Bewertung
Somersault

Paper Walls

Man kann ja nicht unbedingt behaupten, Somersault sei eine bekannte musikalische Größe in unserem Land. Viel mehr ist sie eine nette Nebenerscheinung des musikalischen Deutschlands. Nach ihrem Duett “Way To Mars” mit Ehemann Michael Mittermeier und Xavier Naidoo folgte 2003 ihr Debüt “By Your Side” und weitere drei Jahre später nun auch der Zweitling “Paper Walls”.

Foto: Copyright: Columbia Deutschland
© Columbia Deutschland

Der Albumtitel kann wahrlich für vieles stehen. Für die Zerbrechlichkeit. Die Kreativität. Oder vielleicht die Leichtigkeit. Irgendwas wird sich Somersault bei der Wahl des Titels gedacht haben. Und seien wir froh drum, denn er ist ja schon ganz schnieke, dieser Titel. Doch das Album ist es nicht ganz. Für eine Erklärung begleitet mich bitte auf eine Reise ins Traumland. Eine Reise mit ganz sicherer Wiederkehr. Eine Reise in die herrschende Einfachheit von "Paper Walls”. Aber auch die Ernsthaftigkeit. Ich lade ein. Wer nicht will, der hat schon.

Nach unserer Ankunft sind wir geschafft. Wir atmen tief durch. Sind wunderbar zufrieden mit der Herrlichkeit dieser klaren Luft. Wir fühlen uns gleich wie daheim. Vertraut. Verstanden. Ganz im Klaren und entzückt über die Vollkommenheit dieser Umgebung kommt uns aus weiter Ferne ein Klang entgegen. Begleitet von einem klaren Hauchen. Wir lauschen. Hören, was uns diese hauchende Stimme in "Breathe” zu sagen hat. Sie erzählt: "Did you see inside of me, was like a battlefield.” Wir folgen dem Klang. Dem Ursprung. Stets begleitet erzählt uns diese klare Stimme viel auf dem Weg in Richtung Quelle. Etwa in "Passing By”. Denn sie hat es satt. "Goodbye for trading my life just in time”. Oder sie erzählt uns über "Ghosts", ganz charmant und ohne Ängste. "Whatever you saying / I feel you´re betraying / And you follow my life / Like a ghost by my side". Und wir gehen immer weiter.

Vor uns liegt ein dunkler Wald. Diesen gilt es zu durchqueren. Kein Weg führt daran vorbei. Wir tasten uns zaghaft voran. Das Ohr wachsam lauernd. Fest an den Händen haltend. Und prompt schlägt diese Stimme aus dem ungewissen in "Slow Motion Suicide" dunklere Töne an. "And I will lean back and touch you one last time / While I´m watching your slow motion suicide". Und sie weiß, es wird nicht einfach werden. "Hey you, what happened to my dream? / You know, you know / You woke me up / from down inside to leave me to leave me". Wir erreichen eine Lichtung. Wir sitzen uns nieder und lauschen dem, was uns da erwarten wird. "I don´t wanna write only sad songs" berichtet sie in "Break the wave". Wir wollen lächeln, doch sie führt fort. "I just wanna write you a love song / But all of my words end up depressed on their own / I´m trying to sing about sunlight / Of all what I´ve seen and that the grass is so green / I know I´m such a loser". Am liebsten würden wir sie in unsere Arme schließen. Doch zuerst muss das Ziel erreicht werden. Es ist in spürbarer Nähe.

Und langsam sehen wir das Helle. Die Bäume werden stetig weniger. Zuvor müssen unsere Ohren jedoch nochmals aufgesperrt werden. "Not in this world" besingt sie folgendermaßen. "I´m not living in this world / I´m hiding in my heart and falling apart / Just from dreaming / Not living in this world is feeling so absurd". Wir verlassen den Wald. Sehen in weiter Ferne bereits das Funkeln am Abendhimmel. Wir laufen los. Nichts kann uns stoppen. Sie erzählt uns während unseres Enspurts von "Withe flowers". "Stormy rivers kiss the stormy sea / Early sunrise at a better place". Und kurz vor dem Erreichen des Ziels passiert etwas... Aufgewacht! Wir befinden uns wieder dort, wo alles anfing. Überlegen, was nun aus diesem Hauchen, diesen Klängen geworden ist.

Wir errinern uns an den Genuss eines lieblichen Rotweins. So sanft, so verführerisch und doch mit bitterem Nachgeschmack. Musik, die sich sanftmütig in die Gehörgänge schleicht. Texte, die in Richtung Abgrund blicken. Am Ende stehen wir da. Mit bitterem Beigeschmack und den Melodien, die sanft ausklingen. "Paper Walls" ist bittersüß, wie ein lieblicher Rotwein und wie dieser hinterlässt es irgendwie einen bitteren Beigeschmack.

Anspieltipps:

Breathe

Slow Motion Suicide

White Flowers

Tracks

1.Breathe
2.Passing by
3.Like one
4.Ghosts
5.Slowmotion suicide
6.Break the wave
7.Freezing
8.Motherless child
9.Not in this world
10.White flowers
11.Secret place
12.Going to drown

René Krieger - myFanbase
28.05.2006

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