Bewertung
Elevator Action

Society, Secret

Äääh, wie bitte? Aufzugaktion? Wer zum Henker sind Elevator Action? Eine Frage, die sich nicht nur der durchschnittliche Rock-Fan stellen wird. Auch eingefleischte Indierocker werden von dieser Band namens Elevator Action bisher nur wenig, wenn überhaupt etwas gehört haben. Komisch eigentlich. Denn Society, Secret ist schon das zweite Album der Band aus Charlotte, NC. Und dazu noch eines, das sich wirklich hören lassen kann.

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Surely You Know liefert einen perfekten Einstieg – ein rockiger E-Gitarren-Akkord bietet gleich in der ersten Sekunde eine Vorschau darauf, was man das restliche Album auch noch hören wird: guten Indierock mit Einflüssen aus dem Punk der 70er und ein bisschen Bubble-Gum-Pop. Wenn Sänger Eric Gilstrap im Refrain "Baby, I don’t mind, we can take our time" zu rhythmischen Rockklängen singt, dann bleibt kein Fuß still. Unweigerlich fängt man an, mit den Fersen auf und ab zu wippen oder mit dem Kopf zu wackeln.

Der nächste Song der Platte, Nuvo, fängt leise an, doch man darf sich nicht täuschen lassen: Bald schlägt das Lied um in mitreißenden Rock und es darf geschrieen werden. Sehr 70er-mäßig ist Start a War, der ein bisschen an Bands wie die Ramones oder The Clash erinnert. Das Gitarrensolo in der Mitte des Songs beweist, dass Sänger und Gitarrist Gilstrap auch verdammt gut mit seiner E-Gitarre umgehen kann.

Lied Nr. 4 ist The Pleasure's all mine und hat durch seine vereinzelten Moll-Klänge ein bisschen was von den White Stripes, ist jedoch trotzdem kein Abklatsch. Der Refrain, in dem sich ein gegröltes "face to face" mit "do doo do doo" abwechselt, rockt schlichtweg.

Common Days ist ein fröhlicher, schneller Song und man muss genauer auf die Lyrics achten, um zu erkennen, dass das Lied eigentlich gar nicht von fröhlichen Dingen handelt. "Every day's a sin, waking up all by myself again" singt Gilstrap ins Mikrofon, dennoch verspürt man keinen Anflug von Traurigkeit. Denn jetzt setzt die E-Gitarre mit voller Lautstärke ein und die vorher genannten Einflüsse des Bubble-Gum-Pop sind deutlich zu hören. Und dieser Rock-Pop-Mix überzeugt.

Es geht weiter mit Miss Congeniality, Don't Believe und Call me Transistor, drei soliden Rocksongs, die wiederum zeigen, dass das Trio von Elevator Action eine gute Mischung ist: Sänger und Gitarrist Gilstrap überzeugt mit einer manchmal rauchigen, manchmal grölenden Stimme und seinen Gitarrensolos, Bassistin Laurie Ruroden sorgt für tiefe Klänge und die weibliche Zweitstimme, und Drummer James Donley liefert den Beat.

Der Song Secret Society, dessen Titel wohl die Inspiration für die Benennung des Albums war, ist rasant und sehr rockig und handelt von gebrochenen Herzen – doch wie auch schon bei Common Days kommt keine Niedergeschlagenheit auf, nein, mit viel E-Gitarre und Bass ist dieser Song feurig: "We are the ones with the broken hearts" singt Gilstrap zusammen mit Ruroden und man will eigentlich einfach nur einstimmen. Abgerundet wird das Album mit den beiden Songs Vicious Hands und Breaking Glass Plans. Während ersterer wieder stark an die 70er erinnert, ist Breaking Glass Plans ein langsamerer, manchmal sogar etwas melancholischer Song.

Nach 34 Minuten ist das Vergnügen von Society, Secret dann leider auch schon zu Ende. Was kann man sagen? Elevator Action hat hier ein gutes Album hingelegt, das Fans von Indierock und E-Gitarren-Klängen der 70er Jahre gefallen wird. Doch die Band kopiert nichts, sie reanimiert nur einen Sound, den wir schon viel zu lange nicht mehr gehört haben. Und zwar glaubwürdig. Hoffen wir also, dass Elevator Action bald nicht mehr ein "Äääh, wie bitte?" hervorrufen wird, sondern ein "Aaah, Elevator Action!". Denn verdient hätten sie es allemal.

Anspieltipps

Surely You Know

Nuvo

Common Days

Miss Congeniality

Tracks

1.Surely You Know
2.Nuvo
3.Start A War
4.The Pleasure’s all Mine
5.Common Days
6.Miss Congeniality
7.Don’t Believe
8.Call me Transistor
9.Secret Society
10.Vicious Hands
11.Breaking Glass Plans

Maria Gruber - myFanbase
05.06.2006

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