America V: A Hundred Highways

Ohne Frage war Johnny Cash ein Mann, der mit und vor allem aber für die Musik lebte. Während den Aufnahmen an "America V: A Hundred Highways" wandte er sich an Rick Rubin und sagte, dass es nach dem Tod seiner Gattin June Carter Cash im Mai 2003 das Einzige sei, was ihn noch am Leben hält. Schon 2002, genau einen Tag nach Fertigstellung von "American IV: The Man Comes Around", fürchtete Cash, dies würde seine letzte Platte sein. Den Tod schon vor Augen, begannen Cash und Rubin jedoch einen Tag später mit den Aufnahmen zum sechsten Teil. Die acht Monate, bis hin zu Cashs Tod, hatte man, immer wenn sich Cash zu neuen Aufnahmen bereit fühlte, in Nashville, L.A. oder auch in Cashs Hütte weitergeführt. Doch zum Finale, dem Einspielen und Abmischen der Songs, fehlte Cash, der am 12. September 2003 verstarb.

Aber Rick Rubin, der mit Cash in den neun Jahren zuvor stets zusammenarbeitete, nahm die Hürde auf sich, um diese American-Reihe fortzuführen und Cashs letzten, nicht allerletzten, Songs der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Johnny war bis zum Ende der Aufnahmen bei uns, wir konnten ihn permanent im Raum fühlen.", so Rubin. Das Album soll vermitteln, wie und um was es ihm in seinem Leben ging. Gleich zu Beginn hören wir eine deutlich angeschlagene Stimme, die um Hilfe bittet: "Lord, Help me smile / Another smile, just one more smile / You know I just can't make it on my own." Ein bewegender Anfang, der wohl den Weg zu dem schönsten Album der America-Reihe frei macht. Mit einer zerbrechlichen Stimme schlägt "American V: A Hundred Highways" deutlich düstere Töne an.

Auch auf dem Album: "Like The 309", dem letzten Song, den Cash vor seinem Ableben verfasste und bei dem er sich einer seiner größten Leidenschaften widmet, den Zügen. Eine Nummer, die nicht nur allein durch ihren Hintergrund bewegt. Auch einen klaren Höhepunkt stellt das Springsteen-Cover "Further On Up The Road". Und es folgende weitere, einer nach dem anderen. Bis klar wird, dass dieses Album eine emotionale Wucht in sich trägt, dass es einen wohlig schaudern lässt. Entgegen aller Befürchtungen und Zweifel ist es Rubin eben doch gelungen, dieses Album mit Würde fertigzustellen.

Jetzt ist die Frage, ob dies nicht lieber der letzte Atemzug einer Ära sein sollte oder der bereits angekündigte siebte Teil dabei mithalten kann. Bis dahin lauschen wir dieser tiefgehenden und melancholischen Ansammlung von Songs einer Legende.

Anspieltipps

Help Me

Further On Up The Road

Rose Of My Heart

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