Berlin wohl vorwerfen, sich den falschen Namen gewählt zu haben. Denn eine ahnungslose Band mit Garagenformat klingt wohl niemals so souverän. NOOB würden gerne die deutsche Antwort auf all die Stainds und 3 Doors Downs der anderen Atlantikküste sein. Und der rockige Gegenentwurf aus Berlin hat sogar einiges zu bieten.

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Hungrig klingt das, was NOOB uns hier bieten, allemal. Ganz klar eine Band, die sich und ihre Musik durchaus ernst nimmt und auch ernst genommen haben will. Manchmal ist man zwar sehr nah am Pathos, aber geht es nie so weit wie bei den Meistern der Tränendrüse Creed. Der Opener "New Blood" klingt dabei sogar richtig schön frisch und schmutzig. Hier kann Joh direkt mal beweisen, was seine Stimme taugt. Von der aalglatt gesungenen Strophe bis zum herrlich dreckigen Refrain geht hier Einiges. Feinster Rock!

"Storm In My Mind" zeigt dagegen gleich erst mal eine groovige Seite der Band. Dazu noch eine schön-emotionale Portion, und ja, das funktioniert toll. Ihre Hausaufgaben zum Thema "stadiontauglicher Alternative-Rock" haben NOOB jedenfalls ordentlich gemacht. Bis hier braucht man sich vor den anderen Größen wirklich nicht verstecken.

Der nächste Track ist eine gute Gelegenheit, um mal auf die technischen Belange des Albums bezug zu nehmen. Ein Song wie "Awake" kann eigentlich nur spannend bleiben, wenn er von einer wirklich fetten Produktion unterlegt ist, sonst dürfte er einiges an Energie verlieren. Zum Glück ist das auch hier so. Der Produzent Ron Thiele hat NOOB eine Menge Power und Druck mit auf den Weg gegeben. Genau so muss das auch klingen. Auch in diesem Aspekt also kaum ein Unterschied zu den großen, amerikanischen Vorbildern.

Das es aber auch mal ruhiger geht, beweist "Blinded". Eine bittersüße Ballade mit einigem Hitpotenzial. Ein neues Detail offenbart sich bei "Warchild". Zu der tränentreibenden Melodie im Refrain gesellt sich sehr clever eingesetzter zweistimmiger Gesang und eine wahnsinnig tolle und dramatische Bridge. Mit den Keys im Hintergrund zum Finale findet der Song auch ein großes Finale, so dass man sich das alles am liebsten wirklich auf einer großen Bühne vorstellen will. Aber dazu später noch mal mehr.

Ein weiteres Lob geht auch noch an die Zusammenstellung der Tracklist. Nachdem es in den letzten Songs etwas ruhiger wurde, ist es mal wieder Zeit für einen ordentlichen Wachrüttler. Und genau hier packt "Love?". Ähnlich schmissig und dreckig wie "New Blood", und so klingen NOOB letztendlich eh am besten. Untermauert wird das gleich noch durch einen Song wie "The Taste". It kicks asses!!! Besondere Erwähnung verdient letztendlich noch mal "Rookie". Hier wird noch mal fast 5 Minuten richtig fein gegrooved und macht Lust auf mehr. Toller Song, den man sich allerdings eher in einem verrauchten Club als auf der großen Bühne vorstellen kann.

Und genau da wird man die Band in naher Zukunft hoffentlich öfter sehen. Denn wenn sich die vier mit diesem Album im Rücken den Arsch wund touren, dürfte ein Aufstieg in höhere Ligen kaum noch zu stoppen sein. Und das darf ruhig als Bitte an die Band verstanden werden, denn ich hätte nichts dagegen, bereits im nächsten Jahr NOOB wenigstens auf der Alterna-Stage bei Rock Am Ring sehen zu dürfen. Denn genau nach solchen Bühnen schreien die Songs auf dieser Scheibe geradezu. Da gehören NOOB über kurz oder lang einfach hin!

Aber noch mal Grundlegendes: NOOB brauchen den Vergleich mit ihren amerikanischen Vorbildern nicht zu fürchten. Dafür ist genügend Eigenständigkeit in den Songs enthalten, wobei nicht vergessen werden sollte, dass trotz allem auch noch Luft nach oben ist. Ich persönlich bin jedenfalls sehr gespannt auf das, was die Berliner uns in Zukunft noch bieten werden. Für den Anfang haben sie auf jeden Fall schon mal vieles richtig gemacht.

Anspieltipps

New Blood

Blinded

Warchild

Tracks

1.New Blood
2.Storm In My Mind
3.Awake
4.Blinded
5.Warchild
6.Love?
7.The Taste
8.Once In A Lifetime
9.Rookie
10.Deep Inside
11.Guide Me
12.The Placebow
13.Cumo

Martin Efferz - myFanbase
14.07.2006

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