Bewertung
Corrs, The

White Light

Selten hat man eine Band so tot geglaubt: The Corrs haben sich sage und schreibe zehn Jahre Zeit gelassen, um mit einem neuen Studioalbum um die Ecke zu kommen. Ob das Warten sich für die Fans gelohnt hat?

Foto: The Corrs - "White Light" - Copyright: Warner Music Group
The Corrs - "White Light"
© Warner Music Group

Selten hat eine Band so durchgehend gelbe Sterne bei den einschlägigen Onlineplattendealern – The Corrs sind nie gefloppt, weil sie perfekten Pop können. Doch eine Hitsingle wie "Radio" geht nicht nur in eben diesem, sondern auch herrlich auf Albumlänge im Auto, auf Reisen. So hörte man kürzlich "Borrowed Heaven" – und vermisst. Und wenige Monate später ist es überraschenderweise soweit: "White Light" ist da!

Die vier Geschwister – Andrea am Gesang, Caroline am Schlagzeug, Jim an verschiedenen Instrumenten wie der Gitarre und Sharon an der Violine – waren nicht richtig weg, das darf man nicht vergessen. Shannon war 2012 und 2013 Jurorin bei "The Voice of Ireland", veröffentlichte zwei Soloalben. Auch Andrea brachte nicht nur Kinder zur Welt, sondern auch musikalische Alleingänge (z.B. "Lifelines").

"White Light" profitiert von der Pause und den Entwicklungen in der Zwischenzeit, wurde zum Teil sogar selbst mitproduziert. So startet "White Light" mit "I Do What I Like" als eine Art emotionale Achterbahnfahrt – textlich wird das Positive melancholisch, bevor es zurück an die Spitze geht. Dieser Popsong ist wie gewohnt vom Feinsten. Zum Tanzen lädt auch "Stay" ein.

Ein richtiges Highlight ist der Titeltrack "White Light", der betont: "All of the beauty, all of the pain". Das Piano der vorangegangenen Durchhalteparole wird dann bei "Kiss of Life" deutlich zarter angeschlagen. "Unconditional" fällt etwas aus dem Rahmen, mit eigentümlichen Echos, dann einem starken Rhythmus, der einfach anders pulsiert als bei den restlichen elf Songs. Der Text ist dabei über eine fast stalkerhafte Liebe – oder eben die Unterstützung einer festen Beziehung, in der die andere Person eben gerne flüchtet.

Für die Softie-Fraktion gibt es das ruhige "Bring On the Night" mit super schöner Gesangslinie und einem wahnsinnig sanften Chorus, "Catch Me When I Fall" wird in seiner Verhuschtheit noch von "With Me Stay" getoppt. Ein Melodiegewabber untermalt das Flehen nach einer zweiten Chance in "Strange Romance".

Experimentelle Akzente werden erst spät im Album gesetzt, wie mit dem Instrumentalstück "Gerry's Reel", das auf Stompelemente und eine innovative irische Fiedel setzt. Virtuoser Folk findet ebenso in "Harmony" statt, einem kleinen Marschsong mit Chören. Nur bei "Ellis Island" weiß man nicht so ganz genau: Ist das eine Musicalnummer? Ist der Song über die Reise zur Freiheitsstatue vielleicht sogar ironisch gemeint? Oder wirklich genau das – die Geschichte über irische Auswanderer nach Amerika im 19. Jahrhundert?

Fazit

Eines darf man bei The Corrs nämlich auch nicht missachten: Da sind zwar diese strahlenden Gesichter und Stimmen, doch die Zwischentöne können so herzzerbrechend sein, dass man dazu herrlich an Abenden in der Bude heulen kann. Das war ebenfalls schon immer so. Und wird sich hoffentlich in Zukunft mit weniger Durststrecken zwischen den Alben wiederholen.

Anspieltipps

White Light

Bring On the Night

Stay

Catch Me When I Fall

Artistpage

TheCorrsWebsite.com

Tracks

1.I Do What I Like
2.Bring On the Night
3.White Light
4.Kiss of Life
5.Unconditional
6.Strange Romance
7.Ellis Island
8.Gerry's Reel (Instrumental)
9.Stay
10.Catch Me When I Fall
11.Harmony
12.With Me Stay (Akustikversion von "Stay")

Simone Bauer - myFanbase
29.02.2016

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