Bewertung
Best Coast

California Nights

Am Anfang ihrer Karriere saß Beth Cosentino in einer quietschrosa Seifenblase und sang ihre liebenswürdig verschwurbelten Sixties-Garagen-Rock-Songs über die Themen, die sie gerade schwer bewegten: Jungs, die Liebe, die Liebe zu ihrer Heimat. Nun, beim mittlerweile dritten Album mit ihrem Bandkollegen Bobb Bruno angekommen, ist die Seifenblase schließlich zerplatzt – und was übrig bleibt, hat fast all seinen Charme verloren: Die Themen und Reime sind immer dieselben, die aalglatt produzierten Songs wirken ohne ihren Retro-Touch nur mehr banal und eintönig.

Foto: Copyright: Capitol (Universal Music)
© Capitol (Universal Music)

"Crazy for You" war so herrlich erfrischend mitsamt seinem Kleinmädchen-Charme, der Nachfolger "The Only Place" war schon deutlich schwächer, in der Melodienführung aber wenigstens noch abwechslungsreich und zumindest eine poppige Feelgood-Platte – "California Nights" schafft weder das eine noch das andere. Zwischen glattem Girlie-Rock und harmlosem Pop-Punk bewegen sich die neuen Best-Coast-Songs: Sie tun niemandem weh, sorgen aber auch sonst kaum für größere Gemütsregungen.

Zwar geht jeder Song für sich schnell ins Ohr (Beth Cosentino wäre nicht Beth Cosentino, würde sich nicht alles auf alles reimen), im Gegensatz zu früheren Hits wie "Boyfriend" oder "The Only Place" bleibt dort aber nichts hängen – ihre aufgesetzte Poppigkeit lässt sie austauschbar und einfallslos klingen. Cosentinos angenehme Stimme würde sie theoretisch aufwerten, ihr würden – man will fast sagen "reifere" – Gitarrensongs abseits dieses Strandparty-Getues sogar äußerst gut stehen. Stattdessen manövriert sie sich selbst und ihr Talent mal wieder ins Aus, indem sie von "I sit around / I watch TV / You ignore me" ohne mit der Wimper zu zucken zu Weisheiten wie "Girls will be girls and boys will be boys / That’s just the way it is" übergeht.

Was bisher sogar mehr wie ein schlauer Schachzug anmutete, bewirkt nun geradezu das Gegenteil: Die ewig selbe Leier beginnt zu nerven, die Lyrics könnte man wohl noch im Halbschlaf vervollständigen. Überhaupt in Erinnerung bleiben einem vielleicht noch "In My Eyes" und "Jealousy", weil sie einfach die stärkeren Refrains haben, und der Titelsong "California Nights" – der sich als einziger Song ein Stückchen weit aus der zurechtgezimmerten Nische heraustraut und Dream-Pop mit Hang zur Dramatik ist.

Diese paar Funken an Originalität können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Best Coast entweder in ihrem bandeigenen Konzept verrannt haben und dabei auch der Wechsel von Retro- auf Hochglanzsound dabei nichts helfen konnte – oder dass das Ganze womöglich von Anfang an nur eine begrenzte Lebensdauer hatte und spätestens beim dritten Album ausgelutscht ist.

Fazit

"I’m a big girl now / But I don’t feel much older" - Beth Cosentino trifft es ja selbst auf den Punkt: Abgesehen vom Abwenden der Dream-Pop-Elemente hin zu eher seichtem Girlie-Rock hat sich bei Best Coast in Sachen Songwriting nichts getan. Und so schön es ist, seine eigene Marke darzustellen und an seine Trademarks festzuhalten: Wenn diese langweilen, eintönig und bisweilen sogar nervig sind, hilft das alles nichts.

Anspieltipps

In My Eyes

Jealousy

California Nights

Tracks

1.Feeling OK
2.Fine Without You
3.Heaven Sent
4.In My Eyes
5.So Unaware
6.When Will I Change
7.Jealousy
8.California Nights
9.Fading Fast
10.Run Through My Head
11.Sleep Won’t Ever Come
12.Wasted Time

Stephanie Stummer - myFanbase
08.06.2015

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