Bewertung
Marie Serneholt

Enjoy The Ride

Mal überlegen. Marie Serneholt. Irgendwo ist uns die doch schon mal vor die Augen getreten. Und genauso ist es. Bei dem schwedischen Kaugummi-Quartett A*teens coverte die damals noch sehr junge Marie mit ihren Kameraden sämtliche Abba-Hits mit großem Erfolg. Vor zwei Jahren kam dann die allseits bekannte und so beliebte "Pause". Und nach ein bisschen Laufsteg und ein bisschen Synchronarbeit nun auch das Solodebüt. Enjoy The Ride. Versuchen wirs.

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Keine Frage. Die Serneholt ist ein sehr schniekes Mädel, mit schönen blonden Haaren und schönen Schwingungen. Nicht nur in der Stimme, versteht sich ja von selbst. So erfüllt sie schon mal grundlegende Vorraussetzungen für eine Pop-Prinzessin mit Zukunft. Dazu sollten dann natürlich noch Songs, natürlich von und mit einem Produzent, der große Namen in seiner Referenzliste pflegt, produziert werden, welche perfekt in diese Schublade passen. Ihr wisst schon, einfache und radiotaugliche Pop-Songs, die es in dieser Art schon tausendmal gab. Plumpe Beats da, Texte für die Kaugummi-Fraktion hier. Und so sehr viel anders soll es auch bei vorliegender Scheibe nicht werden. Das Debüt einer jungen Dame, von der man sich eventuell sogar mehr erhofft hatte.

Aber so ist es eben auch mit den Hoffnungen. Da muss man ganz doll aufpassen. Sie nie zu groß werden lassen, denn nicht selten folgen großen Hoffnungen derbe Enttäuschungen. Aber ganz so groß dürften sie bei einer Serneholt auch wieder nicht gewesen sein. Denn das uns die Liebe auf ihrem Debüt was ganz Großes vor den Latz knallt, hätte hier niemand vermutet. Ich zumindest nicht. Wenn da nämlich schon die Single mit einem "Damdidamdidamdamdidej" (Und ja, genauso) auffährt und uns wenig später noch untriviale Zeilen wie "You're the only one who knows / There you go blowing kisses my way..." um die Ohren geworfen werden, ist eh schon alles vorbei, mit dem Hoffen.

Und so oder so ähnlich klingt auch alles andere auf dem Scheibchen. Zehn Nummern, wo sich die eine von der anderen nicht so recht unterscheidet. Das wäre doch auch mal eine klasse Sache – ein SuperDupaSchwedenPopMix von und mit Marie, da fällt das Skippen schwerer. So müsste man die schnulzig anbiedernde Ballade "Oxygen" oder auch das ebenso überflüssige "The Boy I Used To Know" immer hören oder spulen. Ganz, ganz schlimm, geht gar nicht. Aber, es ist ja nicht immer alles schlecht. Positiv denken. Denn durchaus gibt es auch zwei Titel die zum Schmunzeln verleiten. Da wäre zum einen "I Love Making Love In The Morning", was der ein oder andere vielleicht auch mal gern von anderer Stelle hören möchte. Hier packt sie die Textzeile in eine feucht-fröhliche Nummer, positiv denken! Und zum anderen ist da das ebenso fröhliche "Calling All Detectives" – unbedeutend, aber doch irgendwie nett. "Calling all detectives / Calling F.B.I. / You can say what you want / Calling all detectives / Calling C.S.I. […]" Danke. Danke, für den Ohrwurm, Marie. Aber gibt Schlimmeres in Zeiten wie diesen, würd ich mal behaupten. Positiv denken!

Nun ja. Mit diesem Debüt zeigt sich jene junge Frau unbedeutend und ermüdend wie schon in Zeiten der A*Teens. Alles viel zu protzig. Viel zu viel Produktion. Viel zu wenig Stimme. Und vor allem aber, und das ist schon fast das Schlimmste, viel zu einheitlich und klischeebehaftet. Und wer schon beim Cover denkt "Um Himmels Willen" – der sollte da auch einen ganz großen Bogen drum machen. Calling the Geschmackspolizei, bitte.

Anspieltipps

I Love Making Love In The Morning

Calling All Detectives

Tracks

1.Enjoy the ride
2.Wasted love
3.That's The Way My Heart Goes
4.I need a house
5.Beyond tonight
6.I love making love in the morning
7.The boy I used to know
8.Calling all detectives
9.Can't be loved
10.Oxygen

René Krieger - myFanbase
04.06.2006

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