Bewertung
Rainhard Fendrich

Auf den zweiten Blick

Elf Best-Of-Alben hat er schon zusammengestellt, aber – anders als auf beispielsweise "Raritäten" – noch nie Studiotracks vergangener Platten neu arrangiert. Das tut der Chef des Austropops Rainhard Fendrich nun mit seinem siebzehnten Studioalbum "Auf den zweiten Blick".

Foto: Rainhard Fendrich - "Auf den zweiten Blick" - Copyright: Ariola
Rainhard Fendrich - "Auf den zweiten Blick"
© Ariola

Berührende und zeitlose Songs aus dreißig Jahren Karriere hat er da ausgewählt, über Liebe und Freundschaft und auch "a bisserl" über die Welt, in der wir leben. So singt er in "Ich bin ein Negerant, Madame" (was nichts anderes als in ostösterreichisch heißt, der Charakter, der den Song erzählt, ist ziemlich pleite) seit neuestem von der Hypo Alpe Adria. Doch ansonsten benötigen die Lyrics keinerlei Update, vor allem "Die Erde" – bei der er, ungewöhnlich für diese Platte, unverändert die Rockgitarre auspackt – ist aktuell wie eh und je: "Er hat es sicher schon bereut, dass er uns seine Macht geschenkt."

Doch wer berühmt wurde mit "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" kann es eben auch sehr gefühlig. Schon auf dem 2004er "aufLeben" konnte das Pianostück verzücken ("Nix kann dann schöner sei, wer' langsam miad und leg mein Kopf zu dir"). Auch blieb "Über mein' Horizont" in Erinnerung: "Wer lang unterwegs is hat viel zum erzähln. A Hund an der Ketten hat immer nur a und dasselbe zu belln. A Vogerl, der frei is, singt doppelt so schön. Wenn's einmal vorbei ist wird's jeder versteh'n."

"Männersache" vom gleichnamigen Konzeptalbum bleibt ebenfalls weiterhin stark – bearbeitet hat Fendrich alle fünfzehn Songs übrigens mit seiner vierköpfigen – männlichen – Band. Ob Fendrich sich im 2016 kommenden Musical "I Am From Austria" auch am schweren Wortverkehr und Polsterweinen abarbeiten wird? (Für sein erstes Musical "Wake Up" tat er das am Ruhm.)

Vom Urlaub träumt er auch noch, übrigens damals ebenfalls auf "Männersache", der Musiker, der viel Zeit auf Mallorca verbringt: Mit der Radioauskopplung "Seven Days a Week" nämlich. Und der Feiertagssong "Der Christbaum" erschien im November 2014 pünktlich zum Weihnachtsgeschenk. Dieser neue Song groovt sehr, doch man hätte ihn sich auch sparen können. Andererseits: Vielleicht ist er auch etwas für den zweiten Blick?

Fazit

Generell sind alle Songs auf "Auf den zweiten Blick" ruhiger geworden. Und lateinamerikanischer. Dort, wo die Akustikgitarre früher straight geklampft wurde, klingt es südamerikanischer, wo ein Ruck durch den Song ging, klingt es smoother, und auch da, wo ein Ton härter angesungen wurde, klingt es weicher, schon alleine wegen der Tonarten, die er inzwischen anschlagen kann und muss. Ob man mit dem Alter ruhiger wird, ist das Eine. Ob das schlecht ist, das Andere. Denn natürlich wird sich Rainhard Fendrich gerecht und eröffnet manchen – ob hartgesotten oder nicht – Fans neue Perspektiven.

Anspieltipps

Über mein' Horizont

Männersache

Schlaf' mit dein' Herzschlag ein

Artistpage

Rainhard-Fendrich.at

Tracks

1.Ich bin ein Negerant, Madame
2.Das Feuer
3.Voller Mond
4.Über mein‘ Horizont
5.Falscher Freund
6.A winzig klaner Tropfen Zeit
7.Seven Days a Week
8.Die Erde
9.Männersache
10.Sonntag Nachmittag
11.Das Paradies
12.Schlaf‘ mit dein‘ Herzschlag ein
13.Ganz von alla‘
14.Sonnenuntergänge
15.Der Christbaum

Simone Bauer - myFanbase
14.02.2015

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