Bewertung
Bleached

Welcome the Worms

Auf "Welcome the Worms", dem zweiten Album der Kalifornierinnen von Bleached, spucken sich Girlie-Pop und Punkrock in die Hände und schütteln sie einander zur Bekräftigung. Die Vereinigung dieser beiden Genres zu einer ebenso eingängigen wie fetzigen Mischung ist zwar nicht neu, wird von den Clavin-Schwestern und ihren Mitstreiterinnen aber durchaus erfrischend präsentiert.

Foto: Bleached - "Welcome the Worms" - Copyright: Dead Oceans
Bleached - "Welcome the Worms"
© Dead Oceans

Und wenn es nur die Wahl des Stilmittels ist, die Bleached angenehm aus der Masse hervorstechen lässt: Da zuletzt sämtliche Indie-Bands aus Kalifornien "irgendwas mit Surf-Rock" machten, wirkt die Haudrauf-Mentalität auf "Welcome the Worms" schon einfallsreicher. Dass sowohl über den Surfer-Girls als auch über den Punkrock-Girls ein Schild hängt, das in großen Lettern "Retro!" verkündet, lässt sich naturgemäß nicht vermeiden – das ist wie mit der Sommermode, deren Trends auch immer wieder kommen und möglicherweise schon in ähnlicher Form bereits in Mutters Kleiderkasten zu finden waren.

In Mutters Plattensammlung hingegen lassen sich mit Joan Jett und den Go-Go's womöglich auch die Inspirationsquellen finden; zudem fühlt man sich besonders in der ersten Hälfte ("Keep On Keepin‘ On", "Trying to Lose Myself Again", "Wasted on You") stark an den Powerpunkrock der späten Neunziger erinnert, wie man ihn vielleicht auf dem Soundtrack eines Teenie-Filmes finden würde. Mit mehrstimmigem Gesang, frisch drauflos polternden Drums und der Neigung, die Songs stets straight und ohne Umwege nach vorne preschen zu lassen, schaffen sie es aber erstaunlich gut, die Balance zu halten und weder die Rockröhren-Mentalität noch das Fräulein-Getue Oberhand gewinnen zu lassen.

Auf der zweiten Hälfte findet sich zwar mit "Desolate Town" das dreckigste Stück des Albums, ansonsten wird aber zugunsten kleiner Perlen wie "Sour Candy", "I'm All Over the Place (Mystic Mama)" oder "Hollywood, We Did It All Wrong" auch mal ein bisschen Tempo rausgenommen, sodass Jennifer Clavins Stimme zur Geltung kommen kann. Diese, die durchaus auch sanft klingen kann, steht stets im Kontrast zum rockigen Sound – ähnelt aber, wenn man es genau nimmt, ein wenig der von Best Coasts Beth Cosentino. Nur dass diese halt "irgendwas mit Surf-Rock" macht.

Fazit

Jeder Saison ihr eigener Gute-Laune-/Guilty-Pleasure-Soundtrack – falls Bleached nicht die einzigen bleiben und der "Irgendwas mit Surf-Rock"-Trend tatsächlich von "Irgendwas mit Punkrock" abgelöst wird, bleibt zu wünschen, dass alle mit so viel Spielfreude an die Sache herangehen wie die Kalifornierinnen. Ob sie die Saison überdauern, wird sich noch zeigen.

Anspieltipps
Trying To Lose Myself Again
Chemical Air
Sour Candy

Artistpage
HelloBleached.com

Tracks

1.Keep On Keepin' On
2.Trying to Lose Myself Again
3.Sleepwalking
4.Wednesday Night Melody
5.Wasted on You
6.Chemical Air
7.Sour Candy
8.Desolate Town
9.I'm All Over the Place (Mystic Mama)
10.Hollywood, We Did It All Wrong

Stephanie Stummer - myFanbase
07.06.2016

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